Blätter, Blüten, Wurzeln – Der Ursprung der Medizin

Pflanzliche Heilmittel und ihre Anwendungsgebiete sind seit Jahrhunderten überliefert.
Lange bevor biochemische Vorgänge und Strukturformeln von Pflanzenwirkstoffen entschlüsselt wurden, bereiteten Heilkundige verschiedenster Kulturen aus der »grünen Apotheke Natur« wirksame Medizin zu. Ohne die wissenschaftlichen Hintergründe zu kennen, wussten sie, dass Kamille den Magen beruhigt und Brennnessel gegen Gliederschmerzen hilft. Selbst wildlebende Tiere versorgen sich bei Beschwerden instinktiv mit den passenden Heilpflanzen.

Diese intuitive, auf Erfahrung beruhende Anwendung von Heilpflanzen heißt traditionelle Phytotherapie. Eine moderne, auf Forschungsergebnisse gestützte Herangehensweise ist die rationale Phytotherapie. Hier liegen der Auswahl von pflanzlichen Arzneimitteln deren Erforschung und Wirkungsnachweise ihrer Inhaltsstoffe zugrunde. Die heutige Phytotherapie ist ein Zusammenspiel aus beiden Disziplinen.

»Unkraut nennt man die Pflanzen, deren Vorzüge noch nicht erkannt worden sind.«
Ralph Waldo Emerson, amerikanischer Philosoph

Grundlage der Pflanzenheilkunde ist der therapeutische Einsatz von ganzen Pflanzen, Pflanzenteilen oder Zubereitungen daraus. Je nach Beschwerdebild und Zusammensetzung der Pflanze, nutzt ein Phytotherapeut verschiedene Ausgangsstoffe, die wir Ihnen hier gleich mit der pharmazeutisch-lateinischen Bezeichnung vorstellen:

  • ganze Pflanze – Herba
  • Blüte, Knospe – Flores
  • Zapfen, Strobel – Strobi, Strobuli
  • Blütengriffel – Stigma
  • Blätter – Folia
  • Stengel – Stipes
  • Ranke, Rebe – Vitis
  • Dorn – Spina
  • Korn – Kranum
  • Samen – Semen
  • Nuss – Nux
  • Früchte – Fructus
  • Scheinfrucht – Pseudofructus
  • Hülse – Folliculus
  • (Frucht)schale – Pericarpium
  • Schale (hart) – Testa
  • Knolle – Tuber
  • Traube – Uva
  • Rinden – Cortex
  • Kork – Suber
  • Rohr – Calamus
  • Holz – Lignum
  • Zwiebeln – Bulbus
  • Wurzel – Radix
  • Wurzelstock – Rhizoma
  • Zweig – Rami
  • Ranke – Vitis
  • Zweigspitze – Summitas
  • Halm – Culmus
  • Flechte – Lichen
  • Saft – Succus
  • Schwamm, Pilz – Fungus

Die ausgewählten Pflanzenteile werden meist weiterverarbeitet, etwa mit heißem oder kaltem Wasser übergossen oder ausgekocht. Ferner können sie gepresst, mit Wasser, Öl oder Alkohol versetzt, destilliert oder getrocknet zerrieben werden. So erhalten wir daraus pharmazeutisch wirksame Öle, Gerb- und Bitterstoffe, Saponine und Alkaloide, Pflanzenfarbstoffe und andere Substanzen.

Bewährte Einsatzgebiete von Heilpflanzen:

1 + 1 = 5 Das Geheimnis der Synergie

Kann ein isolierter Wirkstoff anders wirken als die ganze Pflanze? Ja, durchaus. Alle Pflanzeninhaltsstoffe stehen in Wechselwirkung zueinander. Enthaltende Ballaststoffe, Farbstoffe, sekundäre Pflanzenstoffe oder noch unbekannte Begleitstoffe beeinflussen andere Substanzen. So können einzelne Stoffe bestimmte Wirkungen von anderen erst erzeugen, verstärken oder hemmen. Bei manchen bewährten Anwendungen von Heilpflanzen ist gar nicht genau bekannt, welche Bestandteile für die pharmazeutische Wirkung eigentlich ausschlaggebend sind. Pharmazeuten und Chemiker finden nicht selten erst Jahrhunderte später die wissenschaftliche Erklärung für überlieferte Wirkungen. Eine spannende Aufgabe bis heute, vor allem, wenn sich unterschiedliche Wirkungen ein und derselben Pflanze zeigen, je nachdem, ob sie ganz oder nur bestimmte Einzelteile eingesetzt werden. Daher sollten kombinierte Zubereitungen nur von Fachleuten zusammengestellt werden, um die Synergien optimal zu nutzen und Neben- oder Wechselwirkungen sowie Kontraindikationen möglichst klein zu halten.

Phytopharmaka sind meist gut verträglich und provozieren weniger Nebenwirkungen als schulmedizinische Mittel. Fragen Sie auch gern uns nach Kombinationen pflanzlicher Alternativen.

Finden Sie mehr über Heilpflanzen und Arzneipflanzen auch hier im Blog sowie unser Heilpflanzenlexikon auf unserer Website.

Text mit freundlicher Genehmigung der S&D Verlag GmbH. Die komplette „natürlich Frau“ bekommen Sie auch bei uns in der Apotheke als monatliches Special in der „Naturheilkunde & Gesundheit“.