Rosacea natürlich behandeln

Wangen glühen.
Rotwerden ist süß. Rot bleiben ist eine große Belastung. Rosacea (auch Rosazea) bedeutet „Rosenblütchen“ und hat seinen Namen von immer wieder „aufblühender“ oder sogar anhaltender Rötung.
Wer unter Rosacea leidet, kennt diese Tage: am liebsten die Mütze bis zum Hals ziehen. Diese Hauterkrankung braucht eine Behandlung mit Samthandschuhen. Welche hilft wirklich?

Was ist Rosacea?

Es ist, als wenn die Wangen glühen. Rosacea beginnt mit einer Erweiterung der feinen Äderchen (Teleangiektasien) im Gesicht. Die spontane Gesichtsröte nennt sich „Flushing“ und kann mehrere Stunden anhalten. Im späteren Verlauf bleiben die roten Gefäße auf der Haut dauerhaft sichtbar („Blushing“). Kleine Knötchen und Pusteln verteilen sich typischerweise symmetrisch über beide Gesichtshälften. Das Bindegewebe und die Talgdrüsen wuchern. Rosacea ist eine entzündliche Hauterkrankung, die chronisch und in Schüben verläuft. Betroffene sollten ihre Auslöser kennen und versuchen, diese weitestgehend zu meiden. Denn die Ursachen sind so individuell wie die Menschen selbst, die an Rosacea leiden.

Ein Artikel von Stefanie Deckers

Ursachen

  • schlechte Ernährungsweise
  • Säure-Basen-Dysbalance
  • Übersäuerung
  • hormonelle Veränderung bei Schwangerschaft oder Wechseljahren
  • Stress und emotionale Belastung

Verstärker

  • Genussmittel (Alkohol, Koffein, heiße Getränke, scharfe Gewürze)
  • Kosmetika, die Reizstoffe (z. B. Parabene) enthalten
  • Medikamente, die die Blutgefäße weiten
  • intensive Sonneneinstrahlung
  • starke Temperaturschwankungen (wie z.B. in der Sauna)

Die Stadien der Rosacea

  1. Funktionelles Erythem: „Flushing“, anfallartige, vorübergehende Gesichtsröte (Erythem), Hitzegefühl (Rosazea-Diathese).
  2. Hautrötungen, die über Stunden oder Tage anhalten. Erweiterte Äderchen (Teleangiektasien) auf den Wangen, Trockenheit, Brennen, Stechen, Juckreiz, Schuppung (Rosacea erythematosa-teleangiectatica).
  3. Bildung von eitrigen Pusteln, entzündliche Knötchen (Papeln), Schwellungen (Lymphödeme). Keine Narbenbildung. Im weiteren Verlauf gehäufte Schübe (Rosacea papulopustulosa).
  4. Vergrößerung von Talgdrüsen (Hyperplasie), Wucherungen von Bindegewebe. „Knollennase“ (Rhinophym) tritt fast nur bei Männern auf (Glandulär-hyperplastische Rosazea).
  5. Betroffen sind auch die Augen, Trockenheitsgefühl, Brennen, Tränenfluss, Lichtempfindlichkeit (Ophthalmorosazea)(Okuläre Rosazea).
  6. Plötzlicher Beginn, ausgeprägte Knoten und Pusteln (Rosacea fulminans)
  7. Ausgeprägtes, verhärtetes Ödem an Nase, Wangen und Stirn (Morbus Morbihan)

Iris Windheuser ist Betroffene und Behandlerin zugleich. Die Heilpraktikerin hat sich auf Rosacea spezialisiert und weiß, wie sich Patienten fühlen: „Rosacea ist eine Dysbalance und sie macht sich auf zwei Ebenen bemerkbar. Körperlich sichtbar ist die rote Haut. Das Gesicht fühlt sich heiß an und brennt. Auf der Seelenebene kommt Verzweiflung auf. Man fühlt sich nicht mehr wohl in der eigenen Haut, fühlt sich hässlich, mag nicht mehr in den Spiegel schauen. Betroffene glauben, jeder sieht auf die roten, entzündeten Stellen im Gesicht.“ Um mit den „roten Wangen“ leichter leben zu können, hat sie der Erkrankung einen Kosenamen gegeben: „Rosi“.

Leben mit „Rosi“

Nur wer in jungen Jahren mit Aknepickeln zu kämpfen hatte, kann annähernd nachvollziehen, wie es sich anfühlt, mit „Rosi“ leben zu müssen. In der Regel schleichen sich die ersten Flushing-Symptome erst im Alter zwischen 35 und 60 ein. Meistens trifft es Frauen. Bei Männern hingegen ist der Verlauf schwerwiegender mit vergrößerten Poren, einer verdickten Haut und – in selteneren Fällen – mit einer „Knollennase“ (Rhinophym).

„Gesellen sich Pickel und Papeln zur Rosacea hinzu, macht sich ein unerträglicher Juckreiz breit. Die Entzündungen schmerzen.“ Blut und Lymphflüssigkeit stauen sich, was zu Tränensäcken und geschwollenen Augenlidern führen kann.

Das Ziel einer Therapie sollte optimalerweise die völlige Erscheinungsfreiheit sein, um betroffenen Lebensqualität zu sichern und das Rückfallrisiko zu mindern. Die Behandlungsmöglichkeiteen sind vielfältig und sollten sich an den Symptomen orientieren. Kombinierte, individuell abgestimmte Behandlungskonzepte sind daher oftmals die Folge. Nach Abklingen der Symptome ist eine Erhaltungstherapie zu erwägen, sowie das Meiden von individuellen Triggern und guter Sonnenschutz.

Im Innen wie im Außen

Wichtig ist eine frühzeitige Behandlung, damit die Hauterkrankung einen milden Verlauf nehmen kann. Rosacea gilt aus schulmedizinischer Sicht zwar als unheilbare Autoimmunkrankheit, sie spricht aber gut auf verschiedene Behandlungswege an. Iris Windheuser beschreibt, welche natürlichen Möglichkeiten es gibt.

„Jede Erkrankung heilt von innen nach außen. Die Ernährung spielt deshalb eine große Rolle. Es gibt Lebensmittel, die die Gesichtsröte mit den Entzündungen fördern. Heiße, scharfe und stark gewürzte Lebensmittel sind bekannt dafür, dass sie einen Rosacea-Schub auslösen können.“ Sie rät: Patienten sollten ein Ernährungstagebuch führen, um herauszufinden, auf welche Speisen sie reagieren, um sie künftig zu meiden. Empfehlenswert ist grundsätzlich eine basische Kost, die beim Entgiften hilft. Eine gestörte Darmflora zeigt sich häufig mit Auffälligkeiten auf der Haut.“

„Liegt außerdem eine Histaminintoleranz vor, sollten Patienten auf die typischen Trigger verzichten: Stark verarbeitete Lebensmittel, Fastfood, Fleisch- und Wurstwaren sowie Zucker, Geschmacksverstärker, Weizenmehl und Alkohol haben einen hohen Histamingehalt bzw. können eine Histaminfreisetzung im Körper bewirken. Bekömmlicher sind frische Lebensmittel, vitamin- und mineralstoffreich. Zur Entlastung der Leber empfiehlt sie „Kräuter mit einem hohen Anteil an Bitterstoffen. Artischocke, Brennnessel, Löwenzahn und Mariendistel haben eine reinigende und entschlackende Wirkung.“ Kapseln, Tees und Tinkturen gibt es in der Apotheke.

Bei der äußeren Anwendung schwört sie auf Basenbäder, „weil sie beim Ausleiten unterstützen und Säuren auf der Haut neutralisieren“. Einen ähnlichen Effekt haben kühle Umschläge mit Brennnessel- oder Löwenzahnextrakten.

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Die Haut – ein Spiegelbild

„Damit eine dauerhafte Verbesserung stattfinden kann“, erklärt die Heilpraktikerin, „ist immer ein Blick hinter die Kulissen nötig. Die Haut ist nur ein Spiegelbild dessen, was sich in der Seele des Menschen abspielt. Auffallend häufig tritt Rosacea erstmals bei Menschen auf, die ein Trauma erlebt haben: z. B. nach dem Verlust eines geliebten Menschen, einer Scheidung oder nach einer anderen schlimmen Erfahrung. Bis zu 1,5 Jahre später kann sich auf der Haut abzeichnen, was die Seele verkraften musste. Auch eine hormonelle Verschiebung durch eine Schwangerschaft oder in den Wechseljahren kann den Ausbruch begünstigen. Die Psyche spielt meiner Meinung nach die größte Rolle bei dieser Erkrankung.“ Sie favorisiert deshalb eine holistische Therapie, die Körper, Geist und Seele gleichermaßen berücksichtigt.

„Jede Hauterkrankung ist meist nur ein Ausdruck eines tiefer sitzenden Problems. Grenzen setzen, Nein sagen lernen, den eigenen Selbstwert erhöhen sind Themen, die für viele Rosacea-Patienten noch unbearbeitet sind.“

„Stress und emotionale Belastung können die Ursache für ,Rosi‘ sein oder einen erneuten Krankheitsschub auslösen. Die Schmerzen, der Juckreiz und die Scham vor anderen, all die Gefühle, die die Rosacea mit sich bringt, bedeuten einen erneuten Stress für die Betroffenen. Entspannungstechniken wie Progressive Muskelentspannung, Yoga oder Autogenes Training können den Teufelskreis durchbrechen. (Lesen Sie diesbezüglich auch Selbstheilung durch Spiritualität.)  Haben Sie Geduld“, rät sie, „die Haut regeneriert sich nicht von heute auf morgen. Jede Rosacea braucht eine individuelle Behandlung mit viel Fingerspitzengefühl.“

Der „Fluch der Kelten“

Rosacea betrifft meist sehr hellhäutige Menschen mit blond-rötlichem Haar. Der „keltische Typ“ neigt zu sichtbaren Äderchen und geröteter Haut an Wangen, Nase und Stirn.

Produkte speziell für Rosacea-Patienten sowie eine auf Ihre persönliche Situation abgestimmte, individuelle Beratung bekommen Sie auch bei uns. Sprechen Sie uns an, wir beraten Sie gern.

Mit Ergänzungen aus „Rosazea – Eine Erkrankung mit vielen Gesichtern“, HautINFOrm, 2-2021.

Text mit freundlicher Genehmigung der S & D Verlag GmbH. Das komplette „Naturheilkunde & Gesundheit“ Heft bekommen Sie auch bei uns in der Apotheke.