Blaubeeren, ein Adjuvans für die Strahlentherapie?

Eine neue In-vitro-Studie lässt vermuten, dass Blaubeer-Extrakt ein mögliches Adjuvans für die Strahlentherapie sein könnte, insbesondere im Fall eines Zervixkarzinom: Davidson K. et al. Blueberry as a Potential Radiosensitizer for Treating Cervical Cancer. Pathol Oncol Res, online publiziert am 30. September 2017, DOI:10.1007/s12253-017-0319-y

Blaubeere = Heidelbeere

Zuerst möchten wir Ihnen die Beeren vorstellen: Der botanische Name lautet „Vaccinium myrtillus“, was übersetzt „auf der Heide wachsende Beere“ bedeutet. Viele kennen und mögen die leckeren Blaubeeren (auch Heidelbeere genannt) z.B. im Joghurt, als Marmelade oder auch pur. Aber die kleinen Beeren können eindeutig mehr, als nur ein süßer Snack zu sein. Schon Hildegard von Bingen setzte die blauen Beeren im Mittelalter zu Heilzwecken ein.
Heidelbeeren/Blaubeeren sind aufgrund ihrer vielfältigen Inhaltsstoffe (Polyphenole, Mineralstoffe, Vitamine, Ballaststoffe, Gerbstoffe, Farbstoffe etc.) und Wirkungen vielen marketingtechnisch gehypten und vom anderen Ende der Welt importierten „Superfruits“ wie z.B. der Goji-Beere gleichwertig oder sogar überlegen einzuordnen. Problematisch zu bewerten bei den „exotischen“ Superfruits sind z.B. die negativen Auswirkungen der langen Transportwege auf den Nährstoffgehalt und auf die Klimabilanz, zudem kann es in den Herkunftsländern durch die steigende Nachfrage zu Monokulturen, Trinkwassermangel und steigenden Lebensmittelpreisen kommen, worunter die dort ansässige Bevölkerung zu leiden hat. Auch das Portemonnaie wird es danken, wenn man regionale Alternativen bevorzugt.

Nährwerte für 100 g frische Blaubeeren

  • Brennwert: 176 kJ
  • Kalorien: 42 kcal
  • Protein: 0,6 g
  • Kohlenhydrate: 7,4 g (davon Zucker: 7,3 g)
  • Fett: 0,6 g
  • Ballaststoffe: 4,9 g
  • Broteinheiten: 0,6
  • Wassergehalt: 84%

Vitamine

  • Vitamin C: 30 mg
  • Vitamin A: 0,01 mg
  • Vitamin E: 0,21 mg
  • Vitamin B1: 0,02 mg
  • Vitamin B2: 0,02 mg
  • Vitamin B6: 0,06 mg

Mineralstoffe

  • Eisen: 0,7 mg
  • Zink: 0,1 mg
  • Magnesium: 2 mg
  • Chlorid: 5 mg
  • Mangan: 0,1 mg
  • Schwefel: 13 mg
  • Kalium: 73 mg
  • Kalzium: 13 mg
  • Phosphor: 13 mg
  • Kupfer: 0,1 mg

 

Zervixkarzinom unterstützend bekämpfen

Weltweit ist das Zervixkarzinom (bösartige Entartung des Gebärmutterhalses oder auch Gebärmutterhalskrebs) eine der häufigsten Todesursachen bei Frauen. Die Überlebensrate ist zwar gestiegen in den letzten Jahren, dennoch sterben in Deutschland etwa 1540 Frauen jährlich daran. Die schulmedizinisch konsequente Behandlung erfolgt in Form von Operation, Strahlentherapie und Chemotherapie. Im fortgeschrittenen Stadium kommt eine kombinierte Cisplatin-basierte Radiochemotherapie zum Einsatz, mit all ihren Vor- aber eben auch Nachteilen (z.B. neigen Krebszellen dazu, Resistenzen gegen Cisplatin-basierte Therapien zu bilden). So schaut sich die Forschung nach weiteren Methoden um und natürlich ist die Ernährung, also letztlich die Versorgung des Körpers mit allen zum Kampf notwendigen Stoffen, ein wichtiges Forschungsfeld.

Es ist nicht neu, dass Pflanzeninhaltsstoffe Wirkungen auf Krebszellen haben können. Hier gibt es unzählige Studien über Wirkungen bestimmter Stoffe auf bestimmte Krebsarten. Für Blaubeeren konnte ein Einfluss auf die Entstehung verschiedener Tumorarten (u.a. Prostata-, nicht-kleinzelligem Lungen-, Leber-, Darm- und Brustkrebs) gezeigt werden. Die Wirkstoffe der Blaubeeren induzieren den programmierten Zelltod und modulieren zelluläre Reaktionsmechanismen. Als Heildroge dienen die Früchte (getrocknet, frisch oder tiefgefroren) sowie die getrockneten Blätter.

Die Studie
Wir betrachten in der eingangs genannten Studie eine In-vitro-Studie (also nicht am Menschen, sondern „nur“ im Labor/Reagenzglas), in der die Strahlentherapie eines Zervixkarzinoms von einem Blaubeerextrakt begleitet wird, er dient als sog. Adjuvans (selbst nicht therapeutisch wirksam, aber die Wirkung des Hauptbestandteils unterstützend). Verglichen werden die Ergebnisse mit Patienten, die eine alleinige Strahlentherapie erhalten. Die Ergebnisse unterstreichen die Vermutung, dass die Effekte durch den Extrakt die Wirkung der Strahlentherapie deutlich verstärken. Aber: zur Verifikation braucht es noch weitergehende In-vivo-Studien (am Menschen).

 

Und nun?

Wie so oft bei den komplexen Zusammenhängen und der Schwierigkeit valide, allgemeingültige Aussagen treffen zu wollen, steht man mit einem weiteren Ergebnis einer weiteren Studie da. Ein neuer Hinweis, keine finale Lösung. Aber genau so funktioniert der naturwissenschaftliche Erkenntnisweg. Thesen werden aufgestellt, weitere Forschung verifiziert oder falsifiziert diese. Je nach Ergebnis springen weitere Forscher darauf an und forschen weiter, variieren und entwickeln neue Theorien. Hinzu kommt, dass Langzeitbetrachtungen eben eine lange Zeit brauchen, in der Zwischenzeit aber kein Forschungsstillstand herrscht. Das einzig sichere ist der Wandel.

Dennoch belegt auch diese Studie einen signifikanten Zusammenhang zwischen Ernährung und Entwicklung von Krankheitsbildern.

 

Blaubeeren gibt es bei uns (hier in Deutschland) auch im regionalen Anbau nahezu ganzjährig. Die Hauptsaison ist aber zwischen Juni und September. Gesunden Menschen kann man sie – allein schon geschmacklich – als Fruchtergänzung wirklich nur ans Herz legen. Solle nun jemand ein Zervixkarzinom diagnostiziert und eine entsprechende Therapie verschrieben bekommen, so kann es auf jeden Fall nicht schaden, verstärkt Blaubeeren (ggf. auch als Extrakt) in die Ernährung aufzunehmen.

 

 

Sprechen Sie uns bei Fragen an, wir beraten Sie gern. Auch bezüglich hochwertiger Blaubeerextrakte.

 

 

#SideFact
Kennen Sie es noch? Hui Buh, das Schlossgespenst aus der Kindergeschichte? Es lernte König Julius kennen, nachdem es seinen Kopf abgeschraubt und mit Geheul auf den König geworfen hat. Leider landete dieser in der königlichen Blaubeersuppe, die später zu Hui Buhs Lieblings-Leib-und-Magen-Speise wurde.

 

Quelle: DAZ 2018, Nr. 7, S. 30, 15.02.2018, ergänzt mit eigenen Ausführungen