Katzenminze als Hilfe beim Verabreichen von Medikamenten bei Katzen

Wenn Sie keine Katze als Haustier halten, wird diese Pflanze aus der Familie der Lippenblütler wahrscheinlich bisher eher an Ihrem Fokus vorbeigezogen sein. Auf viele Katzen hat die Echte Katzenminze jedoch eine bemerkenswerte, geradezu euphorisierende Wirkung, die bei kontrolliertem Einsatz z.B. bei der Gabe von Medikamenten genutzt werden kann.

Katzenminze beim Menschen

In seltenen Fällen findet sie auch beim Menschen Anwendung:  Hildegard von Bingen z.B. setzte pulverisierte Katzenminze bei unaufgebrochenen Skrofeln ein, einer  Drüsenkrankheit verschiedener Krankheitsbilder, die fast ausschließlich bei Kindern in Gestalt chronischer Entzündungen und Eiterungen die Lymphdrüsen, die Haut und die Schleimhäute befällt. Verabreicht als Tee soll es traditionell harntreibend und fördernd auf die Monatsregel einwirken. Das Kraut hat darüber hinaus krampflösende sowie fiebersenkende Eigenschaften und wirkt nach Berichten wohl auch gegen Schüttelfrost und Brechdurchfall. In der heutigen Zeit wird es leider auch missbräuchlich angewandt, denn z.B. durch das Rauchen aufbereiteter Pflanzenteile soll eine Art Rauschzustand erlangt werden können. Hiervon ist massiv abzuraten, es kann verbunden sein mit vielen Gefahren für Körper und Geist. Schon allein aufgrund der Zufuhr unbekannter Stoffe, die durch die Glut zudem möglicherweise krebserregend sein können, ist diese Applikationsart unberechenbar und von den unklaren psychotropen Eigenschaften (wohl durch das enthaltene Alkaloid Actinidin) problematisch, vergleichbar mit einer Droge! Das ist hier aber nicht unser Thema, dennoch wollten wir die Warnung an dieser Stelle aussprechen.

Echte Katzenminze (Nepata cataria)

Katzenminzen sind krautartige Pflanzen mit vierkantigen Stängeln. Die Nepata-Arten enthalten reichlich ätherische Öle. Hier betrachten wir die „Nepata cataria“, die Echte Katzenminze, auch als „Catnip“ bekannt. Die beschriebenen Wirkungen vollbringt in Perfektion nur diese Art, u.a. mit ihren ätherischen Ölen Nepetalacton und Actinidin, die übrigens im Gegensatz zu Ihren Artverwandten weiß und nicht blau, rosa oder gelb blüht. Sowohl Stiele als auch Blätter enthalten reichlich ätherisch Öldrüsen, die für die Wirkung mitverantwortlich sein sollen, daher ist der Anteil an Blüten im Ganzkraut nicht unbedingt ein Garant für intensive Wirkung bei Katzen.

Nicht alle Katzen reagieren zwingend auf die Katzenminze! Ein großer Teil (ca. 60 % und sogar Großkatzen) unserer Stubentiger allerdings reagiert intensiv auf sie. Die in ihr enthaltenen ätherischen Öle verströmen für die Tiere einen geradezu verführerischen Duft. Für den Menschen riecht sie leicht zitronig, eine unmittelbar berauschende Wirkung bleibt aber aus, also keine Angst (nach obiger Drogen-Aussage) beim normalen Umgang mit der Pflanze! Auch sind die im Zoohandel erwerbbaren Produkte bei sachgemäßem Einsatz unschädlich für Mensch und Tier.

Für die darauf reagierenden Katzen entsteht eine unwiderstehliche, euphorisierende Anziehung, die zugleich Entspannung hervorruft. Kater reagieren zumeist heftiger, vermutlich weil der Inhaltsstoff Actinidin einer Substanz ähnelt, die von nicht-kastrierten weiblichen Katzen mit dem Urin ausgeschieden wird. Allerdings kann dies nicht der einzige Grund sein, da auch Katzen und kastrierte Kater unter den Respondern sind.

Verantwortungsvoller Einsatz

Genau diese Wirkung zeigt die Verantwortung des Halters auf. Wir möchten diese Warnhinweise vorwegnehmen:

  • Katzen- und kindersicher sowie geruchsdicht lagern, keine „Selbstbedienung“
  • Nur bei gesunden Katzen verwenden oder in Absprache mit dem Tierarzt bei Tieren, die aufgrund Ihrer Erkrankung profitieren können
  • Nur in kontrollierten, kleinen Dosen einsetzen, kein Alltagskraut
  • Ist keinesfalls als Alleinfutter geeignet, maximal eine Prise, um Futter in Sonderfällen (Medikamentengabe, s.u.) attraktiver zu gestalten
  • Beobachten Sie Ihre Katze beim Kontakt mit der Katzenminze bzw. dem Spielzeug, manche Tiere reagieren allergisch (Niesen etc.)
  • Duftspielzeug getrennt zu normalen Spielzeug der Katze anbieten, damit nicht alles den Duft annimmt

Es gibt im Handel spezielles Katzenminze-Spielzeug, zumeist Kissen. Diese werden im Laufe der Zeit mit dem Ausduften der ätherischen Öle immer uninteressanter, dann müssen sie erneuert werden. Es gibt auch Sprays, um z.B. abgelegte Spielzeuge, Katzenmöbel oder das Katzenklo attraktiver zu machen. Setzen Sie diese aber nur sehr (!) dezent ein, falls der Tierarzt dies empfiehlt. Dauerbesprühung stellt eine permanente Geruchsbelästigung der geruchssensitiven Katzen dar, welche das Grundverhalten negativ beeinflussen oder gar die Tiere dazu verführen kann, die Belästigung mit Eigenduft (Urin) zu übertönen. Abgesehen davon sollte die euphorisierende Wirkung der Katzenminze nur als Besonderheit mit Belohnungscharakter eingesetzt werden, denn wahrscheinlich ist die Wirkung mit der eines „Genussmittels“ beim Menschen vergleichbar und somit nicht für den Alltag geeignet. Sie trinken ja (hoffentlich) auch nur ab und an mal ein Glas Wein und nicht jeden Tag 5 Liter.

Wirkung der Katzenminze nutzen

Wenn Ihre Katze auf das Kraut reagiert, können Sie sich das für die unangenehmen Situationen nutzbar machen. Muss die Katze z.B. in die Transportbox zum Tierarzt, so kann man ein Säckchen darin platzieren und auch bei der Applizierung von Medikamenten kann die Katzenminze helfen. Richtig eingesetzt werden nervöse Tiere entspannt und die Compliance (das kooperative Verhalten) bei der Applizierung von Medikamenten, bzw. der Augen- oder Ohrenpflege steigt. Beispielsweise kann das mit Medikamenten versetzte Essen oder Trinkwasser mit wenig zerkleinerter Katzenminze attraktiver gemacht werden. Hierzu zerreiben Sie eine kleine Menge zwischen den Fingern z.B. über dem Trinknapf bzw. arbeiten es in eine Mahlzeit (ggf. mit Medikamenten versetzt) ein. Die Katze wird dann versuchen, das Kraut zu erhaschen und dabei vermehrt trinken oder die Nahrung zu sich nehmen und den Anteil an Medikation eher tolerieren. Sollten Sie Medikamente direkt geben müssen, kann schon der Geruch an Ihren Fingern als Hilfestellung ausreichen.

Klingt gut? Aber auch hier ist Vorsicht geboten. Reagieren die Tiere zu euphorisch auf das Kraut, sollte man auf den Einsatz eher verzichten, sonst kann es zu dem bekannten „Himmelhoch jauchzend – zu Tode betrübt“ Symptomkomplex kommen, mit anderen Worten wird die Katze ohne ihr tägliches „Gras“ unter Umständen eher lustlos. Zudem darf es nicht nur bei diesen Problem-Situationen eingesetzt werden, da es sonst mit eben diesen verknüpft und der hilfreiche Effekt aufgehoben wird. Die Katzenminze muss deswegen auch in spielerisch schönen Kuschelmomenten ab und an eingesetzt werden. Es ist keinesfalls ein Ersatz für zwischenmenschlich-katzige Beziehungen, sondern kann dazu dienen, in Einzelfällen z.B. auftretendes Alleinsein zu kompensieren. Bleiben wir bei obigen Weinbeispiel, möchten Sie Zuhause nur noch allein mit der Flasche sitzen ohne Kontakt nach Außen?

Ein verantwortungsvoller und bewusster Einsatz (und nur dieser) der Katzenminze kann es also deutlich vereinfachen, einem kranken Tier zu helfen.  Haben Sie Fragen? Sprechen Sie uns oder auch Ihren Tierarzt darauf an. Katzenminze in pharmazeutischer Qualität ohne Beimischungen anderer Unterarten bekommen Sie übrigens auch bei uns, in Ihrer Flora-Apotheke.

Falls Ihre Katze schließlich zur Minorität der Katzenminzeablehner gehören sollte, können Sie dennoch weitergehende Hilfe in unserem Blog zum Verabreichen von Katzenmedikamenten finden.