Öl-Eiweiß-Diät (Budwig) und ketogene Ernährung

Wir möchten Ihnen zwei unterschiedliche, aber doch im Ansatz ähnliche Diätformen im Kampf gegen Krebszellen vorstellen.

1.) Öl-Eiweiß-Diät

Begründerin dieser Ernährungsform ist die Apothekerin und Chemikerin Dr. Johanna Budwig (1908-2003). Sie sah in dieser ganzheitlichen, streng einzuhaltenden Ernährungsweise eine wirksame Diät zur Bekämpfung von Krebserkrankungen.

Der Grundgedanke: Dr. Budwig stellte mit ihren Forschungen fest, dass für eine gesunde Zellatmung mehrfach ungesättigte Fettsäuren gemeinsam mit schwefelhaltigem Eiweiß benötigt werden. Krebszellen atmen im Gegensatz zu gesunden Zellen keinen Sauerstoff sondern ziehen ihre Energie aus einer sauerstoffunabhängigen Gärung (anaerob). Eine streng eingehaltene Öl-Eiweiß-Diät versorgt nach Dr. Budwigs Ansicht den Körper mit genau den Stoffen, die eine Zellatmung der Krebszellen wieder anwerfen können, so dass sie sich wieder in gesunde Zellen umwandeln. Der Ansatz geht zurück auf die sogenannte Warburg-Hypothese des Medizin-Nobelpreisträgers Otto Warburg zur Entstehung von Dickdarmkrebs.

Das Prinzip der guten Fette diktiert dann auch die Auswahl der für die Diät zugelassenen Produkte. Insbesondere in den Speiseplan aufzunehmen sind Leinsamen (enthält viele ungesättigte Fettsäuren, insbesondere Linolensäure), kaltgepresstes Leinöl (ist essentiell, kann also vom menschlichen Organismus nicht selbst hergestellt werden), Quark und Hüttenkäse (darin enthalten sind viele schwefelhaltige Aminosäuren wie Glutathion oder Cystein, die Fettsäuren besser löslich und resorbierbar machen sowie freie Radikale im Zusammenspiel mit Selen und dem Enzym Glutathionperoxydase unschädlich machen).

Verzichtet werden sollte auf Fleisch, Fisch, konservierte Nahrungsmittel, Tiefkühlprodukte, Nudeln, Zucker, Butter, Margarine etc., eben auf alles, das schwer verdauliche Fette in den Körper bringt.

Dr. Budwig analysierte und verglich viele natürlich vorkommende Fette/Öle auf ihre Zusammensetzung und fand heraus, dass Leinöl die höchste Rate an ungesättigten Fettsäuren aufweist und somit für ihre Diät zu bevorzugen ist. Quark mit Leinöl (in mannigfachen Variationen) sollte einen wesentlichen Anteil der Ernährung ausmachen. Zudem angesagt sind Sauerkrautsaft, Gemüse, Obst und Nüsse (mit Ausnahme von Erdnüssen).

Es spricht übrigens nichts dagegen, den Quark bzw. Frischkäse oder Joghurt von Ziege oder Schaf zu beziehen. Generell sollten Bioprodukte bevorzugt werden, da durch die industrielle Verarbeitung in Form von Hochleistungsmilchgewinnung mit anschließender Ultra-Pasteurisierung die Eisweißketten in Ihrer Struktur verändert bzw. verkürzt werden können. Auf diese Veränderungen kann der Körper verstärkt entzündlich z.B. in Form von Allergien reagieren, was den positiven Effekt deutlich kontrakarieren kann. Ggf. kann hier der Quarkanteil auch einfach reduziert werden und ein hochwertiges Whey-Protein eingesetzt werden, hier werden die Proteine gezielt so hydrolysiert, dass diese eben nicht mehr allergen wirken. Dazu einfach 1-2 EL mit dem Leinöl vor Zugabe des Quarks anrühren und dann den Quark beigeben.

Schließlich sollte ein hochwertiges, kaltgepresstes und möglichst unter Schutzatmosphäre gepresstes biologisches Leinöl eingesetzt werden, da sonst der Gehalt an Peroxyden deutlich bei der Gewinnung ansteigt. Man erkennt ein schlechtes Öl an einem kratzigen Brennen am Gaumen, wenn man eine kleine Menge davon pur mit der Zunge im Mund verteilt. Der Test funktioniert übrigens auch bei Olivenöl sehr gut.

Besagte Peroxyde entstehen durch Luftsauerstoff, der sich mit dem hohen Anteil an mehrfach ungesättigten Molekülanteilen im Leinöl verbindet und dort die Ketten aufbricht. Das Öl wird dann ranzig (beim Leinöl spricht man von Abbinden; so wurde früher Linoleum hergestellt und kam zu seinem Namen) und kann die radikalen Peroxyde in den Gefäßen wieder abladen. Ein Öl aus organischem Anbau ist bei uns erhältlich. Dieses wird unter Kühlung und idealer Schutzbegasung gewonnen. Hier ist die Peroxydzahl sogar so niedrig, dass es ohne Kühlung, jedoch dicht verschlossen, gelagert werden kann.

Ein perfektes Frühstückchen ist in diesem Zusammenhang das Quark-Leinöl-Müsli:
2-3 Esslöffel Leinöl,
2-3 Esslöffel Milch,
100-150 g Magerquark,
1-2 Teelöffel Honig

Alles gut zu einer homogenen Creme verrühren, dabei kann man die Mengen natürlich etwas an den persönlichen Geschmack anpassen.

Hinzu kommen nach Geschmack/Vorratslage:

  • Nüsse und/oder Mandeln, besonders Haselnüsse, Wal- oder Pekanüsse, Pinienkerne sind aufgrund Ihrer Zusammensetzung geeignet. Nach Frau Budwig sollten Erdnüsse jedoch vermieden werden.
  • Frisches Obst, allerdings nicht zuviel davon, um einen zu hohen Anteil fruchteigener Zucker zu vermeiden. Steinfrüchte wie Him- oder Brombeeren passen hier auch.
  • Geschmackskomponenten wie z.B. Zimt, Kokosraspeln, Anis etc.
  • (frisch) geschrotete Leinsamen (2 EL)
  • Gern auch in Anlehnung an die untenstehende ketogene Ernährung 1-2 EL Kokosöl beigeben (schmeckt gut mit Zimt)
  • Wer es würzig mag kann frische Kräuter (Schnittlauch, Blattpetersilie, Zitronenmelisse, Kerbel etc. ergänzen, dazu passen dann auch sonnengetrocknete Tomaten, Knoblauch oder Oliven
  • Auch eine griechische Tsatsiki Variante ist denkbar, mit Dill, Gurke und ggf. Knoblauch

Allerdings: Einen konkreten Nachweis für die Wirksamkeit der Öl-Eiweiß-Diät im Kampf gegen Krebs konnten weder Budwig noch ihre Befürworter erbringen.

2.) Ketogene Ernährung

Einen ähnlichen, weitergehenden Ansatz fährt die sogenannte ketogene Ernährung, eine fettreiche und kohlenhydrat-arme Ernährungsform (LCHF – Low Carb High Fat), die eine Art von Hungerstoffwechsel imitiert. Hierbei wird nicht bei der Atmung der Krebszelle angesetzt, sondern bei ihrer Energiequelle. Der Fettanteil in der Nahrung soll dabei deutlich über 50 Prozent liegen, der Zuckeranteil hingegen soll drastisch reduziert werden (20 bis 40 g/Tag). Gegessen wird also viel Fett, Eiweiß und frisches Gemüse, während Kohlenhydratschleudern (z.B. Kartoffeln, Nudeln, Reis und besonders Süßkram) weggelassen werden müssen. Es wird übrigens auf die gleichen Ölsorten wie bei der Öl-Eiweiß-Diät verwiesen, allerdings häufig unter Ergänzung von Kokosöl.

Hintergrund ist die Annahme, dass Krebszellen für ihre schnelle, unkontrollierte Vermehrung insbesondere Zucker benötigen, bzw. dieser ihre Wucherung unterstützt. Durch die ketogene Ernährung werden Blutzuckerspitzen vermieden, den Krebszellen die Nahrung genommen und dem Körper wird die notwendige Energie durch das Fett bereitgestellt

Durch die Zuckerreduktion (weglassen von Glukose) aktiviert unser Körper eine Art Notprogramm: in der Leber werden Ketonkörper (quasi ein Glukoseersatz) produziert, die das Gehirn mit Energie versorgen. Vermutungen gehen noch weiter, demzufolge sollen Ketonkörper auch die Zuckerverwertung von Krebszellen aktiv blockieren und damit den Effekt der Zuckerreduktion nochmals verstärken können.

Zudem wird auch vermutet und durch Studienlage untermauert, dass sich eine ketogene Ernährung positiv auf den Verlauf einer Multiplen Sklerose auswirken kann.

Diese Ernährungsform ist aber vorsichtig und möglichst nur unter professioneller Begleitung einzuschlagen, auf eine entsprechende Anpassung der Lebensgewohnheiten sollte ebenfalls geachtet und der Übergang in Form der Absetzung von Kohlehydrate allmählich gestaltet werden. Ähnliche Diätformen sind die modifizierte Atkins-Diät oder die niedrig-glykämische Index-Therapie.
Lesen Sie bezüglich ketogener Ernährung auch: Low Carb oder besser No Carb?

Was bedeutet das in der Praxis?
Es gibt eine Menge verschiedener Ansätze zur Prophylaxe bzw. zur Behandlung von Krebserkrankungen. Manche werden belächelt, manche mehr und manche weniger ernst genommen. Allerdings haben viele Ansätze eins gemeinsam, sie pochen auf die richtige Ernährung und uns ist wirklich noch keine (!) Krebstherapie über den Weg gelaufen, die sich für Nikotin-, Alkohol- oder gar Drogenkonsum ausspricht. Egal welcher Therapie oder welcher Kombination von Therapien man folgt, wichtig ist, dem Körper alle Stoffe an die Hand zu geben, die er für den Kampf im Inneren braucht: Mineralien, Spurenelemente, Vitamine, Aminosäuren, Enzyme, Fettsäuren etc. In aller Regel kann man diese nicht qualitativ hochwertig und nutzbar aus Fastfood und Konserven beziehen. Achten Sie auf eine ausgewogene Mischkost mit frischen Zutaten. Entlasten Sie Ihren Körper, durch Verzicht auf Schadstoffe, auch in der Ernährung z.B. durch Kauf von Bio-Produkten. Besprechen Sie Ihre Ernährung auch mit Ihrem behandelnden Therapeuten/Arzt und fragen Sie ggf. nach professioneller Ernährungsberater-Hilfe. Die Ernährung ist die Grundlage allen Tuns Ihres Körpers, ohne eine feste Basis ist alles danach nicht stabil.

Eine Änderung der Ernährung sollte auf Sie zugeschnitten werden, denkbar, wenn diese Ansätze in Ihre Auswahl kommen, ist z.B. eine einfache Fusion beider Varianten, indem der Quarkanteil der Budwig Form in Ziegenfrischkäse umgebaut und gleichzeitig reduziert wird zugunsten von 1-2 EL Kokosfett aus der ketogenen Diät. Dazu kann dann entweder z.B. Zimt oder Curry, Koriander, Bockshornklee  bzw. Curcuma je nach Geschmackspräferenzen ergänzt werden. Auf zuckerhaltige Beigaben von Honig bzw. Obst sollte dann verzichtet werden, dafür können Sie gern klein gehackte Walnüsse, sonnengetrocknete Tomaten oder Oliven mit hineingeben.

In unserem Blog finden Sie bereits viele Beiträge zum Thema ausgewogene Ernährung. Und es werden stetig mehr werden. Wenn Sie Fragen zum Thema Ernährung haben, Hilfe brauchen oder Rezepte suchen, sprechen Sie uns darauf an, wir beraten Sie gern…

Wer darüber hinaus noch mehr über die Öl-Eiweiß-Diät erfahren möchte, findet im Internet weitere Informationen z.B. auf http://www.budwig-stiftung.de und natürlich über die Nutzung seiner bevorzugten Suchmaschine unzählige Rezepte sowie weitere Informationen.