Fake oder Fakt – Faktencheck

#Health-News | Im Internet kursieren jede Menge obskure Heilsversprechen und Wundermittel-Werbungen. Häufig sind Fakes von Fakten schwer zu unterscheiden. Unser Leitfaden hilft Ihnen dabei.

Spätestens seit der Coronapandemie ist klar: Was im Netz steht und viral geht, muss nicht den Fakten entsprechen. Da wurde das Trinken von Desinfektionsmitteln empfohlen, vor Mikrochips in Impfstoffen gewarnt oder gar eine globale Verschwörung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) vermutet. Doch schon vor Corona geisterten Gesundheits-Fakes im Netz und in den Köpfen umher – und inzwischen werden es scheinbar immer mehr! Mal geschickt getarnt als seriöse Information oder persönlicher Erfahrungsbericht, um etwa „Wundermittel“ teuer zu verkaufen; mal liegt auch nur ein Rechenfehler oder Missverständnis zugrunde. Von Verena Munde.

Keine Fakes aber zumindest einige Mythen haben wir hier im Blog auch schon beleuchtet.

Von harmlos bis gefährlich

Bestimmt erinnern Sie sich an die Sache mit dem Spinat, der Popeye angeblich wundersame Kräfte verlieh. Da wurde durch eine verrutschte Kommastelle der Eisengehalt viel zu hoch berechnet. Ein eher harmloser Fall, der aber bei vielen Kindern ein Spinat-Trauma ausgelöst hat. Heute verbreiten sich News genauso wie Fake-News rasend schnell – auf Webseiten, über die sozialen Medien, befeuert durch sogenannte Medfluencer, also Influencer, die sich mit medizinischen Themen befassen und teilweise Hunderttausende Follower zählen. Anfällig für Fakes, die schnelle und einfache Lösungen versprechen, sind die meisten von uns. Bestenfalls sind derartige Tipps wirkungslos, sie können jedoch auch gefährlich sein – insbesondere für Menschen, die gesundheitlich belastet sind.

Verdächtige Aussagen

Hier einige Beispiele für gängige Gesundheits-Fakes: Herz-Kreislauf-Patienten wird fadenscheinig geraten, den ärztlich verordneten Cholesterinsenker abzusetzen. Stattdessen „verkauft“ man ihnen hochdosierte Omega-3-Kapseln als rein natürliche Alternative. Krebspatienten wird suggeriert, dass eine Vitamin-D-Kur sie heilen wird. Wer abnehmen will, bekommt häufig teure und zweifelhafte Schlank-Shakes oder Bauchfett-weg-Tees empfohlen. Oftmals hilft schon eine gesunde Skepsis, um Fakes zu erkennen. Man denke an die Mikrochips im Impfstoff… In einigen Fällen müssen Verbraucher und Patienten aber auch genauer hinschauen.

Hier finden Sie produktneutrale und fundierte Gesundheitsinformationen: gesund.bund.de | gesundheitsinformation.de | gutepillen-schlechtepillen.de

Was Sie stutzig machen sollte:

Reißerische Aussagen

Werden Ängste geschürt nach dem Motto „Jeder Zweite erkrankt…“ oder Panik verbreitet „Wenn Sie jetzt nicht handeln…“, stecken höchstwahrscheinlich unseriöse Absichten dahinter. Das gilt auch für Patientengeschichten mit spektakulären Wunderheilungen.

Unrealistische Heils- und Wirkversprechen

Aussagen wie „Vier Kilo weg in zwei Wochen, ohne Jo-Jo-Effekt“, „Vitamin D heilt Krebs“ oder „Garantiert ohne Neben- und Wechselwirkungen!“ sollten misstrauisch machen.

Kommerzielle Absichten

Führt eine Meldung zu einem Bestell-Link oder preist das Video ein Produkt an, handelt es sich um versteckte Werbung. Dafür sprechen auch Angebote wie „40 Prozent Rabatt, wenn Sie heute noch bestellen“.

Fehlende Quellen und Studien

Behauptungen wie „Experten sagen…“, „Immer mehr Studien beweisen…“ ohne weitere Angaben sind meist erfunden. Es kommt vor, dass „Ärzte“ genannt und abgebildet werden, im weißen Kittel, mit Stethoskop. Diese existieren oft nicht oder es sind Fake-Fotos.

Verschwörungstheorien

Es wird gegen die Schulmedizin gewettert, etwa mit Aussagen wie „Was Ärzte ihren Patienten nicht verraten…“ oder „Was die Pharmaindustrie verheimlicht…“. Verschwörungsmythen dieser Art sind höchst verdächtig!

Fakten-Check

Sie haben Zweifel und möchten wissen, ob es sich um einen Fake oder Fakt handelt? Dann gehen Sie folgendermaßen vor:

Herkunft prüfen

Von wem stammt die Meldung oder das Video? Seriöse Internetseiten haben ein Impressum, in dem private Betreibende oder Firmen mit vollem Namen und Adresse genannt werden. Zudem gibt es eine Datenschutzerklärung und das Erstellungsdatum der Seite wird genannt. Auf Social-Media-Kanälen zeigt der blaue Haken neben dem Namen, dass die Person oder Firma verifiziert ist und tatsächlich existiert.

Quellen und Experten nachverfolgen

Ob es die genannten Experten oder Studien wirklich gibt, können Sie mit einer Suchanfrage, etwa bei Google, herausfinden. Namen oder Studien-Thema eingeben.

Zweite Meinung einholen

Starten Sie eine eigene Internetrecherche und/oder fragen Sie Ihren Arzt oder das Team in Ihrer Apotheke. Wichtig: Präparate aus dem Internet, auch Nahrungsergänzungsmittel, nie ohne ärztlichen Rat oder Beratung aus der Apotheke einsetzen.

Fakes finden

Wer es ganz genau wissen will, kann sich auf Fake-Recherche-Portalen schlau machen. Dazu zählen etwa medwatch.de, mimikama.org, faktencheck-gesundheitswerbung.de oder klartext-nahrungsergaenzung.de der Verbraucherzentrale.

Mit einer Bilder-Rückwärtssuche auf Google können Sie auch sehen, ob das Foto oder Video nicht schon früher in völlig anderen Zusammenhängen aufgetaucht ist.

Beispiele für aktuelle Fakemeldungen im Web:

Fake! Zitronenöl löst Mikroplastik im Körper auf? Fake!
Dafür gibt es laut Bundesinstitut für Risikobewertung keine Beweise, die Fachleute warnen dabei sogar vor Magenreizungen und Hautveränderungen durch Zitronenöl. Fake!

Fake! Erste Hilfe bei Herzinfarkt: Husten! Fake!
Laut einem Video im Netz sollen tiefe Atmung und anschließendes Husten bei Herzinfarkt helfen. Was für ein lebensgefährlicher Unsinn! Unbedingt 112 anrufen und Herzdruckmassage machen, bis die Rettungskräfte eintreffen! Fake!

Fake! Omega 3 senkt Cholesterin? Fake!
Hochdosierte Omega-3-Kapseln sollen Cholesterinhemmer (etwa Statine) ersetzen können? Um Himmels willen! Das Bundesinstitut für Risikobewertung warnt sogar Herzpatienten vor Vorhofflimmern durch hochdosierte Omega-3-Präparate. Fake!

Fake! Vitamin C gegen Long Covid. Fake!
Ob als Nahrungsergänzungsmittel oder Infusion – Vitamin C soll entgiften und damit gegen Erschöpfung, etwa bei Long Covid, helfen. Dafür gibt es keine wissenschaftlichen Belege! Fake!

Bei Fragen helfen wir Ihnen natürlich gern weiter und beraten Sie.

Bild vom Cover der "Naturheilkunde & Gesundheit" Zeitschrift 10/25, woraus der Text zu diesem Artikel stammt. Der Verlag hat uns die Nutzung freundlicherweise genehmigt.
Text mit freundlicher Genehmigung der S & D Verlag GmbH. Das komplette “Naturheilkunde & Gesundheit” Heft bekommen Sie auch bei uns in der Apotheke.