Photosensibilität – Plötzlich lichtscheu

Manche Medikamente machen die Haut außergewöhnlich empfindlich gegenüber Sonnenlicht. Was bedeutet das für den Alltag?

Die meisten Menschen wissen, wie viel Sonne sie vertragen. Diese Erfahrungswerte können sich mit der Einnahme bestimmter Arzneimittel jedoch verschieben. Dann werden aus Lichtportionen, die bisher problemlos vertragen wurden, plötzlich Gefahren für die Haut. Photosensibilität lautet der Fachausdruck für dieses Phänomen.

Von Saskia Fechte

Nicht jeder reagiert

Cathrin Weller, pharmazeutisch-technische Assistentin in Sindelfingen, erklärt: „Die Symptome sind ähnlich wie bei einem klassischen Sonnenbrand. An den Stellen, die der Sonne ausgesetzt waren, entstehen Rötungen und Juckreiz. Viele spüren ein brennendes oder kribbelndes Gefühl, manchmal bilden sich Pusteln oder Blasen. Auch Pigmentstörungen sind möglich.“ Manche Reaktionen treten zeitverzögert auf, bis zu 24 Stunden können zwischen dem Aufenthalt in der Sonne und den Beschwerden liegen. Ob und wie stark jemand eine Photosensibilität aufgrund von Medikamenten entwickelt, ist sehr unterschiedlich. Abhängig davon, wie der Körper das Arzneimittel verstoffwechselt, auf welche Weise es verabreicht wird und welche Hilfsstoffe enthalten sind. Von großer Bedeutung sind außerdem die Eigenschaften der Haut: Welcher Hauttyp liegt vor, wie ausgeprägt ist die Bräunung und Behaarung, welche Feuchtigkeit hat sie?

UV-A ist das Problem

Sensibilisierende Medikamente gelangen über die Blutbahn oder beim Eincremen in die Hautzellen. Trifft UV-Licht auf diese Stellen, nehmen die Moleküle des Wirkstoffs die Energie des Sonnenlichtes auf und reagieren mit angrenzenden Zellstrukturen. Dabei können sie die Hautschichten schädigen. Anders als bei gewöhnlichem Sonnenbrand, der überwiegend durch UV-B-Strahlung ausgelöst wird, lauert für photosensibilisierte Haut die Gefahr im UV-A-Bereich. Vorsicht: UV-A-Strahlen durchdringen Glasscheiben und dünne Kleidung, daher sind auch im Auto oder hinter Fensterscheiben entsprechende Schutzmaßnahmen nötig.

Beratung empfohlen

„Wenn Sie verdächtige Hautreaktionen während der Einnahme von Medikamenten beobachten oder Photosensibilität als mögliche Nebenwirkung im Beipackzettel finden, halten Sie Rücksprache mit Ihrem Arzt“, rät Cathrin Weller. „Bitte ändern Sie die Dosierung nicht eigenmächtig.“ Ist die erhöhte Lichtempfindlichkeit eine deutliche Belastung, kann eine andere Dosis oder ein alternatives Arzneimittel eine Lösung sein. Meist reicht jedoch sorgfältiger Sonnenschutz aus, oder die Einnahme in die Abendstunden zu verlegen.

Mit Schirm und Creme

Die beste Schutzmaßnahme ist, die übersensible Haut gar nicht erst der Sonne auszusetzen. Bleiben Sie mit zunehmender Sonneneinstrahlung möglichst im Schatten und tragen Sie dicht gewebte Kleidung sowie eine Kopfbedeckung. Cathrin Weller empfiehlt: „Wählen Sie Sonnenschutzmittel mit hohem UV-A-Schutz und meiden Sie pralle Mittagssonne.“ Ausgiebige Sonnenbäder und Solariumbesuche sind selbstverständlich tabu. Müssen Medikamente, die lichtempfindlich machen, langfristig eingenommen werden, können UV-A-undurchlässige Fensterfolien die Haut schützen.

PS: Denken Sie an Sonnenschutz, besonders bei Einnahme von Medikamenten

Photosensibilisierende Medikamente (Auswahl):

  • Schmerzmittel mit Naproxen, Ketoprofen oder Diclofenac
  • Entwässerungsmittel mit Hydrochlorothiazid, Furosemid oder Bendroflumethiazid
  • Antidepressiva mit Trimipramin, Amitriptylin oder Nortriptylin
  • Allergiemittel mit Cyproheptadin, Diphenhydramin oder Loratadin
  • Pflanzliche Mittel mit Engelwurz oder Johanniskraut (weitere Informationen über fototoxische Pflanzen: Wiesen-Dermatitis)

Und natürlich stehen wir Ihnen gern beratend zur Seite.

Naturheilkunde & Gesundheit
Text mit freundlicher Genehmigung der S&D Verlag GmbH. Das komplette „special“ bekommen Sie auch bei uns in der Apotheke als Beilage in der „Naturheilkunde & Gesundheit“.