Glatzen und Geheimratsecken

Wie viel Haarverlust ist normal? Haare sprechen Bände. Sie verraten etwas über unsere Gene und sind ein Spiegelbild unserer Hormone. Fallen sie aus, wird’s haarig. Suchen Sie nicht die Stecknadel im Heuhaufen, um die Gründe für den Haarverlust oder die Glatze zu finden. Eine ganzheitliche Beratung trifft die Antwort meist haargenau.

Haare in Zahlen
Jeden Tag verlieren wir 60–100 Haare. Das ist normal. Die Anzahl der Kopfhaare ist individuell verschieden und richtet sich u.a. nach der Haarfarbe. Blonde Menschen haben etwa 150.000 Haare auf dem Kopf. Rothaarige begnügen sich mit der Hälfte davon. Brünette und Schwarzhaarige bringen es auf rund 100.000 Haare. Jedes einzelne Kopfhaar wächst im Monat etwa 1cm. Die Lebenserwartung eines Haares beträgt zwei bis sechs Jahre. Danach fällt es natürlicherweise aus. Die Haarwurzel geht in eine Regenerationsphase, um danach ihre Zellproduktion wieder aufzunehmen. Ein neuer Haarzyklus beginnt.

Ein Beitrag von Stefanie Deckers, Foto: Flora

Ob blond, ob braun – volle Haare sind immer ein Ausdruck von Schönheit und Vitalität. Sie unterstreichen die Persönlichkeit und können ein Erkennungsmerkmal sein. Denken Sie nur an die schwarz-glänzende Elvis-Tolle, an die schneeweißen Mozartlocken oder an die Dauerwelle der 1980er-Jahre. Eine Frisur hat Symbolcharakter. Gehen die Haare aus, hängt das gesunde Selbstbewusstsein am seidenen Faden. Frauen wissen eher, wovon wir sprechen, als Männer. Wie groß darf der Haarverlust sein? Was ist normal und wann wird es krankhaft?

Haare sind Hornfäden aus Keratin. Totes Material, und doch sind Haare lebendiger als gedacht. Um gesund wachsen zu können, brauchen sie Nährstoffe aus der Wurzel: Vitamine, Hormone und Spurenelemente. Fehlt ein Element, wird das früher oder später sichtbar. Das Haar wird schütter, stumpft und strohig. Schlimmstenfalls fällt es nach und nach ganz aus. Schleichender Haarverlust lässt sich aufhalten. Manchmal aber leider nicht. Sie müssen die Ursachen kennen, und die können vielschichtig sein.

Wichtig ist auch die Frage:
Sind Sie ein Mann oder eine Frau?

Hormonbedingter Haarausfall (Alopecia androgenetica)

Mit Geheimratsecken beginnt es. Immer weiter lichtet sich das Haar von den Schläfen bis über den Scheitel hinweg. Andere bekommen zuerst einen kahlen Hinterkopf und im Lauf der Zeit bleibt nur noch ein Haarkranz stehen. Männer können meist nur zuschauen, wie ihre Glatze entsteht. Schuld ist DHT.

Dihydrotestosteron (DHT) ist ein Abbauprodukt des männlichen Geschlechtshormons Testosteron. DHT ist wichtig für die Entwicklung vom Jungen zum Mann, bewirkt aber auch den Haarausfall, der schon in jungen Jahren beginnen kann.

Mit DHT verkürzt sich die Wachstumsphase der Haare und die Haarwurzeln sterben schließlich ganz ab. Wann die Glatzenbildung beginnt, bestimmen die Gene. Junge Männer, die schon Geheimratsecken auf ihrem Kopf entdecken, sind gleich doppelt betroffen. Sie verlieren nicht nur früh ihre Haare, sondern auch besonders viele.

Auch Frauen können vom hormonell bedingten Haarausfall betroffen sein. Dann ist allerdings eine Schwangerschaft vorausgegangen oder es liegt an den Wechseljahren.

In der Schwangerschaft wird vermehrt Östrogen ausgeschüttet. Das weibliche Hormon fördert das Haarwachstum. Das ist der Grund, weshalb werdende Mütter sich über eine glänzende, prachtvolle Mähne freuen dürfen. Nach der Entbindung sinkt der Östrogenspiegel wieder und es heißt: Abschied nehmen von den lieb gewonnenen, zusätzlichen Haaren.

Auf hormonelle Umschwünge im Leben reagieren die Haarwurzeln äußerst penibel. Wenn mit den Wechseljahren weniger Östrogen gebildet wird, bleibt bei Frauen nicht nur die Periode aus. Auch das Haar wird lichter. Besonders an den Schläfen und am Scheitel. Eine Alterserscheinung, die belastend ist.

Kreisrunder Haarausfall (Alopecia areata)

Beim kreisrunden Haarausfall entstehen 2–10 cm große kahle Stellen am Kopf. Einige abgebrochene Haarflusen bleiben stehen. Die Ursache ist eine Autoimmunreaktion, bei der sich der Körper gegen sich selbst richtet. Immunzellen (T-Lymphozyten) greifen die Haarfollikel an, sodass die Haarwurzelaktivität erstarrt. Die Folge: Das Haar wächst nicht mehr, bricht ab und fällt aus.

Kreisrunder Haarausfall kann in jedem Alter auftreten, häufig aber bei Kindern und Jugendlichen. Manchmal wachsen die Haare von selbst wieder nach, in anderen Fällen wird die Erkrankung chronisch. Auch die Psyche spielt eine Rolle. Nach einem Schockerlebnis können plötzlich die Haare ausfallen – ein Phänomen, das selten vorkommt.

Diffuser Haarausfall (Alopecia diffusa)

Diffuser Haarausfall braucht eine ganzheitliche Betrachtung. Seelische Belastungen können buchstäblich zum „Haareraufen“ sein. Redewendungen wie diese sind nicht an den Haaren herbeigezogen, sie spiegeln unser Innenleben wider.

Schönes Haar kommt von innen

Haarwurzeln sind Sensibelchen. Sie reagieren, wenn die Nährstoffversorgung ins Wanken gerät. Fehlen Mineralstoffe, Spurenelemente und Vitamine, bestraft uns unser Organismus mit strohigen, struppigen Haaren. In der Bürste bleiben mehr Haare stecken als gewohnt. Die Gründe sind oft hausgemacht: Crash-Diäten sind ohnehin haarsträubend. Weitere Ursachen für diffusen Haarausfall sind Infektionskrankheiten, spezielle Medikamente, Schilddrüsenfunktionsstörungen, Übersäuerung durch ungesunde Lebensweise oder eine gestörte Darmflora durch Schwermetallbelastung.

Vitamine für die Haare

Auch Stress ist ein Vitalstoffräuber, der an den Haaren zehrt. Eine gesunde Ernährung ist deshalb in anstrengenden Zeiten besonders wichtig. Biotin (auch Vitamin H oder Vitamin B7) ist das Haarvitamin. Viel davon enthalten ist in Avocado, Bierhefe, Champignons und Haferflocken. Biotin zusammen mit Zink gibt es auch in Fertigpräparaten in Ihrer Apotheke.
PS: Biotin im Vitamin-ABC unserer Website.

Spurenelemente fürs Haar

Zink ist eines der bedeutendsten Spurenelemente. Ein Mangel kann zu Haarverlust führen. Kürbiskerne, Hülsenfrüchte und Nüsse sind wahre Zinkbomben. Vergessen Sie auch nicht Ihre Eisenversorgung. Besonders dann, wenn Sie eine Frau sind und starke Regelblutungen haben. Eisenmangel geht oft zu Lasten der Haare. Rote und grüne Gemüsesorten sind gute Eisenlieferanten. Die Beigabe von Vitamin C erhöht die Eisenaufnahme.

Das Salz für die Haare

Silicium strafft die Haut, stärkt die Fingernägel und sorgt für glänzendes Haar. Schüßler-Salz Nr. 11 ist Silicium (Kieselsäure) und kann kurmäßig über mehrere Wochen eingenommen werden. Fragen Sie in Ihrer Apotheke.

Pflanzen für die Haare

Die Birke hat den Inhaltsstoff Betulin, der bewirken soll, dass die Kopfhaut gut durchblutet ist und die Haarwurzel angeregt wird. Für ein gesundes Haarwachstum gibt es eine Reihe von Haarpflegeprodukten in Ihrer Apotheke: Birkenshampoo, Birkenhaarwasser und Birkentonicum. Angenehmer Nebeneffekt: Ein Birkenshampoo hilft auch bei schnell fettenden Haaren, weil es überschüssigen Talg entfernt.

Bei Haarausfall und Schuppen empfiehlt sich Rosmarinöl. Rosmarin soll die Sauerstoffversorgung der Kopfhaut verbessern und die Haarfollikel stärken. Am besten entfaltet Rosmarinöl seine Wirkung in Kombination mit Lavendel oder Salbei.

Probieren Sie auch unsere Duo-Aktiv-Haarkur, ein Rezept zum Eigenbau oder unsere durchblutungsfördende Haaremulsion aus unserer biologischen Kosmetikserie Floracare.

Sprechen Sie uns auf Haare, Haarausfall und auch Haarpflege an, wir beraten Sie gern.

Naturheilkunde & Gesundheit
Text mit freundlicher Genehmigung der S & D Verlag GmbH. Das komplette „Naturheilkunde & Gesundheit“ Heft bekommen Sie auch bei uns in der Apotheke.