Gesunde Hunde-Ernährung

Es streiten sich die Fachleute, welche Ernährung für den Hund DIE richtige ist. Das wird besonders deutlich beim Thema BARF.

Dazu zunächst ein kleiner Wikipedia-Exkurs:

Der Begriff BARF wurde von der Kanadierin Debbie Tripp benutzt, um sowohl einen Hundebesitzer zu bezeichnen, der seine Hunde nach dieser Methode ernährt, als auch das Futter selbst. Das Akronym BARF machte im Laufe der Zeit einen Bedeutungswandel durch. Zunächst stand diese Abkürzung für „Born-Again Raw Feeders“ (‚wiedergeborene Rohfütterer‘), welche auch den ideologischen Aspekt dieser Bewegung verdeutlichte, dann „Bones And Raw Foods“ (‚Knochen und rohes Futter‘). Der australische Tierarzt Ian Billinghurst veröffentlichte im Jahr 1993 das Buch Give Your Dog A Bone und prägte die Bedeutung des Akronyms in Richtung „Biologically appropriate raw food“,was im Deutschen mit dem Backronym „Biologisches artgerechtes rohes Futter“ bzw. „Biologisch artgerechte Rohfütterung“ übersetzt wurde. Das englische Verb to BARF bedeutet auf Deutsch ‚sich übergeben, kotzen‘. Gelegentlich wird diese Gleichheit mit dem Akronym für Wortspiele genutzt.

Einige schwören aufs BARFen, also die an Wildhunden/Wölfen orientierte, wie in der Natur vorkommende Rohfütterung. Tierärztliche Fachorganisationen lehnen das BARFen ab wegen mikrobiologischer Gefahren (Krankheitskeime) für Tier und Halter sowie der Gefahr einer Mangelernährung. Mangelernährung, da bei reiner Fleischfütterung nicht genug Kalzium, Natrium sowie weitere Spurenelemente und Vitamine zugeführt werden, zudem fehlen Ballaststoffe völlig (wichtig für die Verdauung). Rohes Gemüse beizugeben hilft auch nicht, da viele Sorten erst nach dem Kochen für das Tier verdaulich werden oder bei fehlerhaften pathogenen Darmkeimen (Clostridien / EHEC / ETEC/ Pilze) mit reichlich Blähungen/Durchfall „nach hinten losgehen“ können.

 

Unser Kolumnen Protagonist Bee mag eine Art Fusionsküche

 

Viele seiner Lieblingsessen sind angelehnt ans BARFen werden aber doch zumindest kurzgekocht, sie vereinen (fusioniert) das Beste aus zwei „Welten“: Gemüse und Fleisch. Leckerschmecker mit gutem Gewissen, allerdings auch verbunden mit etwas Arbeit, die jedoch für des Menschen besten (und was die Nahrung angeht doch sehr abhängigen) Freund selbstverständlich sein sollte. Wer isst schon selbst jeden Tag dasselbe? Dosenfraß oder Staubtrockenes…

Als kleinen Gedankenanstoß, Arbeitshilfe und weil es bei Bee so gut ankommt, möchten wir an dieser Stelle seine Rezepte für richtige Hundefestmahle mit Ihnen teilen.
Im Anschluss an die Rezepte gehen wir dann noch auf Ergänzungsvariationen und eine schrittweise Nahrungsumstellung ein.

Lesen Sie auch unseren Folgeartikel: Geben Sie Ihrem Hund mal ordentlich was zu Beißen – Gemüserezepte.


1) Bees Lieblingsessen

bee-hundefestmahl1Zutaten:
Herz / Zunge, hier von freilaufenden und dadurch gesunden Heidschnucken
Rote Beete
Estragon
Thymian
Kokosöl

Zubereitung:
Die Mengenverhältnisse sollten sich nach Alter, Rasse, Betätigung und Verdauungsleistung richten.
Als grobe Richtung etwa 50:50 Fleisch zu Gemüse, dazu ein ca. 1/3 Anteil an brauchbaren Fetten (Kokosfett zum Anbraten, Lein- und Olivenöl später noch dazu, bei Welpen fast bis zur Hälfte, wenn diese ordentlich getobt haben).

Das Fleisch sollte aus einer vertrauenswürdigen Quelle stammen, die möglichst mit wenigen Antibiotika etc. arbeitet (Bio) und naturbelassen (Freiland) füttert.
PS: Bees Empfehlung (und das tut er unabhängig von Webeversprechen nur aus Qualitätsgründen): Heideschlachterei Fischer aus Wietze

PS: Wenn Sie etwas mehr bestellt haben, dann haben wir noch einen leckeren Rezept-Tipp für Heidschuckenstelzen mit exotischer Würzung für den Zweibeiner.

Die Rote Beete (gekocht oder frisch) in Scheiben oder gefällige Stücke schneiden und mit dem Estragon vermengen.

Das Fleisch kurz waschen, putzen und in gefällige Würfel schneiden, mit viel Thymian oder Oregano verkneten. In einer großen Pfanne zunächst das Fleisch scharf in reichlich (Kokosöl) anbraten, der Kern soll „englisch“ rosig bleiben, nur ggf. anhaftende Keime oder mögliche Parasiten sollen dabei abgetötet werden. Ist die erste Farbe zu sehen, den Estragon sowie die rote Beete zugeben und durchschwenken. Jetzt noch kurz ankochen lassen, die Hitze wegnehmen und vor Genuss gut abkühlen lassen (Körpertemperatur).

Ein Teil der Zubereitung kann für den nächsten Tag in einem geeigneten Gefäß im Kühlschrank aufbewahrt werden. Ohnehin ist es für den Hundemagen besser, auf 2 Mahlzeiten aufzuteilen, davon morgens eher nur einen kleineren Teil.

 

2) Bees Geburtstags“kuchen“

bee-hundefestmahl2Zutaten:
1/4 Sellerieknolle
1 frische rote Beete
350g Rinderhackfleisch, möglichst Bio
2EL Kokosöl
Thymian, Estragon & Majoran (ca. je ein Eßlöffel)

 

Zubereitung:
Gemüse waschen, schälen und in gefällige Stücke schneiden oder raspeln, Kräuter hacken bzw. gefriergetrocknete Ware rebeln mit den Fingern.
Alles miteinander vermengen und in eine passende, kleine Kuchenform geben.

Diese für etwa 30 Minuten bei 180°C Umluft im Ofen garen. Bitte bis zum Verzehr gut auskühlen lassen!

Als Garnitur empfiehlt Bee eine getrocknete Bio-Pansenwurst mit Kräutern oder ein ähnliches Leckerli (Bees bevorzugter Snack ist im Foto zu erkennen).

 

Rezeptergänzungen

Eine gern genommene Ergänzung und willkommene Abwechslung im Speiseplan ist frischer Radicchio oder Löwenzahn. In angeschwitzter Form gut bekömmlich und Lieferant für gesunde Bitterstoffe (vgl. Radicchio-Artikel).
Bei Leber- oder Verdauungsproblemen können zusätzlich 1-2 Teelöffel Curcuma ergänzt werden.

Falls Ihr Hund Verdauungsprobleme hat, kann durch die Zufuhr diverser Verdauungsenzyme und darmaktiver Bakterien die Verdauung gut in Schwung gebracht werden. Dies erfolgt z.B. mit Grünpansenfütterung. Der grüne ungewaschene Pansen (Pansen ist der größte der drei Vormägen) ist eine Vitaminbombe (Nicht verwechseln mit dem weißen gewaschene Pansen, auch Cutteln genannt, der ist fürs BARFen ungeeignet) und wird dann aber leider wirklich mal roh gegeben (PS: Es gibt ihn auf Nachfrage auch bei Fischers). Das kann dann einige Mal im Jahr wiederholt werden, soweit es der menschliche Geruchssinn zulässt oder der Bedarf beim Hund besteht.

 

Bei zu eiweißreichen BARF-Rationen und mangelnder Enzymausstattung gelangt möglicherweise unverdautes Eiweiß in den Dickdarm. Dort wird es durch Mikroorganismen abgebaut, wobei viel Ammoniak und Amine entstehen, was vor allem für Tiere mit alters- und/oder krankheitsbedingt beeinträchtigter Leber- und Nierenfunktion eine Gefahr darstellen kann. Ebenfalls „verklebt“ ein Überschuss an Protein die Lymphe, also das Drainagesystem des Gewebes, dadurch kommt es häufiger zu Entzündungen und Zellstoffwechselproblemen, da die körpereigene Müllabfuhr nicht mehr genügend abtransportieren kann.
Falls gröbere Probleme vorliegen, kann die Darmflora auch gezielt aufgebaut werden, so dass es erst gar nicht zur Bildung dieser Ammoniak- oder Schwefeldioxydbelastungen z.B. durch Clostridien kommt. Durch den höheren Ölanteil in unserer Empfehlung wird die Darmpassage auch moderat gefördert, dadurch kommt es zu weniger Fäulnis des  Proteinanteiles. Die hierin enthaltenen kurzkettigen einfachen Fettsäuren können übrigens dem Hirn als Ersatz für Kohlehydrate dienen.

 

Bei Gelenkproblemen oder Knochenwachstum Grünlipmuschelpulver oder generell Kalk ergänzen. Allerdings in Maßen, sonst kann es durch Verfütterung zu hoher Knochenanteile  zu einer Überversorgung mit Calcium kommen. Bei Herz-Kreislaufproblemen gern auch Traubenkernmehl, Weißdornextrakt oder bei älteren Hunden in Absprache mit dem Tierarzt sogar Strophantus; hierzu beraten wir Sie gern weitergehend oder fragen Sie Ihren ganzheitlich denkenden Tierarzt.

 

Wenn das neue „Futter“ so erst einmal gut akzeptiert wird, kann man weiter variieren: Nur 2x pro Woche Fleisch mit Gemüse, 2x Fisch mit Gemüse, 2x nur Gemüse plus ggf. Wildreis oder Kamutnudeln, 1 Fastentag.
Die proteinhaltigen Abendmahle an den Tagen, wo das Tier eher Kraftaufwand betreibt. (Agility, lange Spazier- bzw. Gassigänge). Wildreis oder Kamut – also Kohlehydrate – wenn es mal so richtig zur Sache geht in der Hundeschule oder zum Toben mit vierbeinigen Freunden. Den Fastentag zur Obedience, hier kann besonders gut Folgsamkeit trainiert werden!

Lassen Sie Ihre Phantasie ruhig ein bisschen mitmachen, mehr falsch machen als mit schlechtem Trockenfutter oder aus der Dose können Sie kaum! Wir beraten Sie ebenfalls gern zur Ernährung Ihres besten Freundes oder erstellen individuelle Vitalstoffmischungen mit Vitaminen, Spurenelementen, Mineralien sowie Aminosäuren höchster Güteklasse, die auf den Zusatzbedarf abgestimmt sind.

Und wenn es dann doch einmal schnell gehen muss ist der Griff zur Dose oder dem Sack eben nur ein Tropfen auf den gesunden Stein, bitte überlegen Sie an dieser Stelle aber auch, ob es nicht der vorgezogene Fastentag sein kann, den Sie am Folgetag mit einem neuen „Galadinner“ belohnen. An diesem Reduktionstag kann sich die Leber dann auch einmal um die anderen Entgiftungs- und Aufbauprozesse im Körper kümmern, da jede Mahlzeit durch diverse Ab- und Umbauvorgänge in der Leber aufgeschlüsselt bzw. zur Ausscheidung vorbereitet wird. Die Niere wird ebenfalls entlastet, da der Proteinanfall durch die Nahrung sowie die Ausfuhr harnpflichtiger Substanzen (Phosphat, Harnsäure, Harnstoff etc.) deutlich weniger ist.

 

Diese Ernährung orientiert sich am „Urhund“

Wie? Sie meinen, mit einer solchen Nahrungsform quälen Sie Ihren Hund? Dazu sollte man sich vor Augen führen, was denn die Vorfahren unserer heutigen „Haustiere“ so alles für Ihre Mahlzeit tun mussten:

Vor der symbiotischen Beziehung zum Menschen musste selbst für Nahrung gesorgt werden, das bedeutet, umfangreiche Beutezüge mit hoher körperlicher Belastung. Der Erfolg dazu war fraglich, selbst die besten Jagdhunde schaffen es nicht immer zum Fuchs in den Bau oder den Hasen bzw. Reh, was hakenschlagend davonkommt.
In dem Fall bediente sich der „Urhund“ dann auch an Beeren oder Wurzelstücken bzw. Gräsern, was die Nahrung weiter bereicherte. Apropos: Den Gemüseanteil hat der Hund sich durch den (Blätter)-magen der Beutetiere sozusagen selbst mit auf den Teller gepackt. Zusätzlich wurde  bei der Jagd ausgiebig dafür gesorgt, dass ein Kalorienüberschuss oder Bewegungsmangel gar nicht erst entstand.

Nachdem Mensch und Tier sich Ihrer Gemeinsamkeiten und Symbiose bewusst waren wurde das nicht viel anders. Zwar war nun aufgrund der menschlichen Unterstützung das Jagdergebnis besser und regelmäßiger, dafür hat sich aber das neue Alphatier im Rudel (also der Mensch) den Großteil der Beute selbst unter den Nagel gerissen oder wohl treffender in den Wanst geschoben. Der Laufaufwand war jedoch noch fast der gleiche, wenn man sich anschaut, was Schlittenhunde und jagdlich geführte Artgenossen heute noch so Beachtliches zu leisten im Stande sind, kann man sich vorstellen, dass auch hier Wohlstandserkrankungen eher die Seltenheit waren.

Wie sieht es nun heute aus? Sie ahnen es schon und haben jetzt hoffentlich ein besseres Gefühl dafür bekommen, deswegen sparen wir uns die Schelte.

 

Natürlich geht Liebe auch durch den Magen, so bindet die Teilung der Nahrungsreserven Ihren Liebling sehr eng an Sie und natürlich fällt es leichter, mit einem Griff in die Leckerli-Tasche, Ihrem Tier etwas beizubringen.
Doch vergessen Sie nicht, wenn das Maß voll ist, wird jeder Überschuss Ihrem Tier (und Ihnen übrigens auch) eher schaden. Der Liebe Ihres Tieres tut das keinen Abbruch. Im Gegenteil wird das Bemühen, Nahrung zu bekommen, dazu führen, dass Sie häufiger aufgefordert werden.

Gemütliche Hunderassen, deren Jagdinstinkt weniger ausgeprägt ist, kommen meist auch mit einem noch geringeren Protein- bzw. Fleischanteil in der Nahrung aus, da der Bedarf zu Aufbau und Reparatur der Muskeln deutlich geringer ist. Nutzen Sie dies, um auch ohne Leckerli mit Ihrem Hund Ihre Freundschaft zu intensivieren. Gehen Sie nicht nur mit ihm Spazieren, sondern machen Sie eine ausreichende Gassirunde bei der etwas geboten wird: Stöbern, Fährtensuche, Futterbeutelspiele, das Toben mit Artgenossen oder einfach nur ein ausgiebiger Gang durch das Revier, bei dem Sie die Kommunikation und Bindung zu Ihrem Tier trainieren und fördern, der dann natürlich auch mit einem gemeinsamen Kochen enden darf (Seien Sie versichert, Sie werden einen aufmerksamen Zuschauer haben, der gern auch einmal abschmecken möchte).

Wenn Sie auf der Suche nach Herausforderungen Unterstützung benötigen oder Ihr Hund nicht so leicht zum Umdenken zu motivieren ist, können wir Ihnen nur diese Art des Hundetrainings ans Herz legen, wo insbesondere auf die individuellen Merkmale Ihres Hundes Rücksicht genommen wird: Hundeerziehungsberater Engelmann.
Wir kennen Herrn Engelmann persönlich und sind daher mit seiner Arbeit gut vertraut, da sich z.B. durch die Zusammenarbeit bei stoffwechselkranken Tieren, die orthomolekular begleitet wurden, viele Überschneidungen ergaben. Auf seiner Webseite können Sie sich zu diesen Themen weiter informieren.

 

Mit welchen Zubereitungen haben Sie positive Erfahrungen gemacht? Was unternehmen Sie mit Ihrem Hund in der „Freizeit“? Nutzen Sie diesen Post, um sich mit anderen Tierhaltern auszutauschen.