Vitamin C in der komplementären Onkologie

Vitamin C (Ascorbinsäure, Ascorbat) ist neben Selen eines der am häufigsten eingesetzten Antioxidantien in der komplementären Onkologie (komplementär: ergänzend – zu wissenschaftlich begründeten Behandlungsmethoden, Onkologie: Wissenschaft, die sich mit Krebs befasst). Seine Bedeutung und Anwendung in der Krebsprävention und -therapie wird jedoch bereits seit Anfang der 70er Jahre kontrovers diskutiert. Uwe Gröber bringt uns in seinem Artikel „Vitamin C in der komplementären Onkologie: Update 2013“ (OM – Zs. f. Orthomol. Med. 2013; 4: 9-14) auf den aktuellen Stand.

Er beschreibt, wie erste Studien in den 70ern Erfolge zeigten, andere Studien sie aber nicht bestätigen konnten, was er jedoch durch die unterschiedlichen Versuchsaufbauten begründet. Die erfolgreichen Studien verabreichten Vitamin C nicht nur oral sondern auch parenteral (d.h. „am Darm vorbei“, also z.B. durch Infusion).

Vitamin C: Klinische Pharmakokinetik
[Anm.d.Red.: Pharmakokinetik = Gesamtheit aller Prozesse, denen ein Arzneistoff im Körper unterliegt]
Der aktive Vitamin-C-Transport ist natriumabhängig und folgt einer Sättigungskinetik. […] Bei Einnahme hoher Dosen erfolgt zusätzlich eine passive Aufnahme durch Diffusion. […] Insgesamt sinkt die orale Resorptionsquote von Vitamin C mit steigender Einzeldosis, da die Dünndarmzellen in Gegenwart hoher Vitamin-C-Konzentrationen die Expression des Vitamin-C-Rezeptors reduzieren. […] Der nicht resorbierte Anteil wird von der Dickdarmflora teilweise zu organischen Säuren und CO2 abgebaut. […] Aktuelle pharmakokinetische Untersuchungen zur oralen und parenteralen Vitamin-C-Applikation belegen, dass selbst bei der Einnahme extrem hoher oraler Dosierungen (z.B. 18g Vitamin C/d, p.o.) [Anm.d.Red.: p.o. = per os = peroral = Verabreichung von Arzneimitteln über den Mund, die Substanz wird also geschluckt] die Vitamin-C-Peakplasmaspiegel nur ein Maximum von etwa 220-240µmol/l erreichen. Demgegenüber werden bei der intravenösen Applikation von 10g Vitamin C ein Peakwert im Blutplasma um 6000 µmol/l und bei 50 g Vitamin i.v. ein Peakwert von etwa 14 000 µmol/l erreicht.

Vitamin C (Ascorbat): Zytotoxische Wirkung auf Tumorzellen
In-vitro-Studien […] haben gezeigt, dass pharmakologische Konzentrationen von Vitamin C, die zu einem Anstieg der Vitamin-C-Plasmaspiegel auf 1000-5000 µmol/l und mehr führen, selektiv zytotoxische Effekte auf Tumorzellen ausüben ohne normale Zellen zu schädigen.
[…]

Mechanismen der zytotoxischen Effekte
Wasserstoffperoxid (H2O2) spielt als zytotoxischer Mediator im Rahmen der intravenösen Vitamin-C-Hochdosistherapie eine zentrale Rolle. […] Tumorzellen reagieren empfindlicher auf oxidativen Stress, da sie schlechter mit antioxidativen Schutzenzymen ausgestattet sind. […] Weitere nachgewiesene Effekte auf der molekularen Ebene sind
• Zellzyklusstillstand am Übergang von der G1- in die S-Phase,
• verminderte Expression von Cyclin A und E, CDK2 und CDK4,
• Induktion der Apoptose,
• Zunahme von p53 und p21 und
• Aktivierung der Caspase 3.
[…]

Vitamin C und Zytostatika
Im Hinblick auf die Nebenwirkungsrate und tumordestruktive Wirkung von Zytostatika gibt es Hinweise, dass Vitamin C die Wirksamkeit einiger Zytostatika verstärken kann. […] Pharmakologische In-vitra-Studien haben zudem gezeigt, dass Vitamin C die zytotoxische Wirkung von antineoplastischen Substanzen wie Cisplatin, Dacarbazin, Doxorubicin, Paclitaxel, Tamoxifen und 5-Fluorouracil (5-FU) verstärkt. Bemerkenswert sind auch Untersuchungen, in denen gezeigt wurde, dass die intraperitoneale Applikation von Vitamin C zusammen mit Vitamin K in der Lage ist, die tumordestruktive Wirkung verschiedener Zytostatika zu potenzieren. […]

Nach der Vorstellung einiger weiterer Studien kommt er zu folgendem Fazit:

Die aktuellen pharmakologischen und pharmakokinetischen Erkenntnisse über die parenterale Applikation von Vitamin C sowie internationale Fallberichte und kleinere Interventionsstudien lassen die Vitamin-C-Hochdosisinfusionstherapie in einem neuen Licht erscheinen. Die derzeit vorliegenden Erkenntnisse verlangen nach einer stärkeren klinischen Prüfung an Tumorpatienten, v.a. in Deutschland. Eigene Erfahrungen in der Betreuung von Krebspatienten mit einer mehrjährigen Vitamin-C-Hochdosisinfusionstherapie unterstreichen v.a. den positiven Einfluss auf die Lebensqualität und das Immunsystem bei den Betroffenen.

Auch wir begleiten viele Patienten mit u.a. auch orthomolekular medizinisch begründeten Vitamin-C-Hochdosisinfusionstherapien und können uns den beschriebenen positiven Einflüssen von Vitamin C aus unserer Sicht anschließen. Aber bitte bedenken Sie, dass natürlich auch Vitamin C kein Wundermittel ist. Zudem ist von einer Selbstmedikation dringendst abzuraten, denn es gibt bei langfristiger oraler, (zu)hochdosierter Anwendung durchaus ernstzunehmende Gegenanzeigen. Ebenso gilt es, diese Therapie in einem ganzheitlichen Rahmen zu applizieren, um die Wirkung zu verstärken und dem Regenerationsbedarf des Körpers Rechnung zu tragen, z.B. durch gezielte Gabe von Eiseninfusionen vor Applikation des Vitamin C:
Da Ascorbinsäure biochemisch Zucker ähnlich ist, nimmt die Krebszelle über ihre multiplen BZ-Rezeptoren eine Übermenge von Vitamin C auf. Da die Krebszelle zusätzlich Fe+++ (dreiwertiges Eisen) in Form von Ferritin gespeichert hat bzw. aus Infusionen aufnimmt, reduziert Vitamin C das dortige Fe+++ (dreiwertiges Eisen) zu Fe++ (zweiwertiges Eisen). Da fast alle Mitochondrien in der Krebszelle defekt sind und der Gärung unterliegen, wird übermäßig viel Wasserstoffperoxid in der Krebszelle frei, welches nicht schnell genug abtransportiert werden kann. Dieses reagiert mit Fe++ (zweiwertiges Eisen) zu dem gefährlichen, absolut zellzerstörenden Hydroxyl-Radikal, wobei sich anschließend das ganze wiederholt, da wieder erneut Fe+++(dreiwertiges Eisen) durch Ascorbinsäure reduziert wird. Bei der Menge und Dauer der Vitamin C-Infusionen muss jedoch bedacht werden, dass Vitamin C vielfältige andere Funktionen im Organismus ausübt. Gleichzeitig wird der physiologische Eisenspeicher aufgefüllt, der gerade nach einer Chemotherapie und dem damit verbundenen Verlust an roten Blutkörperchen erniedrigt sein kann.

Wenn Sie Fragen zum Thema sowie zu Wechselwirkungen und weiteren onkologischen Vitalstofftherapien haben, beraten wir Sie gern. Sprechen Sie uns an…