Beifuß

Beifuß (Artemisia vulgaris) wächst wild und ist mit dem Wermut verwandt, aber milder im Geschmack. In vielen Gegenden der Welt gilt die „Mutter aller Kräuter“ in Form von Tee, Räucherungen oder aufgehängten Sträußen als Schutzmittel gegen Krankheiten und wilde Tiere oder als Mittel zur Reinigung und gegen Hexerei.

Als Heilkraut wurde der Beifuß früher auch nach oder während langer Wanderungen eingesetzt, um die Füße nach der Anstrengung zu beleben und um die Schmerzen zu lindern, woher vermutlich auch sein Name stammt.

Gesundheitsplus

Beifuß enthält ätherische Öle wie Cineol, Thujon oder Kampfer sowie Bitterstoffe und Gerbstoffe. Verwendet werden die Blüten, die Blätter und die Wurzeln. Im aromatisch duftenden Einjährigen Beifuß (Artemisia annua, s.u.) ist auch Artemisinin enthalten. Es wird nicht nur von der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) schon lange erfolgreich als Mittel gegen Malaria eingesetzt.

Aufgrund der Inhaltsstoffe wirkt Beifuß antibakteriell, appetitanregend, beruhigend, durchblutungsfördernd, galletreibend, krampflösend, verdauungsfördernd und wehenfördernd. Dadurch hat das Kraut ein breites Anwendungsspektrum.

Beifuß gilt als traditionelles Frauenkraut mit entkrampfender Wirkung bei Unterleibs- und Menstruationsbeschwerden, aber auch bei Blasenkatarrh, chronischer Eierstockentzündung und Ausfluss. Mit Beifuß als Gewürz kann die Verdaulichkeit üppiger Mahlzeiten verbessert werden, da enthaltene Bitterstoffe die Bildung von Magensaft und Gallenflüssigkeit fördern. Ein Aufguss aus Beifußkraut ist ein ideales Fußbad und Beifußöl eignet sich hervorragend für Fußmassagen nach einem anstrengenden Tag. Schmerzende Füße werden dadurch warm und entspannt! Beifuß wird eine entspannende Wirkung auf das Nervensystem nachgesagt und es soll gegen Schlafstörungen, Nervosität und Ängste helfen. Das Heilkraut wird hier als Tee oder in einem Duftsäckchen als Riechkraut verwendet. Die Blätter vom Beifuß (Artemisia vulgaris) bilden gerieben und getrocknet das Moxakraut. Es ist Bestandteil der Moxa-Therapie, einer Wärmebehandlung der Akupunkturpunkte.

Achtung: Beifuß darf nicht überdosiert und nicht bei Fieber und in der Früh-Schwangerschaft eingesetzt werden. Es kann auch allergische Reaktionen auslösen!

Küchentipps

Das aromatisch-zartbittere Gewürz mit seinem intensiven balsamischen Geruch eignet sich besonders zum Würzen von fetten und schweren Speisen. Es ist das traditionelle Gewürz für die Weihnachtsgans. Das Kraut mit seinen knospigen Blütenständen würzt Feta, Schmalz, Kartoffelgerichte und Hülsenfrüchte. Beifuß lässt sich gut trocknen, ohne an Würze zu verlieren, und so für den Winter konservieren.

Der Duft wird besonders stark beim Zerreiben der würzigen Pflanzenteile freigesetzt. Interessant sind auch mit Beifuß aromatisierte Essige und Öle.

Außerdem hält Beifuß in den Schränken die Motten fern!

Beifuß bekommen Sie in der Natur, auf dem Markt und im Gewürzregal. Präparate mit Beifuß bekommen Sie nebst Beratung auch bei uns, in Ihrer Flora Apotheke!

Einjähriger Beifuß (Artemisia annua)

Artemisia annua

Nachtrag (September 2017): In unserem Artikel Zeit der Kräuterweihe haben wir uns u.a. auch auf den Beifuß bezogen und einige Nachfragen erhalten. Diesen möchten wir mit einem kleinen Nachtrag zur Studienlage Rechnung tragen.

Der oben bereits kurz erwähnte Einjährige Beifuß (Artemisia annua) ist nur eine Artemisia Art und ist vom gewöhnlichen Beifuß (Artemisia vulgaris, s.o.) und auch dem Wermut (Artemisia absinthium L.)  zu unterscheiden.

Er gelangte in den 70ern zu Ruhm, da das aus ihm hergestellten Artemether bzw. Artesunat (Derivate des natürlichen Wirkstoffs Artemisinin) so wirksam bei Malaria helfen (gesteigertes Forschungsinteresse während des Vietnamkrieges), dass sie 1997 bzw. 2002 von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) in die Liste der unentbehrlichen Arzneimittel aufgenommen wurden. Die Chinesin Youyou Tu isolierte und erforschte den sekundären Pflanzenstoff Artemisinin als erste und wurde dafür 2015 mit dem Medizin-Nobelpreis geehrt. Sie kam auf die Idee durch das Studium altchinesischer Schriften, also der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM).

Eben dort finden sich auch Hinweise auf weitere Einsatzgebiete, so wird die Pflanze recht erfolgreich gegen Parasiten, Viren, Bakterien und Pilzen sowie zur Unterstützung des Immunsystems, zur Desinfektion, bei Verdauungsstörungen, Gelenkbeschwerden, Hautproblemen etc. verwendet. Ja sogar bei Diabetes und Krebs scheint Artemisia annua erfolgversprechend Wirkung zu zeigen, insbesondere in Verbindung mit Vitamin C Hochdosistherapie sowie Eisengabe.

Die Wirkung gegen Krebs ist ähnlich der gegen Malaria:

„Das Geheimnis seiner Wirkung liegt dabei in seiner Reaktion mit Eisen, das sich in hohen Konzentrationen in Malariaerregern findet. Gerät Artemisinin mit dem Eisen in Kontakt, kommt es zu einer chemischen Reaktion, durch welche freie Radikale erzeugt werden: Die eigentliche Waffe gegen die Malariaparasiten. Diese greifen die Zellmembranen an, reißen sie förmlich auseinander und vernichten so die Erreger. Da auch Krebszellen große Mengen an Eisen verbrauchen, um bei der Zellteilung ihre DNS reproduzieren zu können, enthalten auch sie wesentlich höhere Eisenkonzentrationen als normale Zellen. Weil sich an ihrer Oberfläche viele Transferrin-Rezeptoren befinden, können sie besonders viel Eisen aufnehmen. Diese binden die Eisenteilchen und schleusen sie in das Zellinnere. So pumpen sich die Krebszellen regelrecht mit Eisen voll. Verabreicht man nun Artemisinin, wird die gleiche Reaktion wie bei Malaria in Gang gesetzt: Es kommt zur massiven Freisetzung von Sauerstoffradikalen in der Krebszelle, was zu ihrem Untergang führt.“
Quelle: Natur & Heilen 8/2017, S. 49

Die breite Heilkraft wurde mittlerweile vielfach in Studien nachgewiesen.

Studien in Bezug auf Artemisia annua und Krebs

  • Studie zu Brustkrebszellen:
    Study of Artesunate in Metastatic Breast Cancer. Efferth et al., Inter. J. Oncology 18: 767, 2001 (auch im Web)
  • Studie zu Gebärmutterhalskrebs:
    First Study of Oral Artenimol-R in Advanced Cervical Cancer: Clinical Benefit, Tolerability and Tumor Markers. Frans Herwig Jansen, Innocent Adoubi, Kouassi Comoe J.C., Tinne De Cnodder, Nicolas Jansen, Alexander Tschukalow and Thomas Efferth, Anticancer Research 31:4417-4422 (2011)
  • Studie zur Apoptose (Selbstmord) der Krebszelle:
    Artesunate activates mitochondrial apoptosis in breast cancer cells via iron-catalysed lysomalreactive oxygen species production. Hamacher-Brady, A. u.a., J. Biol Chem, 25.2.2011; 286 (8): 6587-6601, DOI: 10.1074/jbc.M110.210047
  • Studie zu Darmkrebs:
    EBioMedicine. A Randomised, Double Blind, Placebo-Controlled Pilot Study of Oral Artesunate Therapy for Colorectal Cancer. Sanjeev Krishna, Senthil Ganapathi, Irina Chis Ster, Mohamed E.M. Saeed, Matt Cowan, Caroline Finlayson, Hajnalka Kovacsevics, Herwig Jansen, Peter G. Kremsner, Thomas Efferth, Devinder Kumar. 2014
  • Allgemein:
    From ancient herb to versatile, modern drug: Artemisia annua and artemisinin for cancer therapy. Thomas Efferth, Johannes Gutenberg University, Institute of Pharmacy and Biochemistry, Department of Pharmaceutical Biology, Mainz, Elsevier 2017

Studienquelle: Natur und Heilen

Haupttext mit freundlicher Genehmigung der S & D Verlag GmbH. Das komplette Heft bekommen Sie auch bei uns in der Apotheke.
Haupttext (ohne Nachtrag) mit freundlicher Genehmigung
der S & D Verlag GmbH. Das komplette Heft bekommen Sie auch bei uns in der Apotheke.