Mein Freund, der Baum

Zwar tut uns schon ihre bloße Anwesenheit gut, doch steckt in den imposanten Wald-Riesen noch viel mehr Gesundheit. Einige von ihnen sind sogar wahre „Arzneischränke“, berichtet Stephanie Drönner.

Die wohltuende Wirkung des Waldes mit nach Hause nehmen? Das geht, in Form der guten Inhaltsstoffe, die in den Bäumen stecken. Ob Knospe, Blätter, Blüte oder Rinde: In vielen Laub- wie auch Nadelbäumen finden sich Substanzen, die etwa das Immunsystem stärken, die Wundheilung beschleunigen, Schmerzen und Insektenstiche lindern oder rheumatische Beschwerden bremsen können. Diese wertvolle Kraft hat sich auch die Pharmazie zunutze gemacht und zahlreiche Medikamente auf der Basis von Baumbestandteilen entwickelt. Vielleicht befindet sich schon manches Mittel in Ihrer Hausapotheke. Und wenn nicht? Na, dann wird’s aber Zeit!

Von der Wurzel bis zur Krone: In Bäumen steckt jede Menge Heilkraft. Und schon die Umarmung eines Stammes kann dafür sorgen, dass der Körper das „Kuschelhormon“ Oxytocin freisetzt.

Birke

Nierenbaum wird sie im Volksmund genannt – zu Recht, denn ihre Blätter, aber auch das Birkenwasser aus dem Stamm wirken entwässernd, entzündungshemmend und blutreinigend. Aus Birkenrinde gewinnen wir den Zuckerersatzstoff Xylit, der zur Zahnpflege dient und nahezu insulinunabhängig verstoffwechselt wird. Neben Tee aus den Blättern sind in der Apotheke auch Presssaft und Birkenöl zu finden.

Tipp für die Kopfhaut: Eine Behandlung mit Birkensud oder -haarwasser regt die Durchblutung der Kopf haut an und soll das Haarwachstum fördern.

Ahorn

Schon Hildegard von Bingen setzte erwärmtes Ahornholz gegen Gicht ein, und bis heute werden dem Seifenbaumgewächs heilsame Eigenschaften zugeschrieben. So soll Ahornwasser als allgemeines Stärkungsmittel dienen und seine jungen Triebe sollen gegen Menstruationsbeschwerden und Muskelschmerzen helfen. Die jungen Blätter enthalten Mineralstoffe und Spurenelemente wie Calcium, Mangan und Eisen und schmecken lecker im Salat.

Tipp für gesunde Süße: Ahornsirup aus der Apotheke enthält Polyphenole, die entzündungshemmende und antioxidative Wirkung haben.

Eiche

Der sagenumwobene Baum wird als Heilpflanze hoch geschätzt – vor allem aufgrund der in der Rinde enthaltenen Catechine und Tannine. Diese Gerbstoffe verfestigen die oberen Gewebsschichten der Haut. Zudem besänftigen sie Juckreiz und Entzündungen, helfen bei übermäßigem Schwitzen. Innerlich eingenommen, kann Eichenrinde Durchfallerkrankungen lindern. Es gibt sie fertig geschnitten in der Apotheke, ebenso als Extrakt und als Tee.

Tipp bei Hämorrhoiden: Für ein Sitzbad 10 Gramm der Eichenrinde mit 1 Liter Wasser aufgießen, 1 Stunde ziehen lassen, 15 Minuten aufkochen und filtern. Auf Körpertemperatur abgekühlten Sud ins Sitzbad geben.

Fichte

Ihre Nadeln sind reich an ätherischen Ölen, die als schleimlösend gelten und somit bei Erkrankungen der Atemwege helfen. Herrlich entspannend bei Muskelschmerzen und Weichteilrheuma: ein Bad mit Fichtennadel-Zusatz. Zudem punktet die Fichte mit ihrer desinfizierenden, adstringierenden, entzündungshemmenden und beruhigenden Wirkung. In der Apotheke erhältlich sind etwa Fichtentinktur, -Salbe, -Ölbad und -Sirup.

Tipp bei Erkältung: Geben Sie 5 bis 8 Tropfen reines Fichtennadelöl aus der Apotheke in 1 Liter heißes Wasser und inhalieren Sie die wohltuenden Dämpfe.

Rosskastanie

Das in den Samen steckende Aescin dichtet die Wände unserer Blutgefäße ab und verhindert so, dass Wasser aus den Venen in umliegendes Gewebe austritt. Aescin wird überwiegend als Gel und Creme aus der Apotheke ergänzend zur Therapie bei Krampfadern und Venenschwäche eingesetzt.

Tipp bei schweren Beinen: Ein Fußbad aus 4 Esslöffeln geschroteten Kastaniensamen und 1 Esslöffel getrocknete Rosmarinnadeln. Alles in 1 Liter lauwarmes Wasser geben, 15 Minuten ziehen lassen, ins Fußbadewasser gießen und 10 Minuten bis zum Knöchel darin „abtauchen“.

Linde

Schon ihr Name verspricht Linderung, und tatsächlich können vor allem die Blüten der Sommer- und Winterlinde bei grippalen Infekten helfen: Mit ihren Flavonoiden gelten sie als fiebersenkend, schleimlösend, schweiß- und harntreibend. Und mit Schleimstoffen wirken sie trockenem Reizhusten entgegen. Auch das Immunsystem wird durch Lindenblüten angekurbelt. Meist kommen sie als Arzneitee zum Einsatz. Lindenholzkohle wird als Hausmittel zur Wundbehandlung und bei Darmerkrankungen verwendet.

Tipp bei Sonnenbrand: Ein Umschlag mit gekühltem Lindenblütensud (Tee nach Packungsanweisung zubereiten) beruhigt die gestresste Haut.

Lärche

Das Lärchenterpentin aus dem Harz des Nadelbaums strotzt vor durchblutungsanregenden und entzündungshemmenden ätherischen Ölen. Sie fördern die Reifung von Furunkeln, lindern neuralgische und rheumatische Beschwerden. Im Handel finden Sie Salben, Gele und Öle zur Einreibung.

Tipp bei mangelndem Selbstvertrauen: Die Bachblüte Nr. 19, Larch (Lärche). 2 Tropfen der Blütenessenz (Apotheke) in 1 Glas Wasser geben, schlückchenweise trinken, oder 2 Tropfen mit 30 Milliliter stillem Mineralwasser mischen und mehrmals täglich 4 Tropfen davon einnehmen.

Weide

Silber- und Purpurweide enthalten Gerbstoffe, Phenolglykoside und Salicin. Letzteres wird im Körper in Salicylsäure umgewandelt. Hierbei handelt es sich um die natürliche Substanz, die als Vorbild für Acetylsalicylsäure (ASS) diente. Entsprechend ähnlich ist die Wirkung des Salicins: schmerzstillend, fiebersenkend und entzündungshemmend. Weidenrinde als Tee aufgebrüht hat allerdings eher geringe Effekte; bei Rückenschmerzen, Arthrose oder Rheuma sind Fertigarzneimittel mit Weidenrindenextrakt empfehlenswert.

Tipp bei gereizter Mundschleimhaut: Gurgeln mit Weidenrinde-Sud. Dazu 2 Teelöffel getrocknete Weidenrinde über Nacht mit 1 Viertelliter kaltem Wasser ansetzen, morgens aufkochen und filtern. Hilft auch bei Zahnfleischentzündung.

Kleiner „Waldknigge“

Ein Hinweis von Dr. Christine Reinecke, Diplom-Biologin mit dem Schwerpunkt Naturheilkunde:

„Bäume sind heilsam. Doch dürfen wir beim Waldspaziergang Äste aufheben oder von Bäumen abbrechen? Grundsätzlich lautet die Antwort ,Nein‘: Der Wald, und alles, was in ihm ist, gehört seinen Besitzern (privat oder staatlich). Also auch Tannenzapfen, Pilze, Rinde, Geweihe und Pflanzen, ebenso Totholz. Dieses bleibt liegen, stärkt den Waldboden und ist Lebensraum für kleine Tiere. Eine Ausnahme stellt die ‚Handstraußregelung‘ dar. Sie erlaubt es, Beeren, Pilze, Blumen, Kräuter, Farne, Moose oder Zweige in geringen Mengen ,pfleglich zu entnehmen‘. In Naturschutzgebieten darf jedoch überhaupt nichts gesammelt werden, und auch das Anbohren der Baumstämme, etwa um Birkenwasser abzuzapfen, ist verboten. Denn dies schädigt die Leitbahnen im Baum unterhalb der Rinde. Sie leiten Wasser und Mineralien von der Wurzel in die Krone. Verletzen wir die Leitbahnen, kann das zu einer Pilzinfektion des Baumes führen.“

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Text mit freundlicher Genehmigung der S & D Verlag GmbH. Das komplette „Naturheilkunde & Gesundheit“ Heft bekommen Sie auch bei uns in der Apotheke.