Speisekarte im Blut

Die »inneren Werte« verraten viel über unsere Ernährung. Bei welchen Laborergebnissen sollten Sie den Koch wechseln?

 

Von Saskia Fechte.

 

Erhöhte Zucker- und Fettwerte tun nicht weh. Sie können trotzdem ernste Schäden an den Gefäßen und Organen anrichten. Regelmäßige Blutuntersuchungen bieten die Chance, mögliche Risiken für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes aufzudecken. Die Daten sind schnell ermittelt und geben Auskunft über Ihre persönliche Gesundheitssituation. Früh erkannt, können Sie rechtzeitig gegensteuern.

Lesen Sie auch: Blutbild – Laborwerte verstehen sowie weitere Artikel zum Thema „Blut“.

 

Was wird gemessen? Und was bedeuten die Werte?

 

Blutzucker (Glukose)

Das ist optimal: unter 100 mg/dl bzw. 5,6 mmol/l (nüchtern)

Dann wird’s brenzlig: ab 126 mg/dl bzw. 7,0 mmol/l (nüchtern)

Darum geht’s: Kohlenhydrate aus der Nahrung werden zu einfachen Zuckermolekülen aufgespalten, über das Blut in die Zellen geschleust und dort verwertet. Nehmen die Zellen den Zucker nicht auf, bleibt er im Blut. Dann greift das Hormon Insulin unterstützend ein und senkt so den Zuckerspiegel im Blut. Dieser Mechanismus funktioniert bei Diabetikern nicht (mehr). Langfristig erhöhter Blutzucker schädigt die Gefäße, Augen, Nieren und Nerven.

Das senkt erhöhte Werte: Übergewicht abbauen: vor allem Bauchfett, regelmäßige Bewegung, Rauchen aufgeben, Vollkornprodukte bevorzugen, wenig Fleisch essen. Ausnahme: Typ-1-Diabetiker mit genetisch bedingtem Insulinmangel sind auf Medikamente bzw. Insulinpräparate angewiesen.

 

Gesamtcholesterin

Das ist optimal: unter 200 mg/dl bzw. 5,16 mmol/l

Dann wird’s brenzlig: über 200 mg/dl bzw. 5,16 mmol/l

Darum geht’s: Cholesterin wird als Baustoff in allen Geweben gebraucht. Es wird in der Leber und im Darm gebildet sowie über tierische Lebensmittel aufgenommen. Über das Blut gelangt es zu den Zellen. Eine alleinige Messung des Gesamtcholesterins ist für die Beurteilung des Herz-Kreislauf-Risikos nicht ausreichend: Entscheidend ist, wie hoch LDL und HDL sind.

Das senkt erhöhte Werte: Hülsenfrüchte, Nüsse, Pflanzenöle, Flohsamen, Ingwer.

 

LDL-Cholesterin

Das ist optimal: unter 115 mg/dl bzw. 3,0 mmol/l

Dann wird’s brenzlig: ab 160 mg/dl bzw. 4,13 mmol/l, sofern keine weiteren Risikofaktoren vorliegen

Darum geht’s: LDL ist ein Transportmittel aus Fetten und Proteinen. Es liefert Cholesterin zu den Zellen. Haben diese genug, lässt LDL das Cholesterin im Blut frei. Es kann sich dann an den Gefäßwänden ablagern und die Adern verstopfen. Atherosklerose entsteht, der größte Risikofaktor für Herzinfarkt und Schlaganfall. Erhöhte LDL-Werte sind meist das eigentliche Problem bei »zu hohen Cholesterinwerten«. Zusatzrisiko: Lösen sich größere Cholesterinplaques und wandern in engere Blutgefäße, droht ein Gefäßverschluss, eine Thrombose.

Das senkt erhöhte Werte: fettarme vegetarische Ernährung, grüner Tee, Verzicht auf Trans-Fettsäuren aus Pommes, Chips und Keksen.

 

HDL-Cholesterin

Das ist optimal: mehr als 45 mg/dl bzw. 1,2 mmol/l

Dann wird’s brenzlig: unter 40 mg/dl bzw. 1,07 mmol/l

Darum geht’s: Das HDL, ebenfalls ein Transportmittel aus Fetten und Proteinen, sammelt überschüssiges Cholesterin in den Blutgefäßen ein und bringt es zur Leber. Dort wird es umgebaut oder ausgeschieden. Je mehr HDL im Blut, desto besser für die Gefäße.

Das erhöht niedrige Werte: Ausdauersport, Nichtrauchen, pflanzliche Ernährung, Bitterschokolade mit mindestens 85 Prozent Kakao.

 

P.s.: Diese „althergebrachte Einteilung“ hinsichtlich der Betrachtung des Gefäßrisikos entspricht mittlerweile nicht mehr der forschenden Meinung.
Wir haben hierzu bereits in anderen Blogartikeln tiefergehende Infomationen bereitgestellt: Herzinfarkt und Schlaganfallrisiken. Insbesondere das oxidierte-LDL stellt das eigentlich gefäßschädigende Risiko dar, wird jedoch in den meisten Fällern gar nicht mitbestimmt.
LDL selbst ist eine Art Erste Hilfe Reparatur an antzündlichen Punkten z.B. im Gefäßsystem. Erst wenn der Körper hier nicht mit der Reparatur fertig wird oder es zu einer Oxidation vor Ort (z.B. durch Schwermetalle oder Immunreaktionen) kommt, schreitet der Verkalkunmgsprozess fort.
Dies lässt sich z.B. auch gut mit Mikronährstoffen wie Liponsäure (gern in der wasserlöslichen Form), Vitamin C und E sowie ausreichende Spiegel an Glutathion flankieren.

Triglyceride

Das ist optimal: unter 150 mg/dl bzw. 1,7 mmol/l

Dann wird’s brenzlig: ab 200 mg/dl bzw. 2,3 mmol/l

Darum geht’s: Triglyceride stammen zum größten Teil aus unserer Nahrung. Der Körper braucht diese Art Fett als Energiespeicher und Isolierschicht. Kommt mehr rein als benötigt wird, wachsen die Fettpolster und der Blutwert steigt an. Zu viele Triglyceride im Blut sind ein Risiko für Thrombosen und Atherosklerose.

Das senkt erhöhte Werte: Übergewicht abbauen, vegetarische Ernährung, Pflanzenöle, Vollkornprodukte, Alkoholverzicht, Omega-3-Fettsäuren aus der Apotheke.

 

Expertenrat: Idealwerte individuell anpassen

Cathrin Weller, pharmazeutisch-technische Assistentin in Weissach, erklärt: „Pauschale Empfehlungen sind bei den Cholesterinwerten nur mäßig hilfreich. Das Gesamtcholesterin gibt Auskunft über die Summe aus »gutem« HDL und »schlechtem« LDL, sagt allein also wenig aus. Zudem ändert sich der Wert nur langsam, eine Messung zu Hause halte ich nicht für sinnvoll. Bei der Beurteilung der Einzelwerte sollte zusätzlich der individuelle Gesundheitszustand berücksichtigt werden. Bestehen weitere Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Rauchen oder Herzinfarkte in der Familie? Oder gibt es bereits Diagnosen, etwa Bluthochdruck? Dann sollte der LDL-Wert deutlich niedriger sein. Je nach Vor- und Begleiterkrankungen können die Grenz- und Zielwerte für LDL und Triglyceride variieren.“

 

Kennen Sie Ihre Werte?

Bei allgemeinen Fragen zum Thema oder auch bei konkreten Fragen zu Ihren persönlichen Werten helfen wir Ihnen natürlich gern weiter und beraten Sie. Sprechen Sie uns an.

 

 

natürlich Frau 2/19
Text mit freundlicher Genehmigung der S&D Verlag GmbH. Die komplette „natürlich Frau“ bekommen Sie auch bei uns in der Apotheke als monatliches Special in der „Naturheilkunde & Gesundheit“.