Krallenpflege beim Hund

Es ist wichtig für das Wohlbefinden des Hundes, auf eine gute Krallenpflege Wert zu legen. Denn entgegen des landläufigen Irrglaubens, laufen sich die Krallen der meisten Hunde eben nicht von alleine ab, vielen Hunden fehlt es an adäquatem Auslauf oder die Reibung auf guten Laufuntergrund (Waldboden oder Wiese) fehlt schlechthin.

 

Wozu Krallenpflege?

Zu lange Krallen verändern die Standposition der Hundepfote und damit das Gangbild des Hundes. Sie können sogar Lahmheit und Verletzungen auslösen, weil der Hund versucht (wie der Mensch auch), eine Schonhaltung einzunehmen, damit nicht jeder Schritt unangenehm oder schmerzhaft für ihn ist. Durch daraus resultierende Fehlstellung der Läufe können orthopädische Probleme verursacht werden oder auch „nur“ Schmerzen beim Laufen.
Auch bestehende Verspannungen sorgen für Fehlhaltungen, die ihrerseits dazu führen, dass manche Krallen den Kontakt zum Boden und damit die natürliche Abnutzung verlieren.
So sehr wir auf die Gesundheit unserer Hunde achten, uns darum sorgen, ihr glänzendes Fell und elastische Haut zu wahren, so sehr meiden die meisten das Thema der Krallenpflege beim Hund – sogar Tierärzte versuchen, sich um diese Aufgabe möglichst zu drücken. Wenn man genau darauf achtet, sieht man an beinahe jedem Hund zu lange Krallen, insbesondere bei denen, die vornehmlich auf weichem Teppichboden, bzw. Wald- und Sandboden laufen. Zu lange oder rissige Krallen können brechen oder ein-/abreißen und hässliche, blutende und äußerst schmerzhafte Wunden hinterlassen und bieten die Eindringpforte für Bakterien und Pilze.

Ergänzend sei kurz erwähnt, dass auch in der richtigen Ernährung ein Grundstein zu ausgewogenem Wachstum von festen und bruch-unanfälligen Krallen liegt. Mehr zum Thema Hundeernährung finden Sie in unseren Blogartikeln „Gesunde Hunde-Ernährung“ sowie „Geben Sie Ihrem Hund mal ordentlich was zu Beißen – Gemüserezepte“.

 

Die Pfoten der Hunde sind voller Nerven, die ihnen bei der Tiefenwahrnehmung helfen. Ein Hund mit zu langen Krallen kann nicht mehr so stehen, dass seine Beine der Biomechanik entsprechend richtig auf den Boden treffen.
Unterhält man sich mit Hunde-Physiotherapeuten oder -Orthopäden, bestätigen diese im Allgemeinen, dass das Krallenschneiden ganz oben auf ihrer Liste steht.

 

Wann sind Krallen zu lang?

Aus verständlichen Gründen, behaupten viele Tierärzte immer wieder, die Nägel des betreffenden Hundes seien „noch ok“, auch wenn sie es längst nicht mehr sind. (Vielleicht liegt es daran, dass das Krallenschneiden mit manchen Hunden zu einem echten Ringkampf und Blutbad ausartet und dafür die Bezahlung in keinem Verhältnis steht). Dabei gibt es ganz sichere Zeichen, an denen man erkennt, ob es an der Zeit ist, die Krallen Ihres Hundes zu schneiden:

  • Die Krallen Ihres Hundes berühren den Boden, wenn er steht
  • Wenn Sie die Pfote Ihres Hundes hochhalten, ist die Kralle länger als der Ballen des dazugehörigen Zehs
  • Wenn Ihr Hund auf glatten Oberflächen läuft wie Parkett, Beton oder Kacheln, hören Sie bei jedem Schritt seine Krallen klappern

 

Wie oft?

„Jeder Hund läuft seine Krallen ab“ ein Irrglaube ohne Gleichen – leider auch oft durch Aussagen der Tierärzte unterstützt!

Obwohl man häufig hört, dass Krallen nur einmal im Monat geschnitten werden müssen, ist es bei den meisten Hunden besser, sie alle zwei Wochen zu kürzen. Wer einen Stadthund hat, der viel auf Asphalt (so ca. 10 km täglich) läuft, mag das Glück haben, dass dieser sich die Krallen von alleine „abläuft“ – aber sehen wir einmal genau hin, ob es nicht nur einzelne, bestimmte Krallen sind, die sich „ablaufen“, und die anderen dennoch zu lang sind.

 

Wo fängt das Leben in der Kralle an?

Das Grauen der meisten Hundebesitzer ist das Blutgefäß in der Kralle, das zusammen mit dem Nerv in der Krallenmitte liegt und die Kralle mit Blut versorgt. Wenn man hineinschneidet, kann das starke Schmerzen verursachen und außerdem stark bluten. Kein Wunder, dass Hunde nach einer solch traumatischen Erfahrung, schon beim Anblick der Nagelzange den Schwanz einklemmen und sich in der hintersten Ecke verkriechen oder nach der Hand mit der Zange schnappen wollen.

Krallen sind von nahezu durchsichtig über bunt gescheckt bis schwarz, gefärbt. Bei transparenten Krallen kann man noch recht genau erkennen, wie weit zurückgeschnitten werden darf, wo aber bei dunkleren Krallen die Zange ansetzen? Die Krallenspitze besteht aus Krallenhorn, wenn man sich dem Leben nähert, so erscheint mittig ein heller Punkt, welcher sich mit der Nähe zum Leben weiter vergrößert. Sobald Punkt sichtbar wird, sollte nur noch an den Außenseiten ausgedünnt werden.

Krallenpflege – Schleifen

Insbesondere bei Unsicherheit ist es folgerichtig ein gutes Vorgehen, wenn nicht geschnitten, sondern GESCHLIFFEN wird! Das ist zwar aufwendiger, aber dafür ist die Verletzungsgefahr deutlich reduziert, ebenfalls sind die glatten Kanten weniger bruchanfällig, durch die entstehende Hitze beim Schleifen wird der Nagel sogar ein wenig versiegelt und desinfiziert..
Wer nun aber denkt, es würde dem Hund gleich auf Anhieb Spaß machen, sollte selbst einmal zur Fußpflege gehen und sich mit einem Schleifer behandeln lassen – wie sagt man so schön „das kitzelt wie Sau“ – OK – aber daran gewöhnen sich die Fellnasen schneller als an ständige Verletzungen und die Schleifgeräusche. Daher sollte man dem Hund auch den Luxus gönnen, dies vom geübten Fachmann durchführen zu lassen. Je mehr Lob und positive Erfahrung bei der do-it-yourself Pfotenpflege als Bonus oben draufgelegt werden desto angenehmer wird es für Hund und Herrchen werden.
Achten Sie überdies darauf, Ihrer Fellnase eine entspannende und gemütliche Umgebung zu schaffen. Gewöhnen Sie Ihr Tier dabei an das Geräusch der kleinen Schleifmaschine, indem Sie bei den ersten Versuchen zunächst die Maschine nur in die Nähe der Pfote halten und dann mit warmer Stimme Lob ausbringen, so dass keine negativen Assoziationen entstehen.

Aber Achtung bei langhaarigen Hunden, hier ist ein vorsichtiger Umgang mit der Schleifmaschine angesagt, denn wenn sich ein Haarbüschel um die Maschine wickelt, wird dies mit Wucht ausgerissen und das ist für den Hund garantiert nicht angenehm. Hierzu gibt es Spezialmaschinen. Z.B. die im Bild benutzte, die gleichzeitig auch noch den Abschliff praktisch in einem kleinen Auffangbehälter aufnimmt.

 

Wenn die Krallen nun aber über einen langen Zeitraum zu lang waren, kann es einige Sitzungen bedürfen, um den Fuß wieder in eine Normalposition zu bringen.
Je öfter man die Krallen schneidet, desto weiter ziehen sich übrigens die Blutgefäße in der Kralle zurück. Das bedeutet also, dass man auch sehr, sehr lange Krallen (z.B. von Hunden aus Katastrophen-Haltungen) mit regelmäßiger Pflege wieder in einen normal-gesunden Zustand bekommen kann.  Aber soweit sollte man es gar nicht erst kommen lassen…

 

Wie sind Ihre Erfahrungen bei der Krallenpflege? Haben Sie Tipps für andere Leser? Nutzen Sie die Kommentarfunktion unten. Sie können uns hier auch gern Fragen zur Fell- und Pfotenpflege stellen, wir versuchen diese ebenfalls zu beantworten.

Denken Sie jetzt zum Winter hin auch an die richtige Pflege der Pfotenballen (Hirschtalg-Aktion).
Lesen Sie auch Hundegesund durch den Winter.

 

Danke

Bee hat bei diesem Text fachmännische Hilfe von seinem Krallentrimmer und Wellness-Friseur bekommen: „4 Pfoten Seelze“ (Link führt zu Facebook)