Männerschnupfen

Was ist dran am sprichwörtlichen Leid der Männer? Wahrscheinlich mehr, als manche Frau glaubt. Grund dafür sind die Hormone.

Von Frauen oft belächelt, sind viele Männer überzeugt, dass sie unter einem grippalen Infekt besonders stark leiden. Wissenschaftler haben dieses Phänomen unter die Lupe genommen und Hinweise auf unterschiedliche Immunaktivitäten gefunden. Demnach könnte das Abwehrsystem von Männern tatsächlich mehr von Viren in Mitleidenschaft gezogen werden als bei Frauen.

Kein schützendes Östrogen

Grund für den Unterschied scheint der deutlich geringere Anteil des weiblichen Geschlechtshormons Östrogen bei Männern zu sein.
Dieser Botenstoff beeinflusst, wie das Immunsystem auf Krankheitserreger wie Grippeviren reagiert. Bei Frauen reichlich vorhanden, hindert das Östrogen die Viren daran, sich allzu schnell zu vermehren und auszubreiten. Darüber hinaus kurbelt das Frauenhormon die Bildung effektiver Abwehrzellen an. So kann der Organismus offenbar schneller reagieren und die Eindringlinge besser bekämpfen. Warum die Natur das so eingerichtet hat? Vermutlich um das ungeborene Kind im Mutterleib zu schützen. Eine Schwangerschaft ist eine echte Herausforderung für das Immunsystem. Es muss gleichzeitig zwei Menschen in einer sensiblen Lebensphase vor Krankheiten schützen.

Progesteron

Im Übrigen gibt es auch noch das Progesteron. Auch das findet sich bei Männern ohnehin schon in viel kleineren Spiegeln.
Progesteron wirkt regulativ auf den Zyklus der Frau und den Aufbau der Gebärmutterschleimhaut. Es schützt auch nach den Wechseljahren durch Stimulation des Immunsystems als Schutzfaktor z.B. bei Brustkrebs und auch vor Osteoporose. Daher sollte bei einem zu niedrigen Spiegel mit dem Arzt über eine dauerhafte, ergänzende Zufuhr gesprochen werden, möglichst als transdermale Applikation mit bioidentischem Progesteron aus natürlichen Quellen.

Aber zurück zu den Männern, um die es sich ja in diesem Artikel drehen sollte. Deren ohnehin schon kleinere Progesteron-Spiegel können im Rahmen einer Immunreaktion zu niedrig werden, das kann dann Stimmungsschwankungen, Antriebslosigkeit und Schlafprobleme hervorrufen. Außerdem scheinen niedrige Spiegel ebenfalls einen Risikofaktor für Prostatakrebs darzustellen.

Hormone und Lebensstil

Das männliche Testosteron dagegen ist für die Immunreaktion eher hinderlich.
Es unterdrückt teilweise die körpereigenen Schutz- und Abwehrsysteme. Die Symptome fallen daher bei Männern häufig stärker aus als bei Frauen. Mediziner sehen jedoch nicht nur in den Hormonen eine Erklärung für den berüchtigten Männerschnupfen. Sie führen ins Feld, dass Frauen im Allgemeinen gesünder leben, mehr auf ihre Ernährung achten und sich gesundheitsbewusster verhalten. Die meisten Männer hingegen nehmen Gesundheitsrisiken eher in Kauf und schonen sich bei Krankheitsanzeichen weniger. Solche Aussagen sind natürlich sehr pauschal. Grundsätzlich entscheidet die individuelle Verfassung, wie sehr einen Schnupfen, Kopf- und Gliederschmerzen aus der Bahn werfen.

Expertenrat: Habt Geduld!

„Männer wollen oft schnell wieder leistungsfähig sein und sich nicht von einem grippalen Infekt ausbremsen lassen“, sagt Cathrin Weller, pharmazeutisch-technische Assistentin in Sindelfingen. „Doch starke Medikamente und Kombipräparate, die sämtliche Symptome unterdrücken, sind trügerisch. Sobald das Krankheitsgefühl nachlässt, neigt man dazu, weiterzumachen wie bisher. Schnell wird ein Infekt verschleppt, im schlimmsten Fall entsteht eine Herzmuskelentzündung. Doch nur weil man ihn nicht mehr spürt, ist der Infekt nicht überstanden. Gönnen Sie sich ausreichend Ruhe! Moderate Bewegung wie ein Spaziergang an der frischen Luft ist okay, jedoch kein Sport oder anstrengende körperliche Arbeit. Behandeln Sie einzelne Symptome wie Schnupfen, Husten, Kopf- und Halsschmerzen gezielt. Pflanzliche Präparate, Tees, Dampfbäder und Nasendusche mögen für manche Herren unmännlich erscheinen, sind aber wirksame Methoden auf dem Weg zur Besserung. Bleiben Sie am besten zu Hause, auch um andere nicht anzustecken. Bei starken Beschwerden, Fieber, heftigen Gliederschmerzen oder Atemnot gehen Sie bitte zum Arzt.“

Da war doch noch was: Der Artikel entstand vor Corona und in der Hochphase der Pandemie haben wir ihn aufgeschoben. Derzeit fallen durch 2G und 3G Regelungen viele Maskenpflichten und die Zahlen zeigen, dass „normale“ Erkältungen und die Grippe sich wieder vermehrt ausbreiten. Darum noch diese kleine Ergänzung: Auch das Thema Corona darf bei den typischen Symptomen nicht vergessen werden, ein häuslicher Schnelltest schafft schnell und günstig Sicherheit.

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Text mit freundlicher Genehmigung der S&D Verlag GmbH. Das komplette „special“ bekommen Sie auch bei uns in der Apotheke als Beilage in der „Naturheilkunde & Gesundheit“.