Statt Fast Fashion: Verantwortung tragen – Barbara Meier

Vom Mathematikstudium zur Modelkarriere – doch für die Schauspielerin Barbara Meier zählen nicht bloß Formeln und Maße. Die 39-Jährige zeigt Engagement und setzt sich als Textilbotschafterin des staatlichen Siegels „Grüner Knopf“ für nachhaltige Mode (s.u.) ein. Im Interview erzählt sie, warum unsere Garderobe grüner werden muss und wie Kleidung auch ohne Konsum funktioniert.

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Liebe Frau Meier, welche Botschaft steckt hinter Ihrem Engagement als Textilbotschafterin?

Vor allem möchte ich die Modebranche fairer machen. Denn die Textilherstellung belegt Platz zwei der umweltschädlichsten Industrien unserer Welt. Von den großen Missständen und den Folgen für Mensch und Umwelt erzählten mir vor einigen Jahren Näher, die ich getroffen habe. Da stand für mich fest: Ich möchte mich als Textilbotschafterin des Siegels „Grüner Knopf“ engagieren, darüber informieren und gleichzeitig inspirieren – zu nachhaltiger Mode, die wirklich faszinierend ist.

Inwiefern fasziniert Sie die nachhaltige Mode?

Die Zeiten, in denen nachhaltige Mode aus kratzigen Jutesäcken bestand, sind lange vorbei. Inzwischen gibt es Leder aus Apfelresten – statt aus Tierhaut – und Strumpfhosen aus Plastik, das man aus dem Meer gefischt hat. Die Schnitte und Materialien sind toll, modern und angenehm zu tragen. Ich finde super-spannend, dass viel experimentiert wird. Probieren wir die neuen Materialien doch einfach mal aus.

Einerseits bewegen Sie sich in der glamourös erscheinenden Modewelt, auf der anderen Seite engagieren Sie sich für faire Kleidung und Recycling-Materialien. Ist das nicht widersprüchlich?

Auf keinen Fall. Ich bin ja ein (kleiner) Teil der Branche. Insofern habe ich die Möglichkeit, diese zu beeinflussen. So wurde etwa schon eine Modenschau durch nachhaltige Marken ergänzt, weil ich darum gebeten habe. Mein Wunsch ist, dass normale Mode, wie wir sie heute noch überwiegend kennen, immer naturverträglicher wird. Dafür möchte ich mit gutem Beispiel vorangehen. Zwar bin ich definitiv nicht perfekt, was einen umweltfreundlichen Alltag betrifft. Doch ich gebe mir große Mühe, mein Leben Schritt für Schritt immer besser zu gestalten. Wenn alle acht Milliarden Menschen auf der Erde diese kleinen Schritte machen, können wir viel schaffen.

Wie können diese kleinen Schritte aussehen?

Der erste Schritt ist sicherlich, sich der eigenen Einstellung zu Mode bewusst zu werden … Wir sollten Kleidung wieder als Wertsachen sehen und nicht als Wegwerfprodukte. Dabei gilt es, den eigenen Stil zu finden, um Fehlkäufe zu vermeiden. Immerhin tragen wir – rein statistisch gesehen – 20 Prozent unserer Sachen gar nicht. Und auch sonst werden Kleidungsstücke im Schnitt nur viermal getragen, dann landen sie im Altkleidercontainer. Als Nächstes müssen wir uns unseren Umgang mit Ressourcen bewusst machen. Warum muss eine neue Hose her, wenn die alte nur ein kleines Loch hat? Wir können Sachen flicken, reparieren oder als Secondhandware kaufen. Getragene, gut erhaltene Kleidung finden glücklicherweise inzwischen auch viele junge Menschen cool. Wenn schon neu kaufen, dann sollten wir auf Siegel achten und auf gute Qualität. Polyester sollte völlig tabu sein. Denn bei jeder Waschladung gelangen tausende – wenn nicht sogar hunderttausende – kleine Fasern ins Abwasser. Dabei entsteht Mikroplastik, das in unserer Umwelt und letztlich in unserem Körper landet. Hochwertige Kleidungsstücke halten viel länger als Billigwaren und können selbst nach Jahren noch Freude machen.

Haben Sie auch schon einmal in Secondhandläden gekauft?

Privat, ja. Und auch beruflich trage ich viel Secondhand. Bei Filmen, Fotoshootings und Fashionshows werden oft Kleidungsstücke aus einem Fundus genommen. Große Roben, die ich bei Moderationen oder auf dem Roten Teppich brauche, leihe ich mir am liebsten aus – in meiner Freizeit kann ich mit ihnen nämlich nichts anfangen.

Haben Sie Tipps, um in die Jahre gekommene Kleidungsstücke modisch wieder aufzupeppen?

Accessoires machen viel her: Handtaschen, Schmuck, schöne Schuhe, ein Schal und anderes. Wer damit experimentiert, verleiht Kleidungsstücken einen ganz neuen Look. Noch wichtiger finde ich allerdings, dass wir Kleidung nicht nach modischen Trends kaufen, sondern danach, was zu uns passt. Wenn uns eine Bluse heute nicht steht – in Farbe, Schnitt oder Form –, finden wir auch in zehn Jahren noch keinen Gefallen an ihr. Ich habe einige Kleidungsstücke schon seit 15 Jahren in meinem Schrank, die ich immer noch mit Begeisterung trage. Da ist es mir egal, ob sie modern sind oder nicht. Wenn ich sie mag, behalte ich sie, ohne dass sie aufgepimpt werden müssen.

Zusammen mit Angermaier Trachten haben Sie eine Dirndl-Linie herausgebracht. Wodurch zeichnen sich Ihre Kleider aus?

Alle verwendeten Materialien sind auf Schadstoffe geprüft und ökozertifiziert – von den Fäden bis zu den Knöpfen. Das ist natürlich aufwendig und schränkt das Design ein. Doch wir haben es geschafft, wunderschöne Dirndl zu kreieren, die in Europa produziert werden. Mir war wichtig, dass die Kleider zeitlos und nicht nach zwei Jahren wieder „out“ sind. Wir haben Stoffe eingesetzt, die schon seit Jahrzehnten typisch für Trachten sind. An sich ist ein Dirndl ohnehin eines der nachhaltigsten Kleidungsstücke: Oft gibt es Nahtbeigaben, um sie enger oder weiter nähen zu können, falls man mal ab- oder zunimmt. Mit unterschiedlichen Blusen oder Schürzen kombiniert, sieht das gleiche Dirndl immer wieder völlig anders aus. Das ein oder andere Stück wird sogar über Generationen vererbt – nachhaltiger geht’s nicht.

Der Grüne Knopf

ist ein staatliches Siegel für nachhaltige Textilien. Das Besondere daran: Es ist das erste Siegel, das systematisch prüft, ob Unternehmen Verantwortung für die Einhaltung von Menschenrechten und Umweltstandards in ihren Lieferketten übernehmen. Zur Website „Der Grüne Knopf“.

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Bild vom Cover des "Naturheilkunde & Gesundheit" Heftes 8/25, aus dem der Text zu diesem Artikel stammt. Der Verlag hat uns die Nutzung freundlicherweise genehmigt.
Text mit freundlicher Genehmigung der S & D Verlag GmbH. Das komplette “Naturheilkunde & Gesundheit” Heft bekommen Sie auch bei uns in der Apotheke.