Du bist, was Du isst / TCM

Die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) versteht Ernährung praxisorientiert, ganzheitlich und individuell. Im Interview TCM-Experte Mike Mandl. Er ist überzeugt: Jeder Mensch kann genau jene Gerichte zubereiten, die Körper, Geist und Seele guttun.

Für den Gesundheitsexperten ist die höchste Heilkunst diejenige, die Leiden zu verhindern weiß.

Herr Mandl, was sind die grundlegenden Prinzipien der Traditionellen Chinesischen Medizin?

Der individuelle Ansatz steht im Mittelpunkt. Es gibt keine Empfehlungen für alle, keine Verbote. Was der einen Person guttut, muss nicht für andere gelten. Wenn wir unsere Ernährung auf die physische Konstitution abstimmen, auf körperliche Stärken und Schwächen, das Alter, die Lebensumstände sowie auf persönliche Ziele, sind Gesundheit und Lebensfreude das Resultat. Entsprechend variabel sollte das Essen sein. Eine gute Ernährungsempfehlung muss passen wie ein auf den Leib geschneidertes Kleidungsstück. Vor allem sollte das Thema Ernährung Spaß machen.

Sie nutzen den Begriff „Karma à la carte“. Was hat Karma mit Küche zu tun?

Karma beschreibt das Gesetz von Ursache und Wirkung. Jeder Auswirkung geht eine Ursache voraus. In Bezug auf Ernährung ist das, was wir zu uns nehmen, die Ursache. In unserem Körper manifestiert sich dann die Auswirkung. Man könnte auch sagen: Unser Körper ist die sichtbar gewordene Biografie unserer Einkaufsliste und unseres Essverhaltens. Demnach geht es nicht um die Frage, welcher Ernährungsrichtlinie wir folgen sollten, sondern welche Ursachen wir wählen, um bestimmte Wirkungen hervorzurufen. Das kann bedeuten, dass hier die Kalorienmenge reduziert, dort erhöht werden sollte. Oder dass mal mehr Proteine, mal mehr Kohlenhydrate im Mittelpunkt stehen.

Ist Nahrung auch in der TCM eine Energiequelle?

Der Begriff wird in der TCM weiter gefasst. Ein zentraler Aspekt der TCM ist die sogenannte thermische Wirkung von Nahrungsmitteln. Es gibt Lebensmittel, die uns erwärmen oder abkühlen, und solche, die als neutral gelten. Die Frage lautet: Welche Energiequellen liefern mir welche Qualitäten, um bestmöglich im Gleichgewicht zu bleiben? In der kalten Jahreszeit brauchen wir vermehrt wärmende Energiequellen. Wenn innere Kälte auf äußere Kälte trifft, ist das Resultat oft ein Infekt. Eine lange gekochte Hühnersuppe mit viel Wurzelgemüse und Gewürzen wirft hingegen den inneren Hochofen an und unterstützt unser Immunsystem.

Essen, das Körper und Geist guttut: Wie sieht das konkret aus?

Der Körper ist unser Zuhause, das wir bis zum Lebensende nie verlassen. Ist es ein angenehmer Ort, fühlen wir uns darin wohl? Das Ziel sollte sein, sich einem solchen Zustand anzunähern. Es gibt Personen, die sehr kälteempfindlich sind, kalte Füße, eine kalte Nasenspitze haben. Meist sind das jedoch Personen, die vermehrt Rohkost, Joghurt oder Mineralwasser zu sich nehmen. Das klingt supergesund, kühlt den Organismus aber leider ab. Diese Menschen sollten erwärmende Lebensmittel wählen.

Inwieweit wirken Lebensmittel durch ihre Beschaffenheit auf uns?

Die Wirkung von Lebensmitteln geht laut TCM über die Versorgung mit Nährstoffen hinaus. Lebensmittel beinhalten ein Eigenleben. Demnach hat jedes Lebensmittel einen Charakter, so wie jeder Mensch aus Gewebe, Knochen und Organen aufgebaut ist, aber trotzdem einen spezifischen Charakter hat. Es gibt Nahrung, die uns nervös, ruhig, leicht, lebendig, müde oder lustig macht. Karma in Bezug auf unsere Ernährung ist die bewusste Entscheidung, das zuzubereiten, was nicht nur dem Körper guttut, sondern hilft, das individuelle Potenzial zu entfalten.

Wie profitiert die Gesundheit von einer passenden Ernährung?

Die unglückliche, aber weit verbreitete Kombination aus zu viel Zucker, Fett, Kalorien und Stress sowie wenig Bewegung schlägt nicht nur auf das Gewicht, sondern erhöht das Risiko für schwerwiegende Erkrankungen: Abnutzungserscheinungen des Bewegungsapparates, Bluthochdruck, Herzerkrankungen, aber auch Krebs und Stoffwechselstörungen, allen voran Diabetes. Gesundheit ist weniger ein Ziel oder eine Gegebenheit als vielmehr ein dynamischer Zustand von Körper, Geist und Seele. Diesen können wir täglich neu ausbalancieren für ein harmonisches Gleichgewicht: Durch das, was wir tun, was wir denken und was wir essen. Weil wir täglich mehrmals essen, haben wir hier einen ganz besonderen Hebel in der Hand.

Kühlende Lebensmittel:

Südfrüchte, Rhabarber, Melone, Tomate, Gurke, Chicorée, Eisbergsalat, Endivie, Radicchio, Joghurt, Mineralwasser, Schwarztee, Grüntee, Saures

Wärmende Lebensmittel:

Aprikose, Pfirsich, Rosinen, Trauben, Kürbis, (Schnitt-)Lauch, Zwiebel, Fenchel, Dill, Ingwer, Basilikum, Petersilie, Koriander, Senf, Lamm, Huhn, Wild, Meeresfrüchte, Hochprozentiger Alkohol, Fencheltee, Kümmeltee, Suppen, Scharfes

Neutrale Lebensmittel:

Weizen, Roggen, Hafer, Rundkornreis, Mais, Dinkel, Hirse, Erbse, Linse, Sojabohne, Kidneybohne, Stangenbohne, Karotte, Kartoffel, Weißkohl, Blumenkohl, Austernpilz, Steinpilz, Sonnenblumenkerne, Mandel, Haselnuss, Sesam, Butter, Ei, Käse, Rind, Schwein, Tintenfisch, Honig, Bier

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