Neues von Vitamin D: Mangel führt zu verminderter Eisenresorption

Wir haben Ihnen bereits Vitamin D als „Supervitamin“ vorgestellt, nun setzen neue Studien noch einen drauf: Vitamin D Mangel führt zu verminderter Eisenresorption – insbesondere in der Schwangerschaft.

Die Studien belegen die Wichtigkeit der Rolle von Vitamin D im Eisenhaushalt und im Eisenstoffwechsel in der Schwangerschaft. Eine wichtige Rolle spielt dabei die Regulation der sog. Hepcidin-Ferroportin-Achse.

Es folgt eine kurze Beschreibung für Interessierte:

Ein guter Vitamin D-Status senkt „die Transkription (Ablesung auf der DNA und dadurch biologischer Aufbau in Funktionsprotein) des Hepcidin-Gens und reduziert die intrazellulären und systemischen Konzentrationen von Hepcidin. Dadurch wird die Expression von eisentransportsystem-aufbauenden Ferroportin erhöht und somit der Eisenexport ins Blut sowie an das transportienrende Transferin gefördert, also die systemische Verfügbarkeit des Eisens verbessert.

Ferrportin (von lat. ferrum = Eisen und portare = tragen, bringen) wird in Leber, Milz, Nieren, Herz, Darm und Plazenta gebildet und findet sich u.a. in der basolateralen Membran (der Membran, die in Richtung Blut zeigt) von Epithelzellen und bewirkt dort den Eisenexport in das Blut. Ebenfalls ist es mit hoher Konzentration in Enterozyten, Hepatozyten und Makrophagen des retikulohistiozytären Systems (RHS) vorhanden.

Ferroportin kann Eisen nur als Fe2+ binden und transportieren. Nach dem Transport und Oxidation zu Fe3+ durch das Plasmaprotein Caeruloplasmin oder das Membranprotein Hephästin kann die Bindung an Transferin zum Weitertransport im Blut erfolgen.

Seine Funktion kann auch direkt durch Hepcidin unterbunden werden, nachdem Hepcidin an Ferroportin gebunden hat, wird Ferroportin in das Zellinnere transportiert und abgebaut, die Zelle kann danach kein Eisen mehr abgeben.

 

Eisen- und Vitamin D-Mangel scheinen das Risiko von Schwangerschaftskomplikationen wie z.B. Präeklampsie zu erhöhen. Zudem scheint auch sich das Risiko an ADHS zu erkranken für die Kinder signifikant zu erhöhen. Dementsprechend sollten Frauen mit Kinderwunsch, bzw. die, welche bereits schwanger sind, nicht nur den (zurecht) vielgepriesenen Folsäure-Pegel im Blick haben sondern auch den Vitamin D-Status labormedizinisch kontrollieren lassen. Ebenfalls bemerkenswert an den durchgeführten Studien ist die Höhe des eingesetzten Vitamin D, womit der Schwellenwert zur Bildung des Ferroportin erreicht wird. Hier wurden deutlich höhere Spiegel als die aktuellen DGE (Deutsche Gesellschaft für Ernährung) Empfehlungen benötigt. Dies ist zu beachten, da eine zu geringe Zufuhr diese aktivierenden Effekte nicht auslöst. Wir hatten dies in alten Artikeln auch in Bezug auf andere Wirkungen des Vitamin D im Körper bereits erwähnt. Insbesondere eine Aufdosierung mit Dosen von ca. 100.000 I.E. scheint je nach Studienlage sinnvoll, wenn der Mangel entsprechend ausgeprägt ist. Besprechen Sie solche Dosierungen aber unbedingt vorher mit Ihrem Arzt.

 

Generell zeichnet sich ab, dass die Hormonform von Vitamin D, also die Wirkform Calcitriol bzw. 1,25-(OH)2-D3 noch deutlich mehr regulative Effekte hat als bisher bekannt waren.

Die meisten dieser Effekte basieren auf unserer evolutorischen Herkunft und stellen Anpassungsmechanismen an urzeitliche Umgebungsbedingungen dar, denen der Körper ausgesetzt war, als er im Freien, außerhalb der schützenden „Höhle“ auf der Jagd war. Durchgesetzt haben sich Mechanismen, die im Evolutionsverlauf einen Selektionsvorteil verschafft haben, z.B. eine höhere Knochendichte und eine damit verbundene höhere Calciumaufnahme, die verbesserte Muskelfunktion sowie neurologische Ansprechbarkeit (hier ergibt sich ein Anwendungsbereich in der Geriatrie sowie MS-Therapie), ebenso eine Stärkung der roten Blutbildung durch bessere Eisenaufnahme sowie durch verstärkte Nachbildungstendenz, die Aktivierung der unspezifischeren Makrophagenabwehr (Die unspezifische Abwehr, ein Teil des Immunsystems, bekämpft mit angeborenen Mechanismen alle Fremdlinge im Körper), da mit mehr Keimaufkommen in den Atemwegen zu rechnen war. Nicht zu vergessen ist auch der regulierende Eingriff auf die Hautteilung (hilfreich bei Neurodermitis, Ekzemen, Hautkrebs etc.) eine Reaktion auf die Exposition mit UV-Strahlung, die zur Vitamin D Bildung notwendig ist, jedoch ansonsten die Haut schädigen kann.

Schaut man auf die beste tierische Quelle zur Vitamin D Zufuhr, so finden sich die höchsten Mengen in den Fischarten, die in nennenswertem Maße in rauen Umgebungsbedingungen unterwegs sind oder hohen muskulären Belastungen ausgesetzt sind (z.B. Seelachs, Dorsch). Diese Anpassung findet in vielen Fällen auch auf genetischer Ebene in Form der veränderten Ablesung der DNA – wie im Falle des Ferroportin – statt.

Angesichts dieser Beobachtungen sollte Vitamin D vielmehr als Signalmolekül betrachtet werden, durch das der Körper sich in diversen Bereichen an eine Belastungsumgebung anpasst.

Die Studien:

  • Bacchetta J, Zaritsky JJ, Sea JL et al. Suppression of iron-regulatory hepcidin by vitamin D. J Am Soc Nephrol 2014; 25(3): 564-572
  • Bener A, Kamal M, Bener H, Bhugra D. Higher prevalence of iron deficiency as strong predictor of attention deficit hyperactivity disorder in children. Ann Med Health Sci Res 2014; 4(Suppl3): S291-S297
  • Ganz T, Nemeth Hepcidin and iron homeostasis. Biochim Biophys Acta 2012; 1823(9): 1434-4143
  • Thomas CE, Guillet R, Queenan RA et al. Vitamin D status is inversely associated with anemia and serum erythropoietin during pregnancy. Am J Clin Nutr 2015; 102(5): 1088-1095
  • Achkar M, Dodds L, Giguere Y et al. Vitamin D status in early pregnancy and risk of preeclampsia. Am J Obstet Gynecol 2015; 212(4): 511.e1-7

 

Quelle: Gröbner, U., Vitamin D und die Regulation der Hepcidin-Ferroportin-Achse, OM – Zeitschrift für Orthomolekulare Medizin, 2015; 4: S. 28f
sowie eigene Ausführungen.

 

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