Alte Mittel neu entdeckt – Altes Herzmittel gegen Ebola

In der aktuellen Ausgabe 38/2014 der Deutschen Apotheker Zeitung DAZ stolperten wir heute über einen Artikel, der dem auch als Quabain bekannten herzwirksamen Glykosid g-Strophanthin Potential im Kampf gegen Ebola zuschreibt, da g-Strophantin die Virusreplikation blockiert, so auch bei Herpes simplex. Zuvor erwies sich bereits das synthetische Virustatikum Favipiravir im Zellkultur- und Tierversuch als wirksam gegen Ebola.

Es heißt weiter im besagten Artikel:

„Britische Forscher haben die Interaktionen zwischen viralen Proteinen des Ebolavirus und den Proteinen der Wirtszelle analysiert. Unter anderem die des Virusprotein VP24, das eine entscheidende Rolle dabei spielt, die Immunantwort des Wirts zu unterlaufen. Neben zahlreichen bereits bekannten Interaktionen wurde eine Wechselwirkung des viralen Proteins mit der Natrium-Kalium-ATPase ATP1A1 identifiziert. Blockiert man in der Zellkultur ATPA1 mit Quabain, wird die Virusreplikation behindert. Das Herzglykosid, das früher gegen Vorhofflimmern und Herzinsuffizienz eingesetzt wurde, hat in der Vergangenheit bereits mehrfach seine antivirale Wirksamkeit unter Beweis gestellt, z.B. gegen Herpes-simplex-Viren. Die Forscher sind der Meinung, dass bereits eine Verlangsamung der Replikation, wie Quabain sie hervorruft, ausreicht, dem Immunsystem des Wirts genug Zeit für eine ausreichende Immunantwort zu geben. Generell sei die Protein-Interaktionsanalyse ein effektiver Weg, das Repertoire an möglichen Targets zu vergrößern.“

Quelle: Garcia-Dorival I et al. J Proteome Res DOI: 10.1021/pr500556d
DAZ 2014, Nr. 38, S. 39

„Früher“! Das bedeutet in diesem Zusammenhang, dass es etwas in Vergessenheit geraten ist und es derzeit keine Fertigrezeptur für diesen Einsatz bei Herzerkrankungen mehr gibt. Wir in der Flora Apotheke haben allerdings bereits seit 50 Jahren eine Strophanthus Tinktur und vorher entsprechende Fertigarzneien wie Strodival oder Kombetin im Einsatz, die Quabain enthält. Es ist eine Rezeptur nach dem renommierten und visionären Dr. Nieper, zum Einsatz im antiviralen Bereich (Zoster, Herpes, EBV) sowie bei Herz-Kreislauf-Beschwerden. Viele Therapeuten verschreiben unsere Strophanthus Tinktur bis heute für diese Einsatzzwecke, denn sie ist nicht nur hervorragend für das Herz und in einer höheren therapeutischen Breite einsetzbarer als das bekanntere Digitalis, sondern bringt zusätzlich die Koronarien dazu, Pumpleistung zur Unterstützung des Herzens beizutragen und damit eine generelle Entlastung der Kreislaufsystems herbeizuführen. So kann bei verringertem Energie- und Sauerstoffbedarf eine bessere Gesamtpumpleistung bei älteren Patienten erbracht werden, die gleichzeitig den Druck senkt und die periphere Versorgung erhöht. Somit werden (nur in Absprache mit dem Therapeuten) unter Umständen der Einsatz weiterer Medikationen wie Betablocker oder anderer Blutdrucksenker unnötig.

Das nun in Zusammenhang mit Ebola neuerlich festgestellte antivirale Potenzial unterstreicht und bestätigt unsere positive Erfahrung und Meinung mit diesem Wirkstoff und zeigt zudem, dass ein Festhalten (im Sinne von Nicht-Vergessen) an und Wiederentdecken von alterprobten Medikationen und Wirkstoffen durchaus eine Ansatz „neuer“ Behandlungsansätze sein kann.

Klassisches Arzneibild von Strophanthus

Von der Strophanthus Pflanze gibt es mehrere Arten, sie alle enthalten bioaktive Inhaltsstoffe. Mehrere Arten enthalten giftige herzwirksame Glykoside, die sogenannten Strophanthine, welche hauptsächlich in den Samen zu finden sind. Je nach Strophanthin-Struktur erhält die Art einen Buchstaben vorangestellt:

  • Strophanthus gratus enthält g-Strophanthin (auch als Ouabain bekannt)
  • Strophanthus kombé enthält k-Strophanthin
  • Strophanthus eminii enthält e-Strophanthin
  • Strophanthus hispidus enthält h-Strophanthin

Wie gesagt sind die Glykoside giftig. In Afrika wurden sie als Pfeilgift eingesetzt. Die Giftigkeit ist höher als die vieler Schlangen (250µg je Kg Körpergewicht sind tödlich).

Aber schon vielfach hat sich in der Natur gezeigt, dass richtig dosierte (!) Gifte durchaus positive Wirkungen auf den Organismus haben können. Diese Wirkung von Strophanthin wurde 1859 in Afrika, rein zufällig, entdeckt. Die Strophanthus-Glykoside k- und g-Strophanthin waren hierzulande bis in die 70er unter der Sammelbezeichnung „Strophantin“ Standardmedikamente bei der Behandlung von Herzerkrankungen, wurden sogar als “Insulin für Herzkranke” tituliert.

Heutzutage ist Strophanthin nur noch als frei verkäufliches homöopathisches Produkt oder als rezeptpflichtiges Defekturarzneimittel verfügbar.

PS: Das Ebolafieber ist eine oftmals tödliche Infektionskrankheit. Sie wird durch das Ebolavirus (diese Gattung umfasst derzeit fünf verschiedene Spezies) hervorgerufen. Der erste große Ausbruch wurde 1976 in der Nähe des Flusses „Ebola“ im Kongo (Afrika) bekannt, daher der Name. Aktuell sorgt ein großflächiger Ebolafieber-Ausbruch in Afrika für berechtigtes Aufsehen (mehr dazu z.B. auf den Seiten der WHO oder des RKI).