Multiple Sklerose: Auslöser in der Darmflora
Multiple Sklerose ist eine chronisch entzündliche Erkrankung des Zentralnervensystems, die zumeist in Schüben aber auch fortlaufend verläuft. Sie wird auch die „Krankheit mit 1.000 Gesichtern“ genannt, da Anzeichen und Verlauf individuell sehr unterschiedlich sein können. Auch gibt es scheinbar nicht DEN einen Auslöser. Hierzulande gibt es knapp 300.000 Betroffene.
Das ein möglicher Auslöser in der Darmflora zu suchen ist, wird schon lange vermutet und viele Studien zielen darauf ab. Es wurden zahlreiche Bakterienstämme identifiziert, durch die sich die Darmflora von MS-Patienten und gesunden Personen unterscheidet, das große Problem ist aber die schlechte Vergleichbarkeit der Daten.
Eine neue Studie basiert jedoch auf Stuhlproben von 81 eineiigen Zwillingspaaren, von denen jeweils einer an MS erkrankt ist und der andere nicht. Das reduziert die Probleme der Datenvergleichbarkeit. Vier der Paare ließen sich sogar endoskopisch Proben aus dem Dünndarm entnehmen.
Die Dünndarmproben erhielten sog. transgene Mäuse, von denen hauptsächlich die mit Proben der MS-Patienten besiedelten relevante Symptome entwickelten. „Ein starker Hinweis darauf, dass sich im Dünndarm von Personen mit MS krankheitsauslösende Mikroorganismen befinden.“
Die Stuhluntersuchung der erkrankten Mäuse führte zur Identifikation von zwei potentiell krankheitsauslösenden Faktoren der Bakterien-Familie der Lachnospiraceen (Lachnoclostridium sp. und Eisenbergiella tayi). Ihre Rolle für das Entstehen von MS wurde so erstmals untersucht.
Allerdings kann es durchaus noch weitere Organismen mit krankheitsauslösendem Potential geben, dies ist durch weitere Studien zu untersuchen. Die hier verwendete Strategie des Studienaufbaus kann dabei unterstützen. So ist z. B. mittlerweile ebenfalls wissenschaftlich bestätigt, dass bestimmte Viren Auslöser für die MS darstellen, insbesondere der EBV-Virus (Eppstein-Barr-Virus, Auslöser des Pfeiffer`schen Drüsenfiebers). Dies wurde schon vor über 70 Jahren von dem Hannoverschen Internisten Dr. Hans A. Nieper postuliert und therapiert, für den wir seit dieser Zeit verschiedene angepasste orthomolekulare und immunmodulierende Rezepturen über drei Generationen entwickelt haben.
Das Ergebnis dieser Studie liefert hier nun einen neuen Ansatzpunkt für die Vorbeugung und Behandlung von MS, sollte sich herausstellen, dass tatsächlich lediglich eine kleine Gruppe von Mikroorganismen die Krankheit auslöst.
Davon abgesehen zeigt die Studie eindrücklich, welche Rolle die Lebensgewohnheiten – insbesondere die Ernährung – bei der Entstehung von MS haben.
Dieser Zusammenhang zwischen Ernährung, Darm und MS ist schon seit langer Zeit wichtiger Bestandteil unserer individuellen Patientenberatung. Insbesondere bei MS Patienten beraten wir auch bezüglich der Darmsanierung. Lesen Sie dazu auch hier im Blog Multiple Sklerose – Ernährungstherapie.
Bei Fragen helfen wir Ihnen natürlich gern weiter und beraten Sie.
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Quelle: LMU München, Multiple Sklerose: Auslöser in der Darmflora, Mai 2025
Die Studie: H. Yoon, L. A. Gerdes, F. Beigel, Y. Sun, J. Kövilein, J. Wang, T. Kuhlmann, A. Flierl-Hecht, D. Haller, R. Hohlfeld, S. E. Baranzini, H. Wekerle, A. Peters: Multiple sclerosis and gut microbiota: Lachnospiraceae from the ileum of MS twins trigger MS-like disease in germfree transgenic mice—An unbiased functional study. PNAS 2025 – https://doi.org/10.1073/pnas.2419689122