Frühjahrsputz

Nein, nicht wie sie es denken – es geht hier nicht um Putzen und Schrubben – obwohl, in gewisser Weise schon. Es geht um Reinigung von innen, die Reinigung der Organsysteme in ihrem Körper und was sie dazu beitragen können.

Die Autorin
Kurz zu meiner Person: mein Name ist Manuela Carstensen, Apothekerin sowie ganzheitliche Ernährungsberaterin und Ernährungstherapeutin. Ich bin seit Dezember 2019 Mitglied im Team der Flora-Apotheke. Ich habe mich auf den Weg gemacht, um mich mit Ernährung als eine mögliche Basis für Gesundheit und Heilung zu beschäftigen und, angelehnt an die Natur, zu beobachten, was wir wirklich brauchen und was uns guttut.

Die Natur lebt vor.  Also was bedeutet Frühjahr in diesem Sinn?  Welche Lebensmittel benötigen wir jetzt verstärkt? Und wie können wir jetzt in unserem Körper „Frühjahrsputz“ betreiben?

Im Frühling erwacht das Leben, die Natur sprießt, die Pflanzensäfte fließen wieder, alles wird GRÜN und beginnt mit der Proteinsynthese. Wir verbinden dieses Grün somit zurecht mit Frische und spüren mehr Energie in uns. Die Tage werden länger und es wird langsam wärmer.

In der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) ist der Frühling die Zeit der aufsteigenden Lebenskraft (Qi). Die alten Chinesen sagen, so wie sich im Frühjahr das Leben in der Natur erneuert, entfaltet sich in dieser Zeit im menschlichen Organismus das Qi der Leber. Die Leber, als Entgiftungsorgan, kann wieder neue Kraft tanken.

Zur Unterstützung dieser aufsteigenden Energie ist jetzt die Zeit für natürlich mild-süße Speisen und Nahrungsmittel (z.B. gekochte Hirse mit Karotten und Roter Bete), da der natürlich mild-süße Geschmack das Qi nährt und die Leber entspannt. Der saure Geschmack (der in der TCM zur Leber zugehörige Geschmack) sollte nur sparsam verwendet werden, da sauer zusammenziehend (adstringierend) wirkt. Ein Zuviel an Sauer blockiert nach Ansicht der TCM das Qi der Leber. In der westlichen Ernährungsweise findet sich der saure Geschmack dann auch eher vermehrt im Sommer in Form von Früchten im Nahrungsangebot wieder.
PS: Lesen Sie auch Säure-Basen-Balance und Frühjahrsputz für den Körper: Basenfasten

Der Frühling hingegen ist die richtige Zeit, Leber und Gallenblase zu stärken, v.a. mit frischen Kräutern und, wer mag, zusätzlich mit kleinen Portionen Bitterkräutern. Dies findet man das z.B. an frischem Löwenzahn, gern auch mit Blüten, den man als Salat oder auch angeschwitzt mit ein wenig Curcuma genießen kann. Ebenso gesund und eher für Pesto bekannt, sind hier noch Bärlauch oder Knoblauchrauke zu nennen.

Unsere Energie und Lebenskraft kurbeln wir jetzt generell mit grünem Gemüse, Blattgemüse, Sprossen, Salaten und frischen Kräutern an. Auch empfehlenswert sind kleine Mengen Sauermilchprodukte und Geflügel. Als Kombination aller Zutaten bietet sich zu dieser Zeit Spargel in beiden Farbversionen an, Rezepte dazu finden Sie z.B. bei Cooking-Fun, unserem assoziierten Kochblog.

Nach der gehaltvollen Winterkost, sind Gemüse-Getreide-Gerichte angesagt, da sie unseren Organismus entlasten und ihm mehr Beweglichkeit verleihen und gleichzeitig Platz zum Aufräumen bei der Entgiftung lassen. Auch z.B. gezieltes Basenfasten bietet sich in dieser Zeit als ergänzende Maßnahme zur verstärkten Entgiftung an.

Das Qi in unserem Körper bewegt sich im Frühling nach oben und außen, dies entspricht schnell nach oben und außen wachsenden Pflanzen, wie Sprossen und jungen Kräutern. In diesen steckt die Frühlingsenergie, da freut sich die Leber.

Vorteilhafte Zubereitungsarten sind Dünsten, Dämpfen und Blanchieren: die Lebensmittel behalten dadurch die Qualität des Frühjahrs: leicht und lebendig. Jetzt ist nicht die richtige Jahreszeit für Nahrungsmittel mit Qi-Wirkrichtung nach unten und innen. Dazu zählt Salziges, zu Bitteres und zu Stärkehaltiges.

Im Reigen der Jahreszeiten ist die Ernährung im Frühling somit die leichteste Ernährungsweise, vergleichbar mit einer sanften Frühlingsbrise, die über die aufkommenden Felder weht und die Wärme der ersten intensiveren Sonnenstrahlen mit sich trägt.

Eigentlich ganz einfach: viel Grün, ein bisschen sauer und leicht, auch gelb Blühendes sollte sich auf dem Speiseplan wiederfinden, nicht nur bei den Zweibeinern sondern gern auch für Ihre Haustiere. Dazu gehört z.B. auch das eher vergessene, zu den Hahnenfußgewächsen gehörende und auf Wiesen reichlich sprießende, Scharbockskraut, mit hohem Gehalt an Vitamin C und Spurenelementen; daher rührt der Name „Scharbock“, umgangssprachlich für Skorbut. Aber ACHTUNG! Zum Verzehr sollten Sie nur die grünen Blattanteile vor der Blüte heranziehen. Während der Blütezeit steigt der Gehalt an Protoanemonin (auch Anemo- oder Ranunculol genannt), ein den Hahnenfußgewächsen gemeinsamer Stoff zum Fraßschutz, der je nach Anteil sogar schwere Schleimhautreizungen hervorrufen kann. Blätter sollten daher ab dem Zeitpunkt der Blüte generell nicht mehr verzehrt werden. Davor ist der Gehalt in den grünen Blattanteilen zu gering, um bei einer für die Ernährung sinnvollen, etwa faustgroßen Menge Frischdroge täglich Probleme hervorzurufen.

Aus wissenschaftlicher Sicht macht eine saisonale und regionale Ernährung ohnehin Sinn: Der Körper erhält, jahreszeitlich angepasst, unterschiedliche Nährstoffe und auch die Darmflora verändert sich in ihrer Zusammensetzung, so dass unser Immunsystem bestmöglich leistungsfähig bleibt.

Ach, und übrigens, welche Farbe findet sich im Logo der Flora Apotheke?
In diesem Sinne Ihnen einen leichten und frischen Frühling (auch in unsicheren Virenzeiten).

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Sprechen Sie uns dazu gern in der Apotheke oder gezielt unter Ernaehrung@flora-pharm.de an.


Quellen/Literatur:

  • Eigene Ausführungen
  • Toxfrei, Dipl. oec. troph. Nadia Beyer, 2018
  • Ausbildungsskript zum Ernährungsberater, carrots & coffee college, Nadia Beyer, 2013