Gute Ökobilanz für Mikroalgen

Mikroalgen oder Fisch? Welche Quelle für Omega-3-Fettsäuren macht in Sachen Umweltverträglichkeit das Rennen? Laut aktueller Studie haben die winzigen Einzeller die Nase vorn.

Von Andrea Neuen

Chlorella, Spirulina und Co. Schon seit einigen Jahrzehnten sind Mikroalgen in den Fokus der Forschung gerückt – zunächst als Rohstoffe für alternative Kraftstoffe, in jüngster Zeit aber verstärkt als Nährstoff-Quellen für den Menschen. Aus gutem Grund, denn die pflanzenartigen Wasserbewohner haben das Zeug zum Superfood. Unter anderem sind Mikroalgen reich an Omega-3-Fettsäuren. Diese mehrfach ungesättigten Fettsäuren, die unser Körper nicht selbst bilden kann, spielen für die Gesundheit eine Schlüsselrolle. Vor allem Herz, Gehirn und Augen sind auf eine ausreichende Zufuhr angewiesen.

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Alternative Lieferanten

Fette Seefischarten, wie Lachs, Hering und Thunfisch, sind traditionelle Lieferanten der wertvollen Fettsäuren. Doch für Veganer, Vegetarier und Fischallergiker kommen diese Quellen nicht in Betracht. Zudem bereiten der schwindende Fischbestand und die potenzielle Umweltschädigung durch Aquakulturen Wissenschaftlern großes Kopfzerbrechen. Mikroalgen als nachhaltige Alternative zu nutzen – das klingt vielversprechend. Bereits heute werden Algen beispielsweise zu Nahrungsergänzungsmitteln verarbeitet und sind als vegane Omega-3-Präparate in Apotheken erhältlich.

Hergestellt werden Chlorella und ihre Verwandten überwiegend in offenen Teichen in Asien; China ist der weltweit größte Algenproduzent.

Ein Nachteil offener Zuchtanlagen: Sie bergen ein gewisses Risiko für Verunreinigungen. Zudem lassen sich manche Algenarten besser in geschlossenen Systemen, sogenannten Photobioreaktoren, kultivieren. Sie sind unabhängig vom Klima und bieten deshalb auch hierzulande eine Möglichkeit, Mikroalgen im großen Stil anzubauen.

Umweltplus aus dem Bioreaktor

Doch sind geschlossene Algenreaktoren auch unter ökologischen Gesichtspunkten eine gute Wahl? Forscher von der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) wollten es genauer wissen. „Wir wollten herausfinden, ob Mikroalgen, die in Deutschland in Photobioreaktoren produziert werden, eine umweltfreundlichere Quelle für wichtige Nährstoffe sein könnten als Fisch“, sagt Susann Schade vom Institut für Agrar- und Ernährungswissenschaften der MLU. In ihrer Studie verglichen die Forscher unter anderem die CO2- Bilanz und die Gewässerbelastung durch Mikroalgen und Fisch. Ergebnis: Die Wissenschaftler konnten zeigen, dass die Mikroalgen-Zucht grundsätzlich vergleichbare Umweltkosten verursacht wie die Fischproduktion. „Bezieht man jedoch die Umwelteffekte auf die verfügbaren Mengen an Omega-3-Fettsäuren, so schneidet vor allem Fisch aus Aquakultur schlechter ab“, erklärt Susann Schade.

Wenig Fläche, viel Ertrag Ein gravierender Vorteil der Algenkultivierung in geschlossenen Systemen ist der geringe Flächenverbrauch, sogar unfruchtbare Böden können genutzt werden. Sowohl offene Mikroalgen-Teiche als auch Aquakulturen benötigen dagegen sehr viel Platz. Hinzu kommt: In Deutschland beliebte Fischarten, wie Lachs und Pangasius, stammen meist aus Aquafarmen und sind daher mit erheblichen Umweltbelastungen verbunden. Aber auch Alaska-Seelachs aus Wildfang schneidet aus ökologischer Sicht schlechter ab als Mikroalgen. „Mikroalgen sollen und können Fisch als Nahrungsmittel nicht komplett ersetzen“, so das Resümee der MLU-Forscher. Aber diese können ihn ergänzen – als hervorragende umweltfreundliche Quelle für langkettige Omega-3-Fettsäuren.

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naturheilkunde-und-gesundheit cover 11-2020
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