Migräne, nicht einfach Kopfweh

Kein Vorwand, sondern echte Qual. Trotzdem werden Migränepatientinnen oft nicht ernst genommen.
Beispielhaft und vor dem Hintergrund der Gendermedizin zeigen wir im Zusammenhang mit dieser Problematik auch das Vorurteil auf, mit dem betroffene Frauen zusätzlich zu kämpfen haben.

 

Von Saskia Fechte

 

Das Vorurteil

Migräne, eine Erfindung schlecht gelaunter Frauen? Der wiederkehrende Kopfschmerz ist mit dem Vorurteil verknüpft, bewährte Ausrede bei allgemeinem Unwohlsein und (sexueller) Lustlosigkeit zu sein. Männer mit Migräne scheint es hingegen nicht zu geben.

P.S.: Migräne bei Kindern

 

Die Fakten

In der Jugend halten sich die Geschlechter noch die Waage, erst nach der Pubertät wird Migräne zum Frauenproblem. Dann betrifft die neurologische Erkrankung etwa fünf Prozent der Männer und 15 Prozent der Frauen. Zu allem Übel sind weibliche Attacken länger und intensiver. Die Deutsche Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft zählt Migräne zu den häufigsten und belastendsten Krankheiten, die trotzdem selten angemessen behandelt werden. Es gibt Hoffnung: Nach den Wechseljahren wird sie bei jeder zweiten Frau erträglicher, manchmal verschwindet sie sogar.

 

Die Beschwerden

Viele Migränepatientinnen spüren Alarmzeichen vor der eigentlichen Attacke: Nackenschmerzen oder Veränderungen in puncto Stimmung, Konzentrationsfähigkeit und Schmerzempfindlichkeit. Der charakteristische Kopfschmerz tritt meist halbseitig auf und führt zu deutlich größeren Beeinträchtigungen als »normaler « Spannungskopfschmerz. Eine sogenannte Aura mit Seh- und Empfindungsstörungen gehört längst nicht bei allen dazu. Migräne bringt zahlreiche Begleitsymptome mit, bis hin zu vorübergehender Erblindung, Sprachstörungen und extremer Lichtempfindlichkeit. Attacken können mehrere Stunden, sogar bis zu drei Tage, andauern. Zurück bleibt eine tiefe Erschöpfung.

 

Die Ursachen

Migräne zählt zu den idiopathischen Krankheiten, Erkrankungen ohne bekannte Ursache. Familiäre Häufungen lassen vermuten, dass eine genetische Veranlagung besteht und das Risiko weitervererbt wird. Die Symptome entstehen dadurch, dass sich die Durchblutung des Gehirns kurzfristig ändert. Viele Patientinnen kennen persönliche Risikofaktoren, die Anfälle auslösen. Dazu gehören Stress, Schlafmangel, Wetterumschwung, Rauchen, unregelmäßige Mahlzeiten oder einzelne Lebensmittel wie Alkohol, Schokolade und Käse.

 

Die Rolle der Hormone

Hormone spielen bei Migräneattacken eine wesentliche Rolle. Zum einen scheint es, dass die weiblichen Geschlechtshormone die Schmerzverarbeitung im Gehirn negativ beeinflussen. Zum anderen gelten Hormonschwankungen als Auslöser. Daher sind Frauen mit ihrem monatlichen Wechsel zwischen Eisprung und Periode ganz vorn mit dabei. Wenn der Östrogenspiegel im Blut absinkt, drohen die berüchtigten Kopfschmerzen. So leiden viele Migränepatientinnen kurz vor oder während ihrer »Tage« unter einer Attacke. Menstruelle Migräneattacken können besonders lang und intensiv sein.

 

Was hilft?

Eine Heilung gibt es bisher nicht. Verschiedene Prophylaxe-Behandlungen können die Häufigkeit der Attacken herabsetzen. Mögliche Bausteine solch eines Migräne-Managements sind Entspannungsverfahren, Massagen, Ausdauersport, Biofeedback, Schlafhygiene und kognitive Verhaltenstherapie. Wer seine Trigger kennt, kann Migräneattacken durch einen entsprechenden Lebensstil reduzieren. Bei starker Beeinträchtigung ist die Einnahme von Medikamenten zur Vorbeugung empfehlenswert. Zusätzlich scheinen einzelne Vitamine und Mineralstoffe, allen voran Riboflavin und Magnesium, Migränepatientinnen helfen zu können. Ähnliches scheint für Coenzym Q10 sowie Heilpflanzen wie Mutterkraut und Pestwurz zu gelten. Im Akutfall werden die Symptome bekämpft. Weil ihnen mit gängigen Schmerzmitteln oft nicht beizukommen ist, stehen spezielle Migränemedikamente zur Verfügung. Sie wirken gegen Übelkeit und Kopfschmerzen, können die Anfälle lindern und abkürzen. Die Wirkstoffe Acetylsalicylsäure, Ibuprofen sowie Triptane sind hier die Mittel der Wahl. Deren Auswahl und Dosierung sollte mit dem behandelnden Facharzt abgeklärt werden. Ergänzend bringen Ruhe, Dunkelheit und Kühlkompressen Erleichterung.

 

P.S.
Noch ein kleiner Zusatztipp aus der Homöopathiekiste: Ist Ihre Migräne besonders wetterfühlig hilft häufig eine Einmalgabe Rhododendron C30 Globuli, um eine Entspannung herbeizuführen.
Ansonsten, wenn der Magen nicht so sehr mit Übelkeit geplagt ist und Sie gerade unterwegs keine andere Medikation zur Verfügung haben lassen Sie sich einen Espresso mit frischer Zitrone zubereiten, der die Gefäßsituation positiv beeinflusst.

 

Interessant:
Das Eiweiß CGRP gilt als Migränemarker. Es ist nicht nur im Blut, sondern auch in den Tränen nachweisbar. 

 

 

Und natürlich stehen wir Ihnen gern beratend zur Seite.

 

 

 

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Text mit freundlicher Genehmigung der S&D Verlag GmbH. Die komplette „natürlich Frau“ bekommen Sie auch bei uns in der Apotheke als monatliches Special in der „Naturheilkunde & Gesundheit“.