Ätherische Öle für die Therapie von Tieren

Wir haben bereits in einigen Artikeln über den sanften Einsatz homöopathischer Mittel bei Beschwerden von Tieren berichtet. Nun wurden wir angesichts unserer neuen Anti-Zecken Zubereitung vielfach auf ätherische Öle bei Tieren angesprochen. Grund genug, das Thema hier im Blog aufzugreifen und die „Duftmedizin“ bzw. Aromatherapie als weitere sanfte Therapieform für Tiere vorzustellen.

 

Bitte beachten Sie

Bevor wir auf einzelne Öle oder Anwendungen eingehen, möchten wir Ihnen wirklich grundlegende Punkte ans Herz legen, die es zum Wohle des Patienten, Ihres Tieres, unbedingt zu beachten gilt:

  • Nicht am falschen Ende sparen! Die verwendeten Öle sollten 100% rein und nach therapeutischem Standard hergestellt und zudem als Nahrungsergänzung gekennzeichnet sein. Achten Sie auf die korrekte lateinische Bezeichnung. Selbstverständlich können Sie Öle in dieser Qualität auch bei uns in der Apotheke bekommen. Nur ein Beispiel: Katzen können an synthetischem Teebaumöl sterben.*
  • Der Duft dieser ätherischen Öle ist sehr konzentriert. Hinzu kommt die feine Nase der Tiere, insbesondere die von Hunden. Die Öle müssen entsprechend der Größe des Tieres und der Empfindlichkeit der Nase verdünnt werden, teilweise sicherlich extrem stark. Verantwortungsbewusstes und langsames Annähern von extremer bis hin zur optimalen Verdünnung ist sehr wichtig. Auch, um das Tier an den neuen Duft heranzuführen und seine Sinne nicht zu vernebeln. Hat man doch eine zu intensive Dosis aufgetragen und man beobachtet Diskomfort oder gar Hautreaktionen, so kann als schnelle Sofortmaßnahme mit reinem Pflanzenöl (z.B. Kokosöl) das Duftöl auch noch auf dem Körper weiter verdünnt werden. In der Regel kommen Pflanzenfresser besser mit ätherischen Ölen klar als Fleischfresser. Das gilt es beim Finden der optimalen Verdünnung zu berücksichtigen. Besonders phenolhaltige Öle (z.B. Thymian, Oregano etc.) sollten wenn überhaupt nur extrem stark verdünnt Verwendung finden oder besser gleich als Kräuter dem Essen beigegeben werden, wo sie sich auch gleichzeitig noch positiv auf die Verdauung auswirken (vgl. dazu unseren Ernährungstipp für Hunde).
  • Unverdünnte Äthertische Öle nicht in Augen oder Ohren gelangen lassen, sie können brennen. Ebenso wenig auf empfindliche Hautstellen.
  • Ein Einsatz ist tierart- und -größenspezifisch und muss wie angedeutet angepasst werden. Dabei sollten Sie die Wahl Ihres Tieres respektieren: Wenn das Tier ein Öl nicht mag, dann verwenden Sie es nicht. Katzen z.B. mögen i.d.R. keine Zitrusöle.
  • Keine ätherischen Öle bei tragenden, geschwächten oder kranken Tieren anwenden (oder nur unter spezieller Indikation durch den Tierarzt).

 

Welches Öl bei Beschwerden?

Ein kleiner Einstieg, welches Öl bei welchen Beschwerden wie Einsatz finden kann (unter Berücksichtigung o.g. Punkte):

  • Angst, Nervosität: Lavendel, Baldrian – In den Händen verreiben und auf Rücken, Schnauze (nicht bei Katzen), verdünnt auf Füße, und auf Ohrspitzen reiben. Ggf. auch auf Duftkissen neben den Liegeplatz geben. Falls es besser wird aber die Problematik noch nicht ausreichend rückläufig ist, gibt es wirkverstärkte Auszüge aus Lavendel (Ceres Lavandula Urtinktur), 3×5-3x10Tr. innerlich, auch ein Tipp für Silvester.
  • Arthritis: Wintergrün, Immortelle (italienische Strohblume), Balsamtanne, Rosmarin Ölmischung gegen Schmerzen – Mit Massageöl verdünnen und einreiben. Sehr verdünnt anfangen, da Wintergrünöl stark die Haut reizen kann!
  • Blutung & offene Wunden: Immortelle, Zistrose (zeichnet sich durch wundheilende sowie entkrampfende Wirkung aus), Lavendel – Als ätherische Mischung direkt auf die Wunde auftragen (stark desinfizierend, mit kleinster Menge auf Verträglichkeit prüfen und dem Tierarzt abklären!) oder mit Trägeröl (z.B. Kokos) verdünnt zur Abheilung nach Krustenbildung. Lavendel hilft auch bei Entzündungen, die durch Bakterien und Pilze verursacht werden, hierbei wirkt das ätherische Öl der Zistrose dann abheilend und immunitätsfördernd. Immortelle sollte bei Prellungen oder Blutergüssen ergänzt werden, dazu dann Arnika als C30 als homöopathische Globuli innerlich.
  • Erkältung und Husten: Latschenkiefer und Eukalyptus, Teebaum (Melaleuca alternifolia) Ölmischung für die Atmung – Auf Brust und oberen Rückenbereich auftragen. Minderwertiges Teebaumöl oder zu hohe Gaben können wie bereits oben angedeutet für Katzen tödlich sein.*
  • Flöhe: Zitronella, Zitronengras, Zeder sowie Eukalyptus wirken repellierend und vertreibend, Kiefer kann entzündungshemmend ergänzt werden, wenn Hautreizungen vorliegen; Nelke sollte bei Juckreiz beigefügt werden, was zusätzlich die antibakterielle sowie antiparasitären Eigenschaften verstärkt – Kann auch in Shampoo, Puder oder in Gel zur Ganzkörperbehandlung beigemischt werden. Schließlich kann Neem (Niembaum) gute Dienste leisten, allerdings Vorsicht bei Katzen.
  • Hautgeschwulst: Weihrauch, Myrrhe, Zistrose – Auf die Stelle massieren, streicheln. Gern auch Kamille dazu als Tinktur zur Reizminderung.
  • Knochen, Sehnen: Fichte, Wintergrün, Zitronengras – Verdünnt auf die Stelle auftragen. Symphytum (Beinwell) als spagyrische Tinktur 10 Tr. 2x täglich ins Futter dazu.
  • Muskelschwund: Majoran, Lavendel, Rosmarin – Nahrungsergänzung ins Futter mischen; mit ätherischen Ölen streicheln.
  • Ohrinfektion: Lavendel, Copaiba (stammt vom Copaiba-Baum aus dem Amazonas Gebiet, wirkt fungizid, antibakteriell sowie entzündungshemmend) und Balsamtanne – Mit Massage- oder Kokosöl verdünnen und sparsam in das Außenohr und um das Ohr reiben. Bei Juckreiz zusätzlich Nelke oder gleich Gamma Rizol.
  • Reisekrankheit: Ingwer, Zimt und Pfefferminze bilden eine probate Ölmischung für die Verdauung – Einatmen; mit Massageöl verdünnt auf den Magen reiben oder ein bis zwei Tropfen des Gemisches zu gleichen Teilen ins Futter geben. Wenn es das Tier mag auch noch separat einen Tropfen Zirbelkiefer auf die Stirn (ggf. mit Zitronengras 1:1 gemischt)
  • Ruhe und Gelassenheit: Lavendel, Römische Kamille – Pferden dem Futter beifügen, für Katzen stark verdünnen. Auch ausgleichendes Zitronengras kann hier gute Dienste leisten und rundet den Geruch angenehm ab. Dem Futter kann beruhigende und verdauungsanregende Zitronenmelisse frisch beigegeben werden, die von April bis November gut bei uns angebaut werden.
  • Stress: Lavendel, Balsamtanne (Abies balsamea, aus Nordamerika und Kanada) – Auf Rücken, Schultern und Beine massieren. Zum besseren Fokussieren Zeder oder Zirbelkiefer beigeben. Das Zedernholz hat hier eine wärmende und harmonisierende Wirkung, ebenso vertreibt es Angst und löst Spannungen, die durch Außeneinwirkungen entstehen. Zitronenmelisse als frische Kräuter ins Essen dazu.

 

Ölmischungen

Es bieten sich für viele Einsätze auch Ölmischungen mit ihren kombinierten Wirkungen an. Diese können Sie nach individuellem Bedarf und in Abhängigkeit von Tierart und -größe selbst mischen, auch auf Vorrat für den schnellen Einsatz, achten Sie auf hohe Qualitäten bei den ätherischen- sowie den Trägerölen.

Natürlich bieten wir Ihnen auch unsere Beratung und Erfahrung zu diesem Thema an und erstellen für Sie derartige Mischungen in Pharma-Qualität.

Ein Beispiel für eine sinnvolle Kombination ist z.B. unsere neu entwickelte Zecken Abwehrtinktur. Die hier enthaltenen Öle wirken darüber hinaus hautpflegend, ausgleichend und entstressend für Hunde oder Pferde, wie Sie der obigen Zusammenfassung entnehmen können.

 

* Kleiner Exkurs in Sachen Katzen

Katzen bzw. besser Katzenartige (Feloidea, Feliformia oder Aeluroidea) fehlt in der Leber zumeist ein bestimmtes Enzym (Glucuronyltransferase), zuständig für Grund-Abbauprozesse der Leber im Stoffwechel (Glucuronidierung). Es sorgt unter anderem auch dafür, dass viele Arzneimittel korrekt in der Leber abgebaut werden. Aufgrund dieses fehlenden Enzyms sind viele Medikamente, insbesondere Analgetika (z.B. Aspirin, Paracetamol) daher für Katzen gesundheitsgefährlich. Dies gilt besonders für das in Hunde Spot Ons gegen Parasiten häufig verwendete Permethrin (z.B. in Frontline). Aufgrund der hohen Dosierung ist es für Katzen giftig!
Die Glucuronidierung ist nicht nur für den Abbau von einigen Arzneimitteln relevant, sondern auch für den Abbau sog. Terpene, das sind sekundäre Pflanzenstoffe, die einen Großteil von ätherischen Ölen ausmachen (insbesondere von Nadelbäumen oder solchen Pflanzen, die rauere Umgebungsbedingungen oder Problemschädlinge unter der Rinde tolerieren müssen). Daher achten Sie bitte besonders darauf, dass diese Bestandteile bzw. Öle nicht in Mischungen für Katzen enthalten sind. Wenn Sie unsicher sind, fragen Sie dazu Ihren Tierarzt oder gern auch uns.
Bei besagtem Zeckenöl haben wir dies berücksichtigt. Dennoch vergessen Sie bitte nicht, dass Katzen darüber hinaus generell sehr sensibel auf Gerüche reagieren können.

 

Weitere Informationen

Da die therapeutische Verwendung von ätherischen Ölen bei Tieren extrem tier-individuell ist, können und wollen wir hier keine allgemeingültigen Anwendungen oder gar Mengen nennen. Wir möchten mit diesem Artikel lediglich Ihre Liste möglicher sanfter Therapiemöglichkeiten ergänzen.

Wenn Sie meinen, dass diese Therapieform für Ihr Tier passend wäre oder Sie weitere oder spezifischere Informationen brauchen, dann sprechen Sie mit Ihrem Tierarzt oder Ihrer Apotheke, gern auch mit uns.

 

 

Wer sich hier vertiefend einlesen möchte, dem empfehlen wir z.B. die Lektüre des Buches „Duftmedizin für Tiere“ von Maria Schasteen. Für Zweibeiner haben wir bereits einen themen-ähnlichen Artikel zur Aromatherapie.