Wild und wirksam – Wiesenkräuter
Der Wonnemonat Mai ist die ideale Sammelzeit. Auf Wiesen und am Wegesrand wuchern Wildkräuter jetzt um die Wette. Sie sind köstlich für die Küche und heilsam für Ihre Haus-Apotheke. Welche dürfen in Ihrem Körbchen landen?
Kleiner Kräuter-Knigge
Sammeln Sie Wildkräuter nur an Orten, an denen sicher keine Gifte lauern. Also nicht an Kuhweiden, Hundewiesen und Straßenrändern, besser im eigenen Ökogarten ernten. Schneiden Sie immer nur so viel ab, wie Sie verbrauchen können. Bloß die frischen Blätter und Triebe mitnehmen. Zur Sicherheit identifizieren Sie die Pflanze anhand eines Bestimmungsbuches oder einer App. Wenn Sie unsicher sind, lieber stehen lassen.
Giersch
Drei Blätter, dreikantiger Stängel. Wer Giersch im Garten entdeckt, kann sich glücklich schätzen. Als gesunder Genuss macht er im Salat eine gute Figur, oder er lässt sich wie Spinat zubereiten. Sein botanischer Name Aegopodium podagraria heißt frei übersetzt übrigens „Gicht heilend“. Mit seinen vielen Mineralstoffen soll er helfen, überschüssige Harnsäure zu neutralisieren. Unsere Vorfahren verwendeten ihn daher bei Rheuma und Gelenkschmerzen. Auch viele Insekten lieben Giersch. Also: Nicht alles wegfuttern.
Manchmal lästig, aber lecker: Giersch ist ein Wucherkraut, jedoch mit heilsamen Kräften.
Sauerampfer
Aus der Mitte seiner pfeilförmigen Blätter sprießen jetzt im Mai rosafarbene Blütenrispen. Sauerampfer ist für seinen fein säuerlichen Geschmack bekannt und hat sogar einen Platz in der Gourmetküche ergattert. Als Delikatesse rundet er Gemüsegerichte ab und gibt jedem Salat den letzten Pfiff. Nicht nur köstlich, sondern auch kerngesund: Die frischen Blätter strotzen nur so vor Vitamin C und Eisen – gut für die Abwehrkräfte und zur Blutbildung.
Aber Vorsicht – nicht mit dem giftigen Aronstab verwechseln. Dieser treibt keine Blüten, sondern einen Kolben. Sauerampfer (Rumex acetosa) können Sie roh oder gegart genießen.
Spitzwegerich
Zugegeben: Optisch macht der Spitzwegerich mit seinem langen Stiel, den lanzettlichen Blättern und seinen bräunlichen, walzenförmigen Blütenähren nicht allzu viel her. Auf seine inneren Werte kommt es an. Wegen seiner Schleimstoffe in den Blättern gilt er als hochwirksamer Hustenreiz- Stiller. Noch dazu enthält er Gerbstoffe, Kieselsäure, Kalium und Zink. Gut für die Wundheilung also und zur Linderung von Insektenstichen. Spitzwegerich, auch „Heilblatt“ genannt, ist als Arzneipflanze längst populär und füllt als Sirup oder Tropfen ganze Regale in Ihrer Apotheke.
Die Blüten des Spitzwegerich (Plantago lanceolata) sind essbar, zum Beispiel als Salat-Topping. Aus den zerkleinerten Blättern lässt sich Tee zubereiten.
Brennnessel
Nur Mut! Sie sticht zwar, wenn wir sie anfassen, und hinterlässt wässrige Quaddeln auf der Haut. Aber ist die Brennnessel deshalb böse? Im Gegenteil. Mit ihren Brennhaaren injiziert sie uns Reizstoffe, die den gesamten Stoffwechsel anregen. Ein Wärmegefühl entsteht, Blutgefäße weiten sich und die Nieren arbeiten auf Hochtouren. Die harntreibende Wirkung ist schnell spürbar. Als Rheumamittel für geschmeidige Gelenke hilft Brennnesselkraut erst nach und nach, wenn Sie zum Beispiel täglich etwa zwei Tassen Tee davon trinken. Tipp: Verarbeiten Sie Brennnesselblätter mal als Pesto. Sehr erfrischend- herb im Geschmack.
Brennnessel (Urtica dioica) brennt nicht, wenn Sie die Blätter mit einem Handtuch platt klopfen oder mit dem Gartenschlauch abduschen.
Lieber aus der Apotheke als von der Wiese
Expertenrat von Apothekerin Isolde Meyer: „Kräuter in der Natur zu sammeln, ist ein tolles Vergnügen und die pure Entspannung. Dafür habe ich volles Verständnis. Allerdings ist die Frage, was Sie mit den Pflanzen vorhaben. Wenn Sie sie tatsächlich für Ihre Gesundheit einsetzen möchten, dann gehen Sie auf Nummer sicher und legen Sie sich lieber in Ihrer Apotheke einen Vorrat an. Dort gibt es Heilkräuter wie Kamille, Schafgarbe und Co. in Arzneiqualität. Das bedeutet, sie sind auf ihre Wirksamkeit geprüft. Sie wurden also zur richtigen Zeit geerntet, fachlich korrekt getrocknet und verarbeitet, damit garantiert alle wichtigen Inhaltsstoffe erhalten bleiben. Schädliches wie Pestizide oder Schimmel brauchen Sie nicht zu befürchten. Kräuter aus Ihrer Vor-Ort-Apotheke sind streng kontrolliert. Übrigens bekommen Sie bei uns auch wertvolle Tipps zur Anwendung, Dosierung und zu möglichen Neben- oder Wechselwirkungen. In der freien Wildbahn gibt es eine solche Beratung logischerweise nicht. Die Heilkraft der Natur unbesorgt genießen, das können Sie eben doch nur mit Kräutern aus Ihrer lokalen Apotheke.“
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Bei Fragen helfen wir Ihnen natürlich gern weiter und beraten Sie.
