Restless Legs-Syndrom (RLS) und Vitamin D

Restless Legs (übersetzt: unruhige Beine) ist eins der häufigsten Nervenleiden in Deutschland. Betroffene haben einen erhöhten Bewegungsdrang, oftmals verbunden mit quälendem Ziehen oder Kribbeln in den Beinen (manchmal auch in den Armen). Die Beschwerden treten in Ruhesituationen auf, also meistens abends oder nachts (was u.a. zu vermindertem Schlaf führt) aber auch bei langem Sitzen, z.B. bei der Arbeit oder bei einer Autofahrt. Die Ursache ist bis heute nicht genau geklärt, da aber Therapien mit Dopamin und Dopaminagonisten (lösen die gleiche Wirkung aus wie Dopamin) anschlagen, ist hier eine Mitschuld bei der Entstehung zu vermuten. Ebenso kommen chronische Infekte durch das Epstein-Barr-Virus (EBV) oder Borrelien als mögliche Faktoren in Betracht, schließlich auch chronische Unterversorgungsprobleme durch Mikronährstoffmangel oder Sauerstoffmangelsituationen durch mechanische Stauungen oder Durchblutungsprobleme.

Auf der anderen Seite gibt es deutliche Hinweise darauf, dass Vitamin D die dopaminerge Neurotransmission verändert und so als mögliche Therapieoption angesehen werden kann, jedoch nur in ausreichender Dosierung!

Diese Erkenntnisse wurden in einer Pilotstudie zusammengeführt und eine hochdosierte Vitamin-D-Supplementierung bei RLS-Beschwerden untersucht: Wali S et al.: The effect of vitamin D supplements on the severity of restless legs syndrome. Sleep Breath 2015; 19(2): 579-83

In der Apotheken-Depesche 3/2016 wird die Studie so zusammengefasst:

Eingeschlossen wurden acht Frauen und vier Männer mit der Neudiagnose eines primären, idiopathischen RLS nach den Kriterien der International Restless Legs Study Group (IRLSG). […]

Alle Teilnehmer wiesen einen Vit.-D-Mangel auf […] Sie erhielten […] eine hochdosierte Supplementierung mit Vit.-D […] Anfänglich betrug der mediane Vit.-D-Spiegel im Kollektiv 21,7 nmol/l (13,5–57,4 nmol/l). Er war nach drei- bis achtmonatiger Supplementierung signifikant auf median 61,8 nmol/l (42,58–95,9 nmol/l) gestiegen (p = 0,002).

Der durchschnittliche IRLS-Schweregrad- Score verbesserte sich ebenfalls signifikant und klinisch ausgesprochen relevant von 26 (15–35) Punkten zu Baseline auf nun 10 (0–27) Punkte, nunmehr nur einem leichten RLS entsprechend. Diese Reduktion war trotz der geringen Fallzahl und auch nach Einberechnung der ursprünglichen Vit.-D-Konzentrationen signifikant (p = 0,002).

Die kleine Gruppe zeigte also nach dem Studienzeitraum eine sehr deutliche Symptomreduktion, wenn die Spiegel deutlich in den oberen Bereich aufgefüllt wurden.

Diese Beobachtung kann man durchaus positiv bewerten, so rechtfertigen diese auf jeden Fall eine weitergehende, hinreichend große Studie. Betroffenen kann man anraten, Ihren Vitamin D Spiegel prüfen zu lassen und in Absprache mit dem Therapeuten Maßnahmen zu ergreifen, zumindest eine Aufsättigung bis an die oberen Grenzen der Normalversorgung oder höher in therapeutische Bereiche herbeizuführen. Lesen Sie hierzu auch gern die am Ende genannten weiterführenden Studien / Artikel, die allesamt belegen, wie wichtig dies ist.

PS: Die Autoren der Studie wiesen auch darauf hin, dass ein Vitamin D-Mangel in der saudi-arabischen Bevölkerung verbreitet sei, u.a. aufgrund religiös vorgeschriebener Kleidung, welche die Sonnenlichtexposition deutlich begrenzt. Wir erinnern uns: Der menschliche Körper kann Vitamin D selbst herstellen, für die endogene Synthese ist jedoch UV-B-Bestrahlung (durch die Sonne) erforderlich. Wird der Körper nicht dem Sonnenlicht ausgesetzt, muss Vitamin D supplementiert, also über die Nahrung zugeführt werden.

Der UV-Index in Deutschland liegt übrigens etwa 6 Monate im Jahr unter dem zur hinreichen Vitamin D Produktion notwendigen Index, ein Mangel ist bei uns daher vorprogrammiert, umso mehr also für diejenigen Mitbürger, die den oben genannten Konventionen folgen. Gleiches gilt auch für sehr stark pigmentierte Menschen, die Pigmentierung hält in vergleichbarer Weise die UV-Strahlung ab.

Sprechen Sie uns auf Vitamin D an, wir beraten Sie gern.

Weitere Informationen:

  • Vitamin D in unserem Vitamin-ABC
  • Diverse Artikel in unserem Blog, z.B. mit den Themen „Mangel führt zu verminderter Eisenresorption“, „Vitamin D, ein Supervitamin?“, „Zusammenhang zwischen Vitamin D Status der Mutter und der Muskelkraft des Babys“, „Hashimoto-Thyreoiditis – Angriff auf die Schilddrüse“, „Vitamin D ist und bleibt wichtig“ etc. Nutzen Sie die Suchfunktion oder sehen Sie hier eine Übersicht der Vitamin D-Artikel.

Quellen: Apotheken-Depesche 3/16  sowie eigene Ausführungen.