Reisezeit – Die Auswirkung der Zeitverschiebung bei Fernreisen auf die richtige Dosierung regelmäßiger Medikation

Wer schon einmal eine Fernreise angetreten hat, der kennt das Problem des Jet-Lag. Nach dem Durchqueren mehrerer Zeitzonen passt die biologische innere Uhr nicht mehr zum vor Ort vorherrschenden Tag-Nacht-Rhythmus. Die Umstellung und Gewöhnung des Körpers an den neuen Rhythmus kann durchaus bis zu fünf Tage dauern und wird neben Schlafstörungen auch von Erschöpfungszuständen und Verdauungsproblemen begleitet.

Vor einer langen Reise ist es besonders bei chronischen Krankheiten wichtig, sich über die Reiseapotheke, die Versorgungsmöglichkeit am Reiseziel und auch über Zollvorschriften Gedanken zu machen (vgl. dazu die Links am Ende des Artikels). Wir haben bereits die Tage auf die Notwendigkeit RECHTZEITIGER Planung bezüglich empfohlener Impfungen hingewiesen.

Darüber hinaus müssen chronische Medikationen in der Dosierung angepasst werden. Wir nennen im Folgenden einige Beispiele. Sollten Sie betroffen sein, fragen Sie aber vor einer Fernreise unbedingt Ihren Arzt oder lassen Sie sich in einem persönlichen Gespräch von uns beraten.

 

Diabetes mellitus

Diabetiker sollten ausreichend Medikamente, Teststreifen, Zwischenmahlzeiten und eine ärztliche Bescheinigung im Handgepäck mit sich führen. Bei der Reiseplanung helfen auch Diabetikerverbände.

Bei Reisen mit einer Zeitumstellung von 1-2 Stunden gibt es nahezu keine Änderungen. Bei einer größeren Zeitumstellung gelten folgende Faustregeln, die aber mit dem Hausarzt abgestimmt werden sollten:

  • Orale Antidiabetika werden nach Umstellung der Uhr zu den üblichen Zeiten weitergenommen
  • Wer orale Antidiabetika und Insulin benötigt, nimmt nach Umstellung der Uhr die Tabletten zu den üblichen Zeiten weiter und misst alle drei Stunden den Blutzucker. Wenn notwendig wird mit Normal-Insulininjektionen eingestellt.
  • Insulintherapie bei Flug nach Westen (Zeitverlängerung): Je Stunde Zeitverschiebung wird die Insulindosis um ein Zwölftel erhöht, dann alle drei Stunden Blutzucker messen und gegebenenfalls die Dosis anpassen.
  • Insulintherapie bei Flug nach Osten (Zeitverkürzung): Je Stunde Zeitverschiebung wird die Insulindosis um ein Zwölftel reduziert, dann alle drei Stunden Blutzucker messen und gegebenenfalls die Dosis anpassen.

Antikonzeptiva / Pille

Wichtig für die sichere Verhütung ist immer das absolute Zeitintervall zwischen den Einnahmen, das der Packungsbeilage zu entnehmen ist!

Kombinationspräparate:

In der Regel ist das einzuhaltende Intervall 36 Stunden. Bei Zeitverschiebungen unter 12 Stunden (bei zusätzlichen Verschiebungen durch Sommer-/Winterzeit empfiehlt sich, die Grenze bereits ab 10 Stunden zu ziehen) können sie zur gewohnten Uhrzeit weitergenommen werden.

Der Rhythmus muss an die Ortszeit des Zielortes angepasst werden, wenn die Abweichung größer ist. Die Anpassung erfolgt durch eine „Zwischenpille“, die nächste wird dann wieder zur üblichen (neuen) Zeit genommen. Beispiel: Sie nehmen die Pille daheim um 7 Uhr, dann folgt eine Zwischenpille nach tatsächlich verstrichenen 12 Stunden und dann geht es wie gewohnt um 7 Uhr (nach neuer Ortszeit) weiter.

Minipille:

Bei Minipillen variieren die einzuhaltenden Intervalle in Abhängigkeit von den Wirkstoffen.

Bei 36-Stunden-Intervallen von Minipillen der neuen Generation verhält es sich wie mit den Kombinationspräparaten.

Minipillen mit 27-Stunden-Intervall sowie Minipillen der alten Generation (mit Levonorgestrel) weichen von dieser Faustregel ab, eine Anpassung ist bereits ab drei Stunden Zeitunterschied empfohlen und es ist die Flugrichtung und -weite bei der Anpassung zu berücksichtigen. Hier empfehlen wir, Ihren Arzt oder uns im direkten Gespräch zu befragen.

 

Darüber hinaus

Neben der Zeitverschiebung ist bei der Reiseplanung aber auch die Beeinträchtigung der Medikamentenwirkung am Reiseziel zu berücksichtigen, so sollten zum Beispiel Patienten, die unter der Parkinsonschen Krankheit leiden (Morbus Parkinson) Reiseziele mit tropischen Temperaturen wegen verminderter Schweißsekretion eher meiden.

Damit möchten wir darauf hinweisen, dass eine umfassende Information über das Reiseziel aber auch über die eigene Krankheit vor der Reiseplanung stehen sollte.

Informieren Sie wenn notwendig auch Ihre Mitreisenden und ggf. das Flugpersonal über Ihre Besonderheiten, insbesondere bei Anfallsleiden.

Bedenken Sie bei Langstreckenflügen auch die Gefahr von Flugthrombose (Economy Class Syndrom). Trinken Sie ausreichend, bewegen Sie Beine sowie Füße und stehen Sie zwischendurch auch mal auf. Wenn Sie ein erhöhtes Thromboserisiko aufweisen, sollten Sie über die Nutzung von Kompressionsstrümpfen oder die prophylaktische Einnahme von Aspirin oder Enzympräparaten wie Serrapeptase nachdenken. Sprechen Sie uns an.

 

Mit der richtigen Planung gibt es nichts zu befürchten.

Wir unterstützen Sie gern bei der Planung, bei Mengen-Umrechnungen sowie bei der Zusammenstellung Ihrer persönlichen Reiseapotheke.

 

Einige hilfreiche Quellen und Links zur Fernreiseplanung: