Phytopharmaka für Kinder – mit Alkoholgehalt?

Phytopharmaka sind Arzneimittel pflanzlichen Ursprungs und sind eher Vielstoffgemische, die aus vielen Substanzen bestehen können. Es sind Naturprodukte, auf die von Heilpraktikern und Eltern gerade bei Magen-Darm-Erkrankungen oder bei Erkältungen und insbesondere bei Kindern als sanfte Maßnahme gern zurückgegriffen wird. In nicht wenigen Mitteln findet der aufmerksame Beipackzettel-Leser den Bestandteil Alkohol (meist in Form von Ethanol*). Dieser dient zur Lösung der Wirkstoffe aus den Pflanzen (Extraktion) und auch zur Konservierung in der fertigen Zubereitung. Aber verständlicher Weise klingeln da bei den Eltern die Alarmglocken: Alkohol für Kinder???

Werfen wir einen Blick auf „normale“ Nahrung und Lebensmittel: 100ml Apfelsaft bringen beispielsweise 0,24g Alkohol mit, 100g Banane sogar 0,3g (Brot übrigens auch). Auch alkoholfreies Bier kann bis zu 0,5% Alkohol enthalten (Eine Kennzeichnungspflicht beginnt erst bei 1,2%).

Betrachten wir die Menge Alkohol, die ein Kind bei einer vorgegebenen Einzeldosis** zu sich nimmt: diese beträgt lediglich 0,022g bis 0,274g, also weniger als in einer Banane enthalten ist.

* Bei eingestellten Extrakten wird auch häufig Aceton als Auszugsmittel eingesetzt und als solches bei der Nennung des Extraktes in der Zusammensetzung genannt, jedoch keine Angst an dieser Stelle, Ihr Kind nimmt hier keinen Nagellackentferner durch die fertige Zubereitung zu sich.
** Ergebnis einer Auswertung mehrerer Studien und Daten unter Fokus auf flüssige Präparate für o.g. Einsatzbereiche durch eine Forschergruppe um Dr. Olaf Kelber.

 

Fazit: Die in den Präparaten enthaltene Alkoholmenge ist i.d.R. für Kinder keine Gefahr, wenn zugelassene deutsche Präparate im Rahmen der Dosierungsanleitungen verwendet werden. Der kindliche Stoffwechsel kann derartig kleine Mengen selbst bei Krankheit problemlos bewältigen. Diese Mengen werden zum Teil sogar noch durch den Stoffaustausch in der Lunge abgeatmet. Angesichts der obigen Zahlen besteht somit ausreichender Spielraum selbst für im Einzelfall höher verschriebene Dosen, so würde z.B. die durchschnittliche Menge von 100ml Ethanol aus Apfelsaft erst bei etwa 11facher Überschreitung erreicht.

Im Übrigen gilt dies auch für die Anwendung beim Haustier, zwar sind hier die Gewichte und Entgiftungskapazitäten meist geringer, allerdings wird dann die zugeführte Dosis adäquat angepasst, so dass auch hier keine Gefahr für Ihren Liebling bestehen sollte.

Das zur Gewinnung der Inhaltsstoffe benötigte Aceton, Ethylacetat, etc. wird z.B. unter (Vakuum)trockung wieder aus dem Extrakt entfernt, bevor es dem Präparat beigegeben wird.

Zögern Sie bei Fragen bitte nicht, uns anzusprechen und fragen Sie Ihren Arzt (oder Tierarzt) bei Unsicherheiten. Auch wir beraten Sie gern.