Senföle aus Großer Kapuzinerkresse und Meerrettich, ein natürliches Antibiotikum

Oftmals werden wir zu veröffentlichten Artikeln angesprochen und stellen fest, dass scheinbar Bedarf nach vertiefenden, ergänzenden Informationen besteht. So war es auch mit unserem Artikel „Natürliche Antibiotika“: Wir möchten daher ergänzend auf die Senföle aus Kapuzinerkresse und Meerrettich eingehen. Diese finden besonders bei Erkältungen aber auch Blasenentzündungen als sanfte „scharfe Geschütze“ Verwendung. Eine durchaus beachtenswerte Alternative, gerade auch für Kinder (vgl. unten, Studie), insbesondere, weil hier nicht durch Gabe natürlicher Antibiotika die Darm- und Schleimhautflora total verändert wird.

Viele kennen Kapuzinerkresse nur als Zierpflanze, eventuell auch als Salatbeilage. Auch der Meerrettich ist eher als Geschmackskomponente bei Lachs oder Tafelspitz bekannt. Jedoch setzt die traditionelle Klostermedizin diese seit Jahrhunderten zur Behandlung von Infektionen der oberen Atem- und der Harnwege ein. Die Inhaltsstoffe, insbesondere die Senföle (Benzylsenföl bei der Kapuzinerkresse sowie Allyl- und Phenylethylsenföle beim Meerrettich), wirken hemmend auf das Wachstum von Krankheitserregern, und können Viren und Bakterien abtöten, genau dort, wo die Infektion erfolgt. Das funktioniert so:

Die Senfölmoleküle gelangen im oberen Darmabschnitt ins Blut, das ist besonders gut, weil so die „guten“, also nützlichen Darmbakterien nicht angegriffen werden, was die Darmflora intakt hält und sich somit letztlich positiv auf das Abwehrsystem auswirkt. Dann zirkulieren sie an Eiweiße gebunden im Kreislauf und reichern sich in Ausscheidungsorganen wie Lunge und Nieren bzw. Blase an, dem eigentlichen Zielgebiet ihrer Wirkung.

Die Senföle gehören zu den sogenannten Glucosinolaten (Das sind schwefelhaltige Moleküle, die im Sekundärstoffwechsel der Pflanze aus Aminosäuren gebildet werden. Sie kommen vorwiegend in Pflanzen der Kreuzblütler-Familie vor und sind auch verantwortlich für deren typischen Geschmack.) und stellen dabei eine Art von Fressschutz für die Pflanze dar, die sich erst bei Verletzung aktivieren. Und so funktioniert das: Werden Zellen dieser Pflanzen verletzt, setzt das pflanzeneigene Enzym Myrosinase, was sich in einem anderen Kompartiment (Teil) der Pflanze befindet, die besagten Senföle frei, die direkt einen Schutz vor Fressschäden und mikrobiellem Befall bieten. Die Senföle haben eine nachgewiesene wachstumshemmende Wirkung auf diverse Bakterien, Viren und Pilze. Wie gesagt findet die Aktivierung erst beim Zerkleinern bzw. „Anknabbern“ der Pflanze statt; daher ist die Zufuhr entweder in Form frischer Komponenten, die unmittelbar vor Gebrauch erst zubereitet werden, besonders wichtig. Die auch gegen Luftsauerstoff empfindlichen Senföle würden sonst bei längerem Stehen deutlich an Wirksamkeit verlieren, deswegen schmeckt der Meerrettich aus dem Glas nicht nur deutlich lascher als frisch zubereiteter, sondern ist auch in der Wirkung weit hinter der frischen Ware.

Anwendung und Zubereitung von frischem Meerrettich:

Wie gesagt, die ätherischen Öle verfliegen bzw. verändern sich schon innerhalb einer Viertelstunde, deshalb die frische Wurzel ganz fein reiben und sofort verwenden. Den geriebenen Meerrettich kann man einfach auf Brot essen, mit ein wenig Pfeffer, Salz und Petersilie sowie reichlich Crème fraîche verrühren oder in anderen Gerichten weiterverarbeiten. Man kann ihn aber auch als Wickel benutzen, dafür die geriebene Masse etwa einen Zentimeter dick auf ein Tuch streichen und an den Seiten umschlagen. Gegen Kopfschmerzen das Päckchen auf den Nacken legen. Bei Bronchitis in Lungenhöhe auf dem Rücken platzieren.

Die Senföle aus Kapuzinerkresse und Meerrettich sind aber auch als schonend getrocknete Konzentrate in hoch konzentrierter Form z.B. als Filmtabletten (ANGOCIN® Anti-Infekt N) rezeptfrei in Apotheken erhältlich. Sprechen Sie uns zu diesem Präparat oder auch weiteren „natürlichen Antibiotika“ an. Wir beraten Sie gern und individuell.

In Einzelfällen und unter therapeutischer Begleitung ist es mitunter notwendig und möglich, mit noch höheren Dosen zu arbeiten, die auch Empfehlungen in den Beipackzetteln etablierter Medikamente mit diesen Wirkstoffen deutlich überschreiten können. Durch entsprechende Dosierungen wird erreicht, dass genügend davon durch den nicht mehr resorbierbaren Anteil in den Dickdarm gelangt, um dortige Fehlflorabesiedelungen zu beheben. Allerdings sollte dies nur in Absprache mit einem erfahrenen Therapeuten durchgeführt werden und zudem ist dann nach Beendigung der Therapie noch eine entsprechende Sanierung der gesunden Darmflora durchzuführen.

PS: Die Große Kapuzinerkresse wurde aufgrund ihrer belegten Wirksamkeit 2013 sogar schon zur Arzneipflanze des Jahres gewählt. (Zum Artikel: Heil- und Arzneipflanze des Jahres 2015).

2021 wurde dann der Meerrettich zur Heilpflanze des Jahres 2021gekürt. Lesen Sie mehr in unserem Artikel Meerrettich – Scharfe Wurzel

Wichtig für den Nährstoffgehalt ist die Frische / Zubereitung (Update Nov 2017)

Oben haben wir bereits bezüglich der Senföle auf eine möglichst frische Zubereitung hingewiesen, aber auch beim Vitamin C Gehalt von Meerrettich ist das besonders beachtenswert. Häufig findet man die Aussage, dass in Meerrettich doppelt so viel Vitamin C stecke, wie in einer Zitrone.

Das stimmt jedoch nur bedingt. Es hängt von der Zubereitung ab.

In 100g Zitrone stecken 53mg Vitamin C.

100g Meerrettich bringen zwischen 25 und 114mg Vitamin C mit, die Spanne liegt also zwischen der Hälfte bis zum Doppelten.

Während die höchste Vitamin C Konzentration (114mg) in frischem Meerrettich tatsächlich doppelt so hoch ist wie in der Zitrone, so verliert Meerrettich in der Weiterverarbeitung diesen hohen Wert recht schnell. In Konserven liegt er dann (bei 100g) nur noch bei etwa 25mg.

Um also in den vollen Vitamin-C Genuss zu kommen, verzehren Sie den Meerrettich am besten ganz frisch gerieben.

Nachgewiesene Wirkung bei rezidivierender Zystitis

2017 wurde die für Ärtze bei der Präparateauswahl relevante S3 Leitlinie zur Therapie von unkomplizierten Harnwegsinfektionen (AWMF-Register-Nr. 043/044) überarbeitet und der Einsatz einer Kombination aus Kapuzinerkresse und Meerrettich als pyhtotherapeutische Option bei häufig rezidivierender Zystitis sogar empfohlen, da es hier nicht zur Resistenzbildung kommt und eine Schutzflora aufrecht erhalten bleibt. Damit ist es dem Einsatz von schulmedizinischen Antibiotika gleichgesetzt und hinsichtlich der problem- und nebenwirkungloseren Einsatzbarkeit in dieser Hinsicht sogar überlegen Siehe hierzu auch die kritische Berichterstattung zum generellen Einsatz von Antibiotika sowie hinsichtlich der Langzeitfolgen von Antibiotikagaben). Die Wirksamkeit ist ja ohnehin durch mehrere klinische Studien belegt, s. u. .

Es lohnt sich daher, Ihren Arzt darauf anzusprechen. Bitte bedenken Sie jedoch, dass es von Ihrem Auftreten beim Arztbesuch abhängen kann, wofür sich der Therapeut entscheidet. Wenn Sie darauf drängen und die Erwartung signalisieren, sofort wieder einsetzbar und symptomfrei zu sein, motivieren Sie ihn auch zum Griff in die Chemiekiste. Der Körper ist durchaus in der Lage, solche Infektionen mit biologischer Unterstützung abzuarbeiten, benötigt dazu jedoch auch Schonung, Ruhe und ggf. auch Geduld von Ihrer Seite. Gerade nach vorangegangener merhfachert Antibiotikagabe muss auch unterstützend die Darmflora umfangreich saniert werden, um für Stabilität und Nachhaltigkeit zu sorgen und ggf. die Nährstoffsituation entsprechend zu substituieren.

Die Abschätzung des Risikos bzw Einsatzes sollte natürlich Ihr Arzt vornehmen, da es bei schwerwiegenden Infekten u.U. notwendig sein kann, auf Antibiotika zurückzugreifen. Wir beraten Sie hierzu gern weitergehend, natürlich auch zur Wiederherstellung eines gesunden Milieus.

Folgende Studien belegen u.a. die Wirksamkeit bzw. nebenwirkungsarme Anwendung:

Prospektive Kohortenstudie: Senföle als effektive Behandlungsoption bei Sinusitis, Bronchitis und Blasenentzündung
Goos, K.-H. et al.: Wirksamkeit und Verträglichkeit eines pflanzlichen Arzneimittels mit Kapuzinerkressenkraut und Meerrettich bei akuter Sinusitis, akuter Bronchitis und akuter Blasenentzündung im Vergleich zu anderen Therapien unter den Bedingungen der täglichen Praxis, Drug Res 56. No.3, 249-257 (2006).
Fazit: Die Wirkstoffe stellen eine wirksame pflanzliche Therapieoption bei unkomplizierten akuten Infekten der Atemwege und der ableitenden Harnwege (Sinusitis, Bronchitis, Blasenentzündung) zur Verfügung, die sich durch ein geringes Nebenwirkungspotenzial und eine sehr gute Verträglichkeit auszeichnet.

In-vitro-Untersuchung: Kombination aus Kapuzinerkressenkraut und Meerrettichwurzel wirkt gegen 13 klinisch relevante Bakterienspezies
Conrad A., Kolberg T., Engels I., Frank U.: In-vitro-Untersuchungen zur antibakteriellen Wirksamkeit einer Kombination aus Kapuzinerkressenkraut (Tropaeoli majoris herba) und Meerrettichwurzel (Armoraciae rusticanae radix), Drug Res 56/12: 842-849 (2006).
Fazit: Die breite antibakterielle Wirkung der Kombination aus Kapuzinerkresse und Meerrettichwurzel gegen klinisch relevante Bakterienspezies im grampositiven und gramnegativen Bereich ist die Basis für eine wirkungsvolle antiinfektive Therapie bei Infektionen des Respirationstrakts und der ableitenden Harnwege.

Senföle bei Sinusitis, Bronchitis und Blasenentzündung – eine effektive pflanzliche Behandlungsoption bei Kindern!
Goos, K.-H. et al.: Aktuelle Untersuchungen zur Wirksamkeit und Verträglichkeit eines pflanzlichen Arzneimittels mit Kapuzinerkressekraut und Meerrettich bei akuter Sinusitis, akuter Bronchitis und akuter Blasenentzündung bei Kindern im Vergleich zu anderen Antibiotika, Arzneim.-Forsch./Drug Res. 57, No. 4, 238-246 (2007).
Fazit: Es steht auch für Kinder eine wirksame pflanzliche Therapieoption bei unkomplizierten akuten Infekten der Atemwege und der ableitenden Harnwege (Sinusitis, Bronchitis, Blasenentzündung) zur Verfügung, die sich durch ein geringes Nebenwirkungspotenzial und eine sehr gute Verträglichkeit auszeichnet.


P.S.: Brunnenkresse

Auch zu den senfölhaltigen Kräutern gehört die Brunnenkresse (Herba nasturtii).

Hier sind jedoch weniger die scharfen Allylsenföle von Interesse sondern das sogenannte Phenylisothiocyanat, welches Lösungsmittel- und leberentgiftende Eigenschaften besitzt und darüber hinaus sehr effektiv die z.B. beim Grillen entstehenden Nitrosamine abbauen kann.

Dies haben bereits unsere Vorfahren instinktiv eingesetzt, weil Sie Brunnenkresse in den Fleischmarinaden verwendet haben oder als Paste auf über dem offenen Feuer zubereitetem Fleisch aufgetragen haben (die ersten kultivierten Formen der Kräuterkruste). Leider ist die Brunnenkresse eine wenig in Verruf gekommen, weil in den sumpfartigen Anbaugebieten in der Vergangenheit Würmer an den Pflanzen klebten und es somit in Einzelfällen zu Infektionen kam.

Brunnenkresse ist daher in den Regalen der entsprechenden Reformhäuser oder Bioläden selten geworden, bei uns bekommen Sie jedoch schonend getrocknete und fein gepulverte Brunnenkresse, die Sie zur Entgiftung z.B. in Tomatensaft einnehmen können. Diese Thematik werden wir jedoch in einem separaten Beitrag genauer beleuchten.

PS: Brunnenkresse hat’s drauf

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