Kerzen ohne Gift

O, du Nachhaltige… Sie gehören zum Winter wie Schnee und Tee. Doch sollten wir bei den stimmungsvollen Wachslichtern unbedingt auf die inneren Werte achten; in vielen Kerzen stecken schädliche Substanzen.

Wussten Sie? Durchschnittlich verbraucht jeder Mensch hierzulande pro Jahr 2,2 Kilogramm Kerzen.

Vor Schadstoffen schützen

Bei der Verbrennung von Kerzen entstehen unter anderem Feinstaub und Stickoxide, doch Untersuchungen zufolge ist die Belastung zu vernachlässigen. Dennoch bitte regelmäßig lüften: Brennende Kerzen verbrauchen Sauerstoff. Trägt die Kerze ein RAL-Gütesiegel, garantiert dies, dass sie bestimmte Schadstoff-Grenzwerte nicht überschreitet. Insbesondere Allergiker und Menschen mit sensiblen Atemwegen sollten aber auf Duftkerzen verzichten, da sie problematische Substanzen enthalten können.

Erst eins, dann zwei, dann drei, dann vier … und meist verbrennen wir im Lauf der dunklen Jahreszeit noch deutlich mehr als die obligatorischen Adventskranzstumpen. Das ist gut so, denn Kerzen haben hilfreiche Effekte auf uns Menschen, sind Lichtforscher sicher. Mit ihrer warmen Lichtfarbe von rund 1.700 Kelvin und hohem Rotanteil wirken sie beruhigend; am Abend entzündet, können sie sogar die Produktion des Schlafhormons Melatonin anregen. Doch spätestens, wenn wir uns mit den Inhaltsstoffen der brennbaren Wachsfiguren beschäftigen, ist es mit der Ruhe oft schnell vorbei.

Paraffin auf dem Prüfstand

Die meisten Kerzen, die wir hierzulande im Handel erwerben, sind aus Hartparaffin hergestellt. Hierbei handelt es sich um ein Nebenprodukt der aus Umweltschutz-Gesichtspunkten kritischen Erdölraffination. Da die Ölvorräte endlich sind und der Rohstoff vor allem in Europa knapp wird, ist bei Paraffinkerzen auch keinesfalls von Nachhaltigkeit auszugehen. Zumal Paraffin aufgrund des günstigen Preises auch in vielen anderen Produkten steckt, wie Kosmetika, Süßigkeiten und Putzmittel. Doch die Substanz, die aus einem Gemisch gesättigter Kohlenwasserstoffe besteht, ist nicht nur ein Öko-Risiko: Auch unserer Gesundheit zuliebe sollten wir ihr möglichst aus dem Weg gehen. Verzehren wir paraffinhaltige Lebensmittel, können sich Verunreinigungen, die bei der Gewinnung entstehen, in unseren Organen anreichern, möglicherweise Entzündungen und sogar Krebs begünstigen. Das Abbrennen von Paraffinkerzen wirkt sich ebenfalls negativ auf unseren Organismus aus: Wie eine Studie der Uni South Carolina zeigt, entstehen dabei giftige Gase, die in die Raumluft übergehen und von uns eingeatmet werden. Mögliche Folgen: Allergien, Ekzeme und Atemwegserkrankungen.

Was steckt in Stearin?

Vielleicht sind Sie aufgrund des umstrittenen Paraffins bereits zu Kerzen aus anderen Rohstoffen übergegangen, wie etwa Stearin. Im Gegensatz zu Paraffin brennen diese länger, rußen und tropfen weniger; dafür sind sie jedoch auch teurer. Und das ist nicht das einzige Manko am Stearin: Neben Rindertalg und Kokosöl wird als Basis am häufigsten das umstrittene Palmöl verwendet. Doch wie lässt sich das feststellen? Leider gar nicht. Entdecken Sie auf der Verpackung keine spezielle Kennzeichnung, handelt es sich vermutlich um bedenkliches Palmöl-Stearin. Eine Alternative sind Kerzen aus nachhaltigerem Bio-Palmöl.

Biomasse oder Bienenwachs

Noch besser sind Biomasse- oder kurz Bio-Kerzen, die aus nachwachsenden Rohstoffen wie Fetten hergestellt werden. Diese wiederum fallen in der Gastronomie oder bei der Lebensmittelproduktion als Reststoffe an. Auch solche mit aus gentechnikfreiem Raps-, Sonnenblumen- oder Sojaöl produziertem Pflanzenwachs stellen eine gute Wahl dar, vorausgesetzt, sie stammen aus heimischem Bio-Anbau. Es gibt übrigens auch Teelichter aus diesen Materialien: Sie kommen ohne Aluhülle aus, und ihr Docht kann im Biomüll entsorgt werden. Als „Königin der Kerzen“ gilt aber wohl die Bienenwachskerze. Da ihr natürlicher Rohstoff nur in begrenzter Menge verfügbar ist, schlägt sie mit dem höchsten Preis zu Buche. Insbesondere dann, wenn sie aus hiesigem Wachs geformt wurde. Dafür ist ihre Umweltbilanz optimal; Kerzen aus importiertem Bienenwachs sind aufgrund des aufwendigen Transports im Hinblick auf unseren ökologischen Fußabdruck ungünstiger.

Warum ist Palmöl so problematisch?

Ein Expertenrat von Dr. Christine Reinecke, Diplom-Biologin mit dem Schwerpunkt Naturheilkunde:

„Das Öl der Kokospalme ist ein wichtiger Rohstoff. 85 Prozent des weltweiten Bedarfs werden in Südostasien produziert, auf einer Fläche von etwa 19 Millionen Hektar. Das entspricht einer Verdreifachung seit 1990. Die Plantagen befinden sich in den äquatornahen Regenwäldern Indonesiens und Malaysias, vor allem auf Borneo. Mit der steigenden Nachfrage entstehen neue Pflanzungen, für die der Regenwald immer weiter abgeholzt wird. Das führt zu ökologischen und sozialen Problemen; die Konflikte mit Wildtieren häufen sich. So auf Borneo: Die Insel ist Rückzugsort für seltene Tiere. Mit jeder Palme geht der Lebensraum für die bedrohten Orang-Utans, Borneo-Elefanten und Sunda-Nebelparder verloren.“

Bienenwachskerzen selbst gießen – DIY (do it yourself)

Sie brauchen:

  • Bienenwachs, möglichst von der lokalen Imkerei,
  • Runddocht aus Baumwolle,
  • Form, z. B. aus hitzebeständigem Glas (Einmachglas) oder Silikon,
  • Holzspieße und Haushaltsgummi,
  • großer Topf und hitzebeständiges Gefäß oder kleiner Topf.

So geht’s:

  1. Den Docht auf Formgröße zuschneiden (einige Zentimeter überlappend). Achtung: Auf die Laufrichtung des Dochtes achten; seine Baumwollfasern sollten ein nach oben geöffnetes „V“ zeigen.
  2. Docht zwischen zwei Stücke des Holzspießes klemmen, mit dem Gummi fixieren, über die Gießform legen, sodass der Docht in der Mitte sitzt.
  3. Wachs langsam im Wasserbad schmelzen, bis es flüssig ist.
  4. Flüssiges Wachs vorsichtig in die Form gießen.
  5. Kerzenwachs aushärten lassen, am besten über Nacht.
  6. Gehärtete Kerze aus der Form lösen. Klappt das nicht von selbst, die Form kurz in den Kühlschrank stellen. So zieht sich das Wachs zusammen und lässt sich leichter lockern.

Bei Fragen helfen wir Ihnen natürlich gern weiter und beraten Sie.

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Text mit freundlicher Genehmigung der S & D Verlag GmbH. Das komplette “Naturheilkunde & Gesundheit” Heft bekommen Sie auch bei uns in der Apotheke.