Süßholz – Glycyrrhizinsäure

Süßholz, auch Lakritzenwurzel genannt, wächst vor allem im Mittelmeerraum und in Asien. Die früher auch als „Leckerzweig“ bezeichnete Süßholzwurzel ist 50-mal süßer als Zucker und hat schon seit Jahrhunderten ihren festen Platz in der Medizin.

Kleine Anmerkung unsererseits: Auf dem Foto aus unserer Apotheke sehen Sie im Hintergrund noch grob den Schriftzug „Radix Liquiritiae“, denn als Arzneidroge wird die Süssholzwurzel (Liquiritiae radix) verwendet. Sie besteht aus den getrockneten, ungeschälten oder geschälten, ganzen oder geschnittenen Wurzeln und Ausläufern von Glycyrrhiza glabra und/oder Glycyrrhiza inflata und/oder Glycyrrhiza uralensis. Für den Einsatz als Arzneidroge müssen sie einen definierten Mindestgehalt an Glycyrrhizinsäure (oftmals auch mit „z“ geschrieben: Glyzyrrhizinsäure) enthalten.

Gesundheitsplus

Die Arzneipflanze wird in der Naturheilkunde aufgrund ihrer entzündungshemmenden, krampflösenden, schleimverflüssigenden, schleimlösenden, auswurffördernden und schleimhautschützenden Wirkungen eingesetzt.
Schon in geringer Konzentration hemmt der Süßholzextrakt die Biofilmbildung bei Staphylococcus aureus (Gelbes Bakterium, das Eiter seine Farbe verleiht) in gleichem Maße wie auch die Produktion von pathogenen Exotoxinen. Somit fördert Süßholz direkt die Abwehr gegen die lästigen Eindringlinge als dass es auch gleichzeitig die Anhaftung und Verkapslung der Bakterienherde, die es dem Immunsystem schwer machen.
Bei Süßholzextrakten wurde zudem eine antibakterielle und antimykotische Wirkung nachgewiesen. Ein wichtiger Bestandteil der Wurzel ist Glycyrrhizin, ein Saponin, das zu den sekundären Pflanzenstoffen gehört und für seine gesundheitlichen Wirkungen bekannt ist. Der Hauptwirkstoff Glycyrrhizinsäure der Süßholzwurzel hat chemisch eine große Ähnlichkeit mit dem Nebennierenrindenhormon Cortison. Traditionell werden die Wurzel und das Süßholzwurzelextrakt bei Katarrhen der oberen Luftwege verwendet. Dort lösen sie den Schleim und erleichtern den Auswurf außerdem lindern die Pflanzenstoffe krampfartige Beschwerden bei chronischen Magenschleimhautentzündungen. Um die positiven Effekte zu nutzen, wird aus den getrockneten Wurzeln der Arzneipflanze ein Tee zubereitet. Die Arzneipflanze ist auch Bestandteil von Hustensäften und Teemischungen. In Kombination mit anderen Wirkstoffen sind Extrakte der Süßholzwurzel in Form von Tabletten, Kautabletten, Tropfen und Sirup erhältlich. Zubereitungen mit Süßholzwurzelextrakten können Hautirritationen und entzündliche Hautveränderungen lindern. Salben helfen bei dem atopischen Ekzem (Neurodermitis).
Neue Studien lassen vermuten, dass Süßholz osteoklastische Prozesse (Knochenabbau) hemmt und osteoblastische Prozesse (Knochenaufbau) fördert. Eine weitere Studie spricht sich für eine neuroprotektive Wirkung von Süßholz aus, was gegebenenfalls auch auf die antivirale Wirkung von Süßholz zurückzuführen ist.
Betrachtet werden derzeit vermehrt auch die antimikrobiellen Effekte, um der weltweiten Resistenz-Problematik von Antiinfektiva entgegenzutreten, man spricht vom „Resistance Modifier“.
Selbst in Süßwaren sollte Süßholzwurzelextrakt als Süßungsalternative mehr Beachtung erfahren, denn das Lutschen von Süßholz-Lollipops trug in einer Studie an Vorschulkindern zur Reduktion der oralen Besiedlung mit Karieserregern (Streptococcus mutans) bei.

Lesen Sie weiterführend…
… auch unseren Blog-Artikel „MERS Coronavirus – Vom Dromedar zum Mensch – und die Wirkung von Glyzyrrhizinsäure“, in dem wir vertiefend über die Wirkung von Glycyrrhizinsäure bei Vogelgrippe (SARS), Herpes (Verschiebung des Verhältnisses der Interleukine untereinander von 6 zu 10), HIV sowie Hepatitis C (bei intravenöser Anwendung durch z.B. Stronger Neo-Minophagen C) informieren sowie Studien aufgelistet haben.

… auch den 2020 aktuellen Blog-Artikel „Coronavirus SARS-CoV-2 – Therapie, Prophylaxe und Heilung durch Süßholz?

Küchentipps

Als Genuss- und Süßungsmittel in Lakritz, gemischten Tees und Getränken wird die Wurzel als Geschmacksträger geschätzt. Ein Aufguss kann Saucen, Risotto, Salatdressings, Schmorgerichten, herzhaften Füllungen oder Desserts eine feine Lakritznote geben. Lakritz bekommt seine typische schwarze Farbe durch den eingekochten und eingedickten Saft der ungeschälten Wurzeln. Zusammen mit Zucker, Glucosesirup, Mehl, Stärke, Gelatine und Aromen werden daraus die bekannten dunklen Lakritz-Naschereien wie Lakritzschnecken, salzige Salmiakpastillen oder süßes Lakritzkonfekt. Experimentierfreudige Köche würzen herzhafte und süße Gerichte mit zerkleinertem Lakritz. Steht Erwachsenen-Lakritz oder Stark-Lakritz auf der Verpackung, bedeutet dies einen höheren Glycyrrhizin-Anteil. Bei einem Gehalt von vier Gramm pro Kilogramm muss darauf hingewiesen werden, dass der übermäßige Verzehr des Produkts bei hohem Blutdruck vermieden werden sollte.

Hinweis:

Mediziner empfehlen Süßholzprodukte nicht länger als vier bis sechs Wochen zu nehmen. Auch das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) rät ab, den Wirkstoff Glycyrrhizin über einen zu langen Zeitraum und in zu hoher Dosis zu sich zu nehmen. Denn zu große Mengen Süßholzpräparate können den Mineralstoffhaushalt durcheinanderbringen. Folglich kommt es zu Wassereinlagerungen und leichten Schwellungen im Gesicht und an den Fußgelenken. Aber auch der Blutdruck kann ansteigen und das Herz bekommt Probleme. Der Berufsverband der Frauenärzte (BVF) rät Schwangeren, vorsorglich auf lakritzhaltige Nahrungs- und Genussmittel zu verzichten, um die Gesundheit des Kindes nicht zu gefährden. Denn verschiedene Studien der Universität von Helsinki haben einen ungünstigen Einfluss von Lakritz auf das Ungeborene gezeigt. Herz-Kreislauf-Kranke und Diabetiker sollten ebenfalls besser auf Süßholzprodukte verzichten.

Süßholzwurzeln und weitere süßholzwurzelhaltige Präparate sowie viele Lakritz-Spezialitäten erhalten Sie nebst Beratung natürlich auch bei uns, in Ihrer Apotheke!

Text mit freundlicher Genehmigung der S & D Verlag GmbH. Das komplette Naturheilkunde und Gesundheit Heft bekommen Sie auch bei uns in der Apotheke.
Basis-Text mit freundlicher Genehmigung der S & D Verlag GmbH. Das komplette Naturheilkunde und Gesundheit Heft bekommen Sie auch bei uns in der Apotheke.

Mit eigenen Ergänzungen

sowie 24.11.16 Update mit Informationen aus DAZ 47/2016, S.70f.

Relevante, o.g. Link (MERS) ergänzende Studien:

  • Hosseinzadeh H, Nassiri-Asl M. Pharmacological effects of Glycyrrhiza spp. and its bioactive constituents: update and review. Phytother Res 2015;29:1868-86
  • Feng YC, et al. Water extract of licorice had anti-viral activity against human respiratory syncytial virus in human respiratory tract cell lines. J Ethnopharmacol 2013;148:466-73
  • Lin Y, et al. Bone health nutraceuticals alter microarray mRNA gene expression: A randomized, parallel, open-label clinical study. Phytomedicine 2016;23:18-26
  • Chang KH, et al. The aqueous extract of Glycyrrhiza inflata can upregulate unfolded protein response-mediated chaperones to reduce tau misfolding in cell models of Alzheimer‘s disease. Drug Des Devel Ther 2015;10:885-96
  • Hasanein P. Glabridin as a major active isoflavan from Glycyrrhiza glabra (licorice) reverses learning and memory deficits in diabetic rats. Acta Physiol Hung 2011;98:221-30
  • Rohinishree YS, Negi PS. Effect of licorice extract on cell viability, biofilm formation and exotoxin production by Staphylococcus aureus. J Food Sci Technol 2016;53:1092-1100
  • Schmidt S, Heimesaat MM, Fischer A, Bereswill S, Melzig MF. Saponins increase susceptibility of vancomycinresistant enterococci to antibiotic compounds. Eur J Microbiol Immunol (Bp) 2014;4:204-12
  • Peters MC, et al. Clinical reduction of S. mutans in pre-school children using a novel liquorice root extract lollipop: a pilot study. Eur Arch Paediatr Dent 2010;11:274-8