Elektroschrott

Rohstoffe retten & richtig recyceln

Der Drucker ist hin, das Smartphone veraltet, DVD-Player weichen Streamingdiensten: Der Berg an ausgemusterter Elektronik steigt weltweit dramatisch an. Warum richtig entsorgen so wichtig ist und wie sich viel E-Müll vermeiden lässt, hat Stephanie Drönner zusammengefasst.

Auch Technik, die begeistert, tut dies leider meist nur für kurze Zeit. Oft sind es Defekte, deren Reparatur teurer käme als ein Neukauf, oder der Fortschritt, die dafür sorgen, dass wir uns von E-Geräten trennen. Doch was passiert mit dem kaputten Herd, dem „zu klein gewordenen“ Fernseher, dem ollen PC? Und was haben Plätze wie Agbogbloshie, ein Slum der ghanaischen Hauptstadt Accra, mit unseren E-Altlasten zu tun? Traurige Wahrheit: Sie dienen Industrienationen wie Deutschland als bequemer E-Schrottplatz. Denn die 53,6 Millionen Tonnen Elektromüll, die 2019 weltweit anfielen, müssen schließlich irgendwo hin…

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Vorsicht, verboten!

Kleine E-Geräte wie Föhne landen oft in der Restmülltonne. Vernünftige Menschen machen das gar nicht erst. Allen anderen ist es untersagt. Der Grund: Enthaltene Gifte sollen entfrachtet und wichtige Rohstoffe wiederverwertet werden können. Achten Sie auf das Zeichen mit der durchgestrichenen Mülltonne (Im Titelbild unten links).

Viel Gift, wenig Gold

Rund 6.000 Menschen leben in Agbogbloshie von und im Müll; viele von ihnen betreiben „Urban Mining“, wie die Gewinnung von Rohstoffen aus Schrott genannt wird. Insbesondere Kinder und Jugendliche arbeiten als manuelle Mülltrenner. Sie nehmen Handys, Computer und Co., die täglich containerweise aus westlichen Ländern anlanden, auseinander oder verbrennen Kabel und Kunststoffverkleidungen, um an die darin steckenden Metalle wie Kupfer, Gold oder Coltan zu gelangen. Dabei sind sie ungeschützt krebserregenden Chemikalien und Schadstoffen wie Blei, Quecksilber und Co. ausgesetzt. Die Schäden für Mensch und Umwelt: verheerend.

20 überflüssige Kilos

Erlaubt sind solche Müll-Transporte nicht – aber schwer zu kontrollieren. Auch damit zukünftig weniger illegaler E-Waste, als funktionstüchtige Second-Hand-Ware deklariert, Richtung Afrika schwimmt, gilt seit 2019 eine EU-weite Sammelquote von 65 Prozent. Wie eine aktuelle Auswertung des Umweltbundesamts (UBA) zeigt, verfehlte Deutschland diese mit 44,3 Prozent deutlich. Und da kommt jeder von uns ins Spiel: Nur wenn wir unsere hierzulande knapp zwei Millionen Tonnen Elektroschrott pro Jahr – durchschnittlich rund 20 Kilogramm pro Kopf – ordnungsgemäß entsorgen, können die kostbaren enthaltenen Rohstoffe zurückgewonnen und gefährliche Substanzen unschädlich gemacht werden.

Sorglos entsorgen

Die gute Nachricht: Elektroaltgeräte loszuwerden ist kostenlos. Denn kommunale Stellen wie Wertstoffhöfe an (PS: Wertstoffhöfe in Hannover), öffentliche Sammelcontainer und Schadstoffmobile nehmen die ausgedienten Produkte ohne Entgelt. Auch Händler mit Verkaufsflächen über mindestens 400 Quadratmetern sind zur Annahme von Kleingeräten bis 25 Zentimeter Kantenlänge verpflichtet – unabhängig davon, ob das Produkt dort gekauft oder ein neues erworben wurde. Ähnliches gilt für den Versand- und Onlinehandel. Ab 1. Juli 2022 wird zudem der Lebensmittelhandel in die Pflicht genommen: Ab einer Verkaufsfläche von 800 Quadratmetern müssen dann Läden Altgeräte gratis zurücknehmen, wenn sie mehrmals im Jahr oder dauerhaft neue anbieten.

E-Geräte gehen in die Verlängerung

Je länger wir ein Gerät benutzen, desto besser. Denn der beste Müll ist der, der gar nicht erst entsteht. Selbst wenn Radio oder Mikrowelle defekt sind, muss das noch nicht ihr Aus bedeuten. Probieren Sie’s in einem Repaircafé: Hier bieten ehrenamtliche Fachleute ihre Kenntnisse an, hauchen so manch totgeglaubtem Teil neues Leben ein. Viele sind unter repaircafe.org und reparatur-initiativen.de gelistet.

Abgeben mit gutem Gewissen

Viele gewerbliche Sammler sind nicht zur Rücknahme von Elektronikschrott berechtigt. Dort abgegebene Geräte landen oft im Ausland wie eben Ghana. Denn E-Müll ist ein lukratives Geschäftsmodell, das andere mit ihrer Gesundheit und wir alle mit irreparablen Umweltschäden bezahlen. Zertifizierte Stellen, bei denen Sie die Geräte beruhigt abgeben können, erkennen Sie an dem grünen Symbol mit dem Recyclingpfeil um einen Stecker (Im Titelbild unten rechts).

Bitte machen Sie mit.

Text mit freundlicher Genehmigung der S & D Verlag GmbH. Das komplette „Naturheilkunde & Gesundheit“ Heft bekommen Sie auch bei uns in der Apotheke.