Hormonelle Probleme bei Hunden

Der Hund, des Menschen bester Freund… Viel zu oft vergisst man, dass auch er einmal einen Arzt braucht. Und da auch er wie wir ein Säugetier ist, gibt es auch in seinem Körper ähnliche Organe und Vorgänge wie bei uns Menschen. Zur z.B. Initiierung bestimmter Reaktionen und Zellteilungsprozesse bedient sich der Hundekörper auch verschiedenster Hormone, jedes mit einer ganz speziell abgestimmten Funktion. Und wie beim Menschen können auch hier Fehlfunktionen auftreten, die einen Tierarzt mit Spezialisierung auf innere Medizin, spezieller noch auf Endokrinologie benötigen. Auch in der Tiermedizin kümmert sich der Endokrinologe um die Hormondrüsen des Körpers, also die Drüsen, die nach innen wirken, wie z.B. Schilddrüse, Nebennieren und Bauchspeicheldrüse (Pankreas) aber auch Magen und Darm und die Fortpflanzungsorgane sind hier zu nennen.

 

Schilddrüse

 

Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose)

Vielen Hunden mit diffusen Beschwerden wird oft fälschlicherweise diese Krankheit diagnostiziert, dabei ist eine eindeutige Diagnose schwierig aufgrund der Vielschichtigkeit der Symptome (sie reichen von Verhaltensveränderungen über Magen-Darm-Beschwerden bis hin zu Hautproblemen). Neben der Überprüfung des Hormonspiegels kann ein Funktionstest die Diagnose sichern.

Die Ursache der Hypothyreose ist in >95% der Fälle ein Verlust von Schilddrüsengewebe, meistens durch eine Autoimmunerkrankung, bei der das körpereigene Schilddrüsengewebe durch ein irritiertes Immunsystem angegriffen wird; vermutlich tragen hier auch Schwermetallbelastungen aus dem Thiomersalgehalt (Ethylquecksilber) der Impfstoffe zum Gewebsuntergang bei sowie unphysiologische Ernährung mit ungeeignetem Futter. Das verbleibende Gewebe versucht den Hormonmangel zu kompensieren, doch irgendwann fällt der Hormonspiegel ab und der Stoffwechsel fährt runter. Es kommt zu Symptomen wie Müdigkeit, Unlust und Fettablagerungen. Der Hund will nur noch schlafen und auch kaum noch Gassi gehen.

Auch können sie kälteempfindlich, leicht reizbar, fast aggressiv wirken, und selbst junge Hunde haben plötzlich den Habitus eines alten Tieres. Das Fell wird trocken, stumpf und es können kahle und schwarz verfärbte Stellen entstehen, ebenso ist eine höhere Empfindlichkeit für Hautparasiten oder generelle Infekte (Pilze, Bakterien). Diese schleichenden Prozesse werden oftmals als Alterserscheinungen fehlgedeutet. Teilweise entsteht das sog. Clownsgesicht, es wirkt, als würde der Hund traurig aus der Wäsche schauen und durch eingefallene Bereiche unter den Augen sieht es aus, als ob der Hund Tränen weint.

Aber es gibt eine wenn auch lebenslag notwendige Therapie: Die Gabe von Schilddrüsenhormonen. Die Wirkung braucht etwas, eh sie einsetzt, aber dann gibt es deutliche Besserung. Klassische T4 Präparate müssen aufgrund der kurzen Halbwertszeit deutlich höher als beim Menschen dosiert werden, oft ist es besser, auf T3/T4 Kombinationspräparate zurückzugreifen, deren Wirkung physiologischer und bei kleinerer Dosierung nachhaltiger ist. Auch kann man die Schilddrüse homöopathisch in Ihrer Funktion unterstützen (z.B. Thyropasc oder fucus vesiculosus Urtinktur, die gleichzeitig noch gebundenes Iod für die Eigenproduktion zur Verfügung stellt).

Oft bringt auch eine Ausleitung der Schwermetallbelastung, z.B. mit DMSA Kapseln unter begleitender orthomolekularer Therapie eine deutliche Besserung oder sogar eine nachhaltige Heilung der bestehenden Problematik mit sich.

 

Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose)

In diesem Fall produziert die Schilddrüse zu viel Hormone und treibt den Stoffwechsel über die Maßen an. Die Folge sind Nervosität, Zittern, Herzrasen, Schweißausbrüche und Gewichtsabnahmen (obwohl sie oft mehr fressen). Ursache ist in vielen Fällen ein hormonproduzierender Schilddrüsentumor, der zudem Druck auf Luft- und Speiseröhre ausüben kann. In diesem Fall hilft meist nur eine Operation zur Entfernung von Tumor und oftmals der gesamten Schilddrüse, ggf. Flankiert von einer Bestrahlung. Auch hier hat die Natur ein Therapeutikum in Petto, so kann man mit Brunnenkresse nicht nur zu viel freies Iod binden sondern auch mild ausleiten.

 

Probleme der Nebennieren

 

Wird der Hund sukzessive immer dicker und leidet unter ständiger Müdigkeit, kann u.a. mit Hilfe eines Hormontests die Funktion der Nebennieren überprüft werden.

 

Eine Überfunktion der Nebennieren wird auch Cushing-Syndrom genannt. Dabei überbelastet ein chronisch hoher Cortisolspiegel im Blut den Stoffwechsel. Ursache ist fast immer ein Tumor, der entweder (zu 80%) in der Hypophyse (Hirnanhangdrüse, sie steuert indirekt wiederum die Nebennierenproduktion) oder (zu 20%) in der Nebenniere selbst sitzt. Das Cushing-Syndrom kann aber auch durch den unbedachten Einsatz von Glucocorticoiden (z.B. Prednisolon) hervorgerufen werden. Besonders oft ist das bei Pudeln und Dackeln zu beobachten.

 

Kurze Exkursion: Das Hormon Cortisol (aus der Nebennierenrinde – Hormon des passiven Stress- oder auch Kontrollverlustsystems) hat im Ungleichgewicht deutliche Auswirkungen auf das Verhalten und die Emotionen des Hundes: Lernschwäche, Passivität, Schlafstörungen, Futteraggressivität, soziale Unterwürfigkeit, oft gekoppelt mit Angst- und Selbstschutzaggression, Depressionen und Orientierungslosigkeit. Durch die Anpassungsfähigkeit des Stresssystems sowie der langen Cortisol-Halbwertzeit ist der Stress-Teufelskreis kaum zu durchbrechen, wenn er einmal begonnen hat.

 

Bei einer Überfunktion der Nebennieren sind die Cortisolwerte des Hundes erhöht, was seine gesteigerte Stressanfälligkeit und die dargestellten Wirkungen erklärt. Bei Collies und anderen britischen Hütehunden kann der sog. MDR1-Gendefekt vergleichbare Stressanfälligkeit verursachen.

Symptome des Cushing-Syndroms: Betroffene Hunde urinieren viel, haben ständig Durst, hecheln deutlich vermehrt und verlieren büschelweise Fell. Die Haut wird dünn und kann sich schwarz verfärben. Die Assoziation eines gerupften Hühnchens liegt nahe. Die Körperform zeigt einen dicken Hängebauch auf vier dünnen Beinen. Dennoch ist eine Diagnose nicht mit einer Messung des Cortisolwertes im Blut gesichert, es ist zudem ein Dexamethason-Screening-Test sinnvoll.

Für die Behandlung gibt es wirksame Medikamente (hemmen die übermäßige Cortisolproduktion) für beide Tumorarten, wenn möglich (schwieriger Eingriff) wird der Tumor operativ entfernt. Natürlicher Gegenspieler des in der Nebenniere produzierten Cortisols ist DHEA, Dehydroepiandrosteron oder auch Prasteron. Dies dient als Hormonvorstufe für Östrogen und Androgene im Körper, kann jedoch auch therapeutisch bei einem deutlichen Cortisol Übergewicht eingesetzt werden, um die bestehende Symptomatik zu verbessern und Nebenwirkungen einer notwendigen Cortisoltherapie z.B. bei chronischem Hüftleiden verbessern.

 

Wo es eine Überfunktion gibt, ist die gegenteilige Unterfunktion auch ein Thema: Man spricht von Morbus Addison bei Mangel von Cortisol und einem weiteren Hormon der Nebennierenrinde. Symptome sind Lustlosigkeit, Müdigkeit oder kollapsartige Zusammenbrüche. Der Hund verliert über die Nieren extrem viel Flüssigkeit, was zu einem Schock führen kann. Hinzu kommen manchmal Magen-Darm-Beschwerden. Das fehlende Cortisol versagt dem Körper eine Anpassung auf diesen Stress.

Die fehlenden Hormone können als Tabletten verabreicht werden. Ist die richtige Dosierung gefunden, kann ein nahezu normales Hundeleben geführt werden. Auch hier empfiehlt sich eine orthomolekulare Zusatztherapie in Absprache mit dem behandelnden Tierarzt.

 

Diabetes mellitus

 

Die Bauchspeicheldrüse des Hundes produziert neben Verdauungsenzymen auch Hormone wie das Insulin, welches an die Blutbahn abgegeben wird. Nach dem Essen steigt der Blutzuckerspiegel immer an. Im Normalfall schüttet die Bauchspeicheldrüse nun Insulin aus, das dafür sorgt, dass die Zuckermoleküle in die Körperzellen gelangen können. Wird zu wenig Insulin produziert, bleibt der Zucker im Blut und fehlt den Zellen für verschiedenste Stoffwechselvorgänge. Der Hund leidet an Diabetes. Die Neigung dazu wird oftmals vererbt, kann aber auch als Folge anderer Erkrankungen entstehen (z.B. Entzündung, Bauchspeicheldrüsen-Tumor, hormonelle Störungen etc.). Den Diabetes können aber auch Medikamente wie Glucocorticoide oder Hormone auslösen.

Typische Symptome sind ständiger Durst, vermehrtes Trinken und häufiges Wasserlassen. Zudem hat der Hund ständig Hunger, isst alles und wird dennoch immer dünner (weil der Zucker nicht verwertet sondern krankhaft mit dem Urin ausgeschieden wird). Im weiteren Krankheitsverlauf folgen Schweratmigkeit, Apathie sowie eine Trübung der Augenlinsen (grauer Star).

Eine Diabetes-Diagnose wird i.d.R. durch Überprüfung von Glukose- und Fruktosamingehalt im Blut abgesichert. Als Therapie folgt eine lebenslange Gabe von Insulin. Das darf nicht überdosiert werden, das ist lebensgefährlich durch die drohende Unterzuckerung. Zudem empfiehlt sich bei Hündinnen eine Kastration wegen des Zusammenspiels von weiblichem Geschlechtshormon Progesteron und der Insulinempfindlichkeit.

Vor dem Griff zum Insulin kann in Absprache mit dem Tierarzt evtl. auch durch Gabe der homöopathischen Mittel Syzygium jambolanum D2, Kreosotum D4 oder D6 (altes Tier mit zusätzlichem Juckreiz) sowie Acidum sulfuricum D12. Die Menge des Trinkwasserverbrauchs deutet binnen einer Woche auf einen Erfolg bzw. Misserfolg der Therapie. Vitamine, Mineralien und Spurenelemente sowie Carnitin und gefäßschützende Carotinoide sind hier sinnvolle Ergänzungen. Es sollte genau überprüft werden, ob die Ernährung artgerecht und angepasst an das jeweilige Leistungsspektrum ist, ansonsten muss auch hier korrigierend eingegriffen werden, was allein schon in den meisten Fällen eine deutliche Verbesserung der Blutzuckerwerte mit sich bringt; so sollten schnell freisetzende Kohlehydratquellen wie weißer Reis gänzlich gemieden werden, dafür lieber langgekochten Wildreis, der seine Kohlehydrate viel langsamer und basisch freisetzt sowie wesentlich mehr Protein-, Ballaststoff- und Spurenelementgehalt aufweist. Ebenso kann auf Kamutnudeln oder Quinoa zurückgegriffen werden. Deutlich mehr Gemüse, weniger Fleisch und ggf. ein Fastentag runden die Ernährung ab. Generell sollte auf einen hohen Anteil gesunder Fette wie Lein-, Oliven- und Hanföl geachtet werden und viel Kräuterbeigaben (Estragon bei Gemüse und Fisch, Thymian/Rosmarin bei Fleischgaben sowie immer Petersilie, Dill, Schnittlauch oder auch Curcuma etc.).

Bei Fleischunverträglichkeiten kann auch ein gutes Whey-Protein ergänzt werden, um den Proteinbedarf zu decken.

 

 

Ernährung

Leidet der Hund an Hormonstörungen, so sollte die Therapie durch eine abgestimmte Ernährung und ggf. angepasste orthomolekulare Produkte unterstützt werden. Befragen Sie für Ihren speziellen Fall den Tierarzt und sprechen Sie auch gern uns an.