Selbstbestimmt durchs Leben

Nina Ruge im Interview: „Alles wird gut, wenn ich mich achtsam um meinen Körper, mein Seelenleben und um Mitmensch, Tier und Umwelt kümmere.“

 

Als TV-Moderatorin wurde Nina Ruge (62) bekannt. Heute engagiert sie sich im Natur- und Tierschutz, schreibt tiefgründige Sachbücher und sucht abends „Goldnuggets“ – kleine, kostbare Glücksmomente. Im Interview mit Andrea Neuen spricht die Erfolgsautorin über Lebensfreude, inneres Leuchten und die Notwendigkeit, unseren Planeten zu schützen.

 

Frau Ruge, Ihr Lebensmotto heißt: „Alles wird gut.“ Welche Haltung zum Leben ist erforderlich, damit es die Chance hat, einen positiven Verlauf zu nehmen?

Das werde ich natürlich oft gefragt. Schließlich ist ein Motto wie „Alles wird gut“ erklärungsbedürftig, um nicht als plumpes „Wird schon wieder“ daherzukommen. Dreierlei braucht es: Erstens die Haltung, dass Krisen immer Chancen sind – und jede Krise bietet eine Lektion für inneres Wachstum, wenn ich bewusst nach dem „Lerninhalt“ suche. Zweitens: Alles wird gut, wenn ich mich achtsam um mich selbst kümmere. Drittens: Alles wird gut, wenn ich mich als Teil eines größeren Ganzen betrachte und immer wieder die Verbindung, die Einheit suche.

 

Welche Rolle spielt dabei die Achtsamkeit?

Achtsamkeit ist mittlerweile eine arg strapazierte Vokabel. Vielleicht hilft das Wort Gegenwärtigkeit. Was hindert mich denn, gegenwärtig zu sein? Eine große Rolle spielt doch, dass ich nicht selbst steuere, was in meinem Kopf vor sich geht, sondern mich steuern lasse – von „Denkmoskitos“, wie ich sie nenne. Schätzungsweise 50.000 Gedankenfetzen sirren Tag für Tag durch unseren Kopf, ohne dass wir ihnen die Erlaubnis dafür gegeben haben. Und was ist die Folge? Sie schieben sich zwischen den Zauber der Welt und unsere Wahrnehmung. Sie sind der berühmte graue Schleier, der Lebensfreude dämpft. Er lässt die Farben des Lebens verblassen, wir sind „neben uns“. Das Training der Gegenwärtigkeit bedeutet also, die Denkmoskitos domptieren zu lernen. Es winkt ein wunderbarer Lohn: Ganz im Jetzt zu sein, bedeutet Verbundenheit mit dem Sein, Freude am Leben, tiefen, inneren Frieden zu finden.

 

Was bedeutet es für Sie, achtsam mit sich umzugehen?

Das bedeutet, viele kleine Momente des „Resets“ in den Alltag einzubauen, um meine Wahrnehmungs- und Verhaltensgewohnheiten umzuprogrammieren. Ein unbewusster, durch ständigen Gedankenzirkus getriebener Alltag hat sehr viel mit gelernten unbewussten Gewohnheiten zu tun. Wenn ich sie ändern möchte, dann braucht das Zeit und immer wieder liebevolle Neuorientierung. Also stehle ich mich viele Male am Tag aus den Erledigungs-Pflichten und schiebe Miniatur-Wahrnehmungs- und Bewusstheits-Übungen ein. „Übungen“ klingt ziemlich öde – doch bewusstes, heiteres Innehalten ist das Gegenteil.

 

Können Sie ein Beispiel nennen?

Eine meiner Lieblingsübungen ist folgende: Ich suche abends, kurz vor dem Einschlafen, nach den „Goldnuggets des Tages“. Das sind kleine, unscheinbare Glücksmomente – wie das Lächeln eines Passanten, das wohlige Grunzen meines Hundes oder eine fantastische Wolkenformation. Wenn ich sie bewusst im Nachhinein aufsuche und genieße, wird es mir nach und nach viel leichter fallen, sie unmittelbar als wunderbaren Moment der Lebendigkeit zu schätzen. Und es ist so schön: Wer aufmerksam solche Momente als kleine Trampolins ins Glück zu nutzen lernt, wird immer mehr von ihnen finden!

 

Um Wege zu innerem Wachstum geht es in Ihrem aktuellen Buch „Sei DU der Leuchtturm deines Leben.“ Was hat es mit diesem poetischen Titel auf sich?

Die Schriftstellerin Anne Lamott hat wunderbar gesagt: „Leuchttürme laufen nicht herum, um Boote zu finden, die sie retten können. Sie stehen einfach da und leuchten.“ Es geht um das innere Leuchten in meinem Buch, um mentale Stärke und – vor allem – um das Wiederfinden und Ermöglichen der „anderen Seite“ in uns. Gemeint sind Inspiration, natürliche Spiritualität, die Fähigkeit zu umfassender Liebe und den Kraftquell der Lebendigkeit zu nutzen. Wieso „Wiederfinden“? Weil wir in unserer Wissens-Welt einseitig geprägt sind auf Ratio und Analytik – also auf Fähigkeiten der linken Gehirnhälfte. Das Potenzial unserer rechten Gehirnhälfte nutzen wir viel zu wenig. In ihr ist die Intuition lokalisiert, die wir weitgehend verloren haben. Und so haben wir auch das Leuchten verloren. Wege, dieses innere Strahlen für sich selbst zu entwickeln, zeige ich in meinem Buch auf.

 

Seit Jahren engagieren Sie sich im Tierschutz und sind Verfechterin eines naturnahen Lebensstils. Was bedeutet das für Ihren Alltag?

Meine Grundhaltung des Tier- und Naturschutzes bedeutet: Wenig Ressourcen verbrauchen und natürlich kein Fleisch essen, keine Lebensmittel wegwerfen, Bio einkaufen und selbst anbauen, Regenwürmer und Frösche von der Straße retten, mich im Deutschen Tierschutzbund engagieren, verschiedene andere Tierschutzorganisationen unterstützen, insektenfreundliche und die Artenvielfalt fördernde Lebensräume im Garten und auf dem Weingut in der Toskana schaffen, keinen Pelz tragen und, und, und. Ich bin seit knapp zehn Jahren UN-Dekade Botschafterin für Biologische Vielfalt und habe davor schon für das Bundesumweltministerium die deutsche Umsetzung der Biodiversitätskonvention begleitet. Dieses internationale Übereinkommen verfolgt das Ziel, die Vielfalt des Lebens auf der Erde zu schützen und zu erhalten. Das Thema treibt mich wirklich um!

 

Was kann aus Ihrer Sicht jeder von uns tun, um einen kleinen, aber wichtigen Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt zu leisten?

Ob auf dem Balkon, der Terrasse oder im Garten: sich schlau machen, welche einheimischen Blühpflanzen dort gut wachsen, den Rasen rausschmeißen und Blühwiesen säen. Steinflächen und Beton sollte man im Garten minimieren, dafür aber Unterholz, Totholz- Stapel, Insektenhotels, Blätterhaufen für Igel, Vogelhäuschen und Eichhörnchen- Nistplätze integrieren. Sehr viele gute Anregungen, wie wir das Artensterben im eigenen Garten stoppen können, gibt Professor Dave Goulon in seinem Buch „Wildlife Gardening“. Mein Rat für Naturfreunde: Lesen und danach handeln!

 

Sind Sie auch eine Anhängerin von natürlichen Heilmitteln und grüner Medizin?

Ich bin ein großer Fan von ergänzenden Medizinformen wie der Homöopathie. Bei Entzündungen und kleinen Verletzungen schwöre ich zum Beispiel auf Arnika. Und mein Hund bekommt homöopathische Tabletten gegen Reisekrankheit. In der Erkältungszeit vertraue ich auf Hausmittel wie Nasenspülungen mit Salz. Bei schwereren Erkrankungen setze ich aber auf die konventionelle Medizin – wenn möglich plus Naturheilmittel!

 

Was tun Sie im Alltag, um körperlich fit zu bleiben?

Naja, schon eine Menge. Schließlich baut man ja beim Älterwerden so einiges ab: Muskeln schwinden, die Sehnen verkürzen sich, das Unterhautfett wird schlapp etc. Also treibe ich brav Sport. Ohne Spaß geht da gar nichts! Ich liebe „Barre-Fusion“ – das ist eine Mischung aus Zirkeltraining, Kraftsport, Dehnung, mit Trainerin und auf Musik, großartig! Dann mag ich Schwimmen – Rückenkraulen und Brustschwimmen, unbedingt mit Kopf unter Wasser fürs richtige Atmen und für die Entlastung der Halswirbelsäule! Und natürlich das tägliche Laufen mit meinen Schweizer Sennenhunden, das mir schon so viele „Goldnuggets des Tages“ beschert hat. Darauf möchte ich bei keinem Wetter verzichten.

 

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Naturheilkunde & Gesundheit 7/19
Text mit freundlicher Genehmigung der S & D Verlag GmbH. Das komplette „Naturheilkunde & Gesundheit“ Heft bekommen Sie auch bei uns in der Apotheke.