Freigänger oder Wohnungskatze – wer ist glücklicher?

Minutenlang liegt die Nachbarskatze im Garten auf der Lauer. Tief geduckt, kaum sichtbar im Grün der Wiese – bis sie pfeilschnell einen Satz macht. Die erwischte Maus hat das Nachsehen. Jagen liegt Katzen im Blut: Neben der Fortpflanzung und der Revierverteidigung gehört es zu den am stärksten ausgeprägten Trieben. Für unsere kleinen Raubtiere ist die Jagd ein Lebensbedürfnis, mit dem sie im Schnitt drei bis zehn Stunden täglich verbringen.

Ein Grund dafür, warum für viele „Dosis“ nur der Freigang als artgerechte Haltungsform einer Katze infrage kommt. Und wer schon mal eine sich im sonnengewärmten Straßenstaub wohlig hin- und herwälzende Mieze beobachtet hat, weiß, wie sehr die Tiere ihre Freiheit genießen.

Andererseits ist es gerade diese Straße, die für Befürwortende der Wohnungshaltung einen Dorn im Auge darstellt: Von den rund 16 Millionen Katzen, die in Deutschland leben, werden Schätzungen zufolge rund 500.000 durch Autos überfahren – pro Jahr. Zudem ist der Verkehr nicht die einzige Outdoor-Gefahrenquelle für die Vierbeiner. Streitigkeiten und Revierkämpfe mit anderen Tieren, Gifte, Parasiten und vieles mehr machen Freigänger-Katzen zu schaffen. Und nicht nur den Fellnasen selbst, auch wir Menschen werden natürlich zwangsläufig mit diesen Folgen konfrontiert, emotional wie finanziell. Nicht wenige Katzenzüchter vermitteln ihre Schützlinge aufgrund der hohen Freilauf-Risiken daher ausschließlich in Wohnungshaltung. Und tatsächlich übertrifft die durchschnittliche Lebenserwartung der „Eingesperrten“ mit 15 bis 18 Jahren deutlich die von Freigängern mit zehn bis zwölf Jahren.

Die Entscheidung wohl überlegen

In 26 Prozent der deutschen Haushalte lebt zurzeit mindestens eine Mieze. Wenn auch Sie einem schnurrenden WG-Mitglied ein Zuhause geben möchten, sollten Sie die Entscheidung „Rein oder raus?“ gut überdenken. Denn erst getroffen, lässt sie sich nur unter Schwierigkeiten wieder rückgängig machen: Hat Katzi einmal „Blut geleckt“ und durfte draußen herumstromern, wird das Tier mäßig begeistert sein, wenn Sie ihm diese Rechte wieder entziehen. Lautstarke Beschwerden bis hin zu unerwünschtem Markieren innerhalb der Wohnung sind häufige Folgen. Andererseits fällt einer Katze, die lange Zeit ausschließlich innerhalb schützender Wände lebte, die Anpassung in der vermeintlichen Freiheit schwer.

Wägen Sie daher im Vorfeld ab, welche Form der Katzenhaltung Ihrer Überzeugung und Ihrer Lebenssituation entspricht. Wohnen Sie eher ländlich in einer ruhigen 30er-Zone und mit katzenfreundlich gesinnten Nachbarn, ist Freilauf sicher eine Option. Eine Dachgeschosswohnung in der Großstadt hingegen bietet diese Möglichkeit eher nicht. In diesem Fall sollten Sie Ihr Herz am besten nicht an ein halbwildes Bauernhof-Kitten verlieren, sondern eine Rasse wählen, deren Freiheitsdrang tendenziell weniger hoch ist, etwa Perser, Birma oder Ragdoll.

Egal, für welche Haltung Sie sich entscheiden: Als liebendes und fürsorgliches „Personal“ geben Sie grundsätzlich jeder Fellnase die Chance aufs große Glück. Denn während es früher stets hieß, Katzen bänden sich an Haus und Hof, und wenig an uns Menschen, konnte dies von US-Wissenschaftlern der Oregon State University widerlegt werden. Unsere felinen Freunde gehen der Studie zufolge eine ähnlich intensive Bindung zu uns ein, wie es Hunde tun. Ob Mieze nun also das Draußen erkunden darf oder die Sicherheit Ihres Heims genießt: Der schönste Platz für pelzige Mitbewohner wird vermutlich der auf Ihrem Schoß (und pssst: in Ihrem Bett!) sein …

Hat die Mieze Stress?

Katzen sind sensible Tiere, die insbesondere auf Veränderungen empfindlich reagieren. Zeigt Ihr Tier Anzeichen von Anspannung, kann der Gang in die Apotheke sinnvoll sein: Hier hält man manch sanfte Helfer für gestresste Fellnasen bereit, etwa emotional ausgleichende Pheromon-Stecker, besänftigende Globuli oder spezielle Bachblüten.

To-dos für freilaufende Katzen

  • Lassen Sie Ihren Liebling in der Tierarztpraxis chippen (Kosten ca. 50 bis 80 Euro). Mit der Registrierung kann das Tier Ihnen eindeutig zugeordnet werden.
  • Kastration ist wichtig: Unkastrierte Tiere haben einen größeren Radius, sind häufig in Keilereien verwickelt – und produzieren ungewollten Nachwuchs.
  • Ein ausreichender Schutz vor Parasiten und spezielle Impfungen bewahren vor schweren Erkrankungen. Katzen leiden unter extremer Witterung. Stellen Sie sicher, dass Ihr Tier bei Kälte Unterschlupfmöglichkeiten hat, und schützen Sie es vor Sonnenbrand.
  • Freigang braucht Übung. Gewöhnen Sie Ihre Katze zunächst ausgiebig an die Umgebung.

To-dos für die Wohnungshaltung

  • Nehmen Sie möglichst mindestens zwei Katzen auf; so können sich die Fellnasen miteinander beschäftigen.
  • Verteilen Sie Katzenspielzeug in der Wohnung und nehmen Sie sich täglich mehrmals Zeit zum Spielen.
  • Denken Sie dreidimensional: Erhöhte Liege- und Kletterplätze (mit Fenstersicht) sind sehr beliebt.
  • Krallen müssen gewetzt werden. Um Ihr Sofa zu schützen, sorgen Sie für alternative Kratzmöglichkeiten.
  • Wenn realisierbar, ist ein eingenetzter Balkon mit Katzengrasbeet (auch für drinnen klasse!) das absolute Highlight.

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Naturheilkunde & Gesundheit 4/23
Text mit freundlicher Genehmigung der S & D Verlag GmbH. Das komplette “Naturheilkunde & Gesundheit” Heft bekommen Sie auch bei uns in der Apotheke.