Selbstheilung durch Spiritualität

Selbstheilungen u.a. auch bei Krebs zeugen davon, dass es offenbar mental getriggerte Selbstheilungskräfte gibt, welche die  Wissenschaft (noch?) nicht erklären kann. Argumentativ bedienen sich die ganzheitlich agierenden Therapeuten dann der Kasuistik, bei der allgemeine Lehrsätze aus paradigmatischen und propädeutisch wichtigen Fallbeschreibungen abgeleitet werden.

Mehrere Kasuistiken wurden in einem WDR-Film „Wunder sind möglich – Spontanheilungen bei Krebserkrankungen“ vorgestellt und haben als Anregung für den Artikel „Selbstheilung: Kraft durch Spiritualität“ in der Pharmazeutischen Zeitung PZ Ausgabe 51/52/2013 gedient, aus dem wir Ihnen hier ein paar Gedankenstriche skizzieren möchten:

 

Der erste Gedanke beim Thema spontane Selbstheilung: Der Glaube versetzt Berge.

Viele Betroffene haben sehr unterschiedliche Berichte über ihre Selbstheilung abgegeben und eins haben alle gemein: sie haben weiter am Leben teilgenommen und nicht resigniert. Das betrifft den „Kämpfer“ ebenso wie den „Warum-Ich?“-Typ. Allerdings ist Typ drei, der „Gläubige“, anteilig stärker bei den Selbstheilungen vertreten. Das ist schwere Kost für all jene, die nur harte naturwissenschaftliche Fakten gelten lassen.

Mag es für die Gläubigen eine höhere Kraft sein, die für die Selbstheilung verantwortlich ist, so sehen Forscher eher die Unterstützung ohnehin im Körper stattfindender Selbstheilungsprozesse durch innere Ausgeglichenheit, Vermeidung von Stress etc. als verantwortlichen Faktor.

Selbstheilungsprozesse sind ständig am Werk. Es zeichnet lebende Systeme aus, dass sie in der Lage sind, Störungen eigenständig auszumerzen und die Balance wieder herzustellen. Allerdings wird dieses Potenzial in der Medizin bislang kaum genutzt. Die Schulmedizin setzt den Fokus auf das Kranke und zielt darauf ab, das Krankmachende zu bekämpfen.

Den Grundstein für die Erforschung der Selbstheilung legte der Medizinsoziologe Aaron Antonovsky, der den Begriff der „Salutogenese“ als Gegenbegriff zur „Pathogenese“ prägte. Die Salutogenese-Forschung fokussiert auf Kräfte, die Menschen gesund und widerstandsfähig machen. Von zentraler Bedeutung für Gesundheit und Heilung ist nach Antonovsky die Kohärenz als Gefühl von Stimmigkeit und Zugehörigkeit, das im Sinne der Selbstregulation eine richtungsweisende Kraft darstellt.

Aber nicht alles basiert auf Fallbeobachtungen. Gut untersucht ist beispielsweise der Zusammenhang zwischen Immunsystem und Stress. Bei chronischem Stress ist die neuroendokrine Stressachse dauerhaft aktiviert, und das ist nachweislich mit einer Schwächung sowohl des unspezifischen als auch des spezifischen Immunsystems verbunden. Interessant im Hinblick auf das Selbstheilungspotenzial ist auch der Befund, dass eine gestörte Regulation des Stresshormons Cortisol bei Depressionen eine wesentliche Rolle spielt. Dadurch hervorgerufene Verschiebungen im Immunsystem könnten ein Grund dafür sein, dass Depressionen Heilungsverläufe nachweislich ungünstig beeinflussen.

 

Auf der anderen Seite ist es nicht überraschend, dass sich viele Menschen im Angesicht einer schweren Erkrankung auf einen spirituellen Weg begeben. Dabei geht es häufig um die Suche nach einem Sinn, denn Sinnhaftigkeit ist ein elementares Bedürfnis des Menschen und eng mit dem Phänomen Hoffnung verknüpft. Zudem ist gut dokumentiert, dass Spiritualität, speziell in belastenden Lebenssituationen, gegen Depressionen schützen kann.

 

Schließlich gibt es zahlreiche Untersuchungen, die die Wirkung von Meditation untersucht haben. In allen großen Religionen existieren Techniken, die eine Loslösung aus der irdischen Verhaftung erleichtern sollen. Die buddhistische Achtsamkeitsmeditation, der Tanz der Sufis und das christliche Rosenkranzgebet: Alle diese Praktiken dienen der Sammlung des Geistes und der Bewusstseinserweiterung. In dieser Zielsetzung haben meditative Techniken aber offenbar auch ganz irdische gesundheitsfördernde Effekte. Sie harmonisieren Geist und Seele, und es gibt Hinweise, dass sich auf diesem Weg günstige psychische und physische Entwicklungen anstoßen lassen. Das mag eine wissenschaftliche Erklärung des oben genannten Phänomens sein, dass bei Gläubigen häufiger Selbstheilung festgestellt wurde.

Die Praxis der Achtsamkeit wird besonders gerne angepriesen, was grundsätzlich fördernswert erscheint, jedoch die Herauslösung aus dem kulturell-religiösen Kontext des Buddhismus und die oftmals schon inflationäre Nutzung in einem säkularen Kontext darf hinterfragt werden.

Wichtig zu wissen ist, dass Achtsamkeitsmeditation auch im Rahmen ganzheitlicher Therapiekonzepte, also nicht nur präventiv, angewendet werden kann, um Patienten bei der Krankheitsbewältigung zu unterstützen. Studien zeigen, dass eine achtsamkeitsbasierte Intervention bei unterschiedlichen chronischen Schmerzen – Fibromyalgie, Rückenschmerzen, Migräne – übereinstimmend positive Effekte auf die Schmerzbewältigung ausübt.

In einem Essener Modellprojekt werden schulmedizinische Verfahren mit evidenzbasierten Methoden der Alternativmedizin und der Mind-Body-Medizin kombiniert. Die Betonung liegt dabei auf evidenzbasiert, also auf empirische Belege gestützt. Die Mind-Body-Medizin umfasst verschiedene Therapieansätze, die im Sinne der Salutogenese auf die Aktivierung eigener Ressourcen des Patienten abzielen. Der Patient wird aufgefordert, am Heilungsgeschehen aktiv teilzunehmen und einen gesunden Lebensstil zu entwickeln.

Neben Ernährungs- und Bewegungstherapie kommen Meditationstechniken wie Achtsamkeitsmeditation, Hatha Yoga oder Qigong zum Einsatz. Wichtig ist, dass der Arzt nur Vorschläge unterbreitet. Die Entscheidung, welche dieser Methoden individuell passt, machbar ist und hilfreich sein kann, liegt beim Patienten.

 

Bereits im 4. Jahrhundert vor Christus hat der berühmte griechische Arzt Hippokrates in seiner Diaita-Lehre die Bedeutung von „Gemütsbewegungen“ und eine entsprechend gesundheitsfördernde Lebensgestaltung hervorgehoben. Im modernen schulmedizinischen Alltag bleiben Geist und Seele meistens außen vor, wobei die Patienten diese fehlende Ganzheitlichkeit teilweise selbst als großen Mangel erleben.

 

Es gibt Dimensionen, die sich dem rational-wissenschaftlichen Zugang entziehen. Die Ratio ist nicht alles. Manche Phänomene wie Spontanheilungen bei finalem Krebs werden vielleicht niemals lückenlos zu erklären sein. Ein arabisches Sprichwort sagt: „Wer nicht an Wunder glaubt, ist kein Realist.“

Den kompletten Artikel können Sie hier lesen: http://www.pharmazeutische-zeitung.de/index.php?id=50061

 

Wir empfehlen Ihnen als guten Vorsatz für kleine und große Krankheiten im neuen Jahr:

Nehmen Sie sich nicht aus der Verantwortung durch die Einnahme einer verordneten Pille sondern wirken Sie vielmehr aktiv und ganzheitlich am Heilungsprozess mit.

Wir stehen Ihnen gerne mit Rat und Tat sowie Literaturempfehlungen zur Seite, sprechen Sie uns an.