TCM-Ernährung für die Wechseljahre

Viele Frauen sehen den Wechseljahren mit gemischten Gefühlen entgegen. In der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) ist diese Lebensphase jedoch mit positiven Veränderungen verknüpft. Welche Sichtweise dahintersteht und welche Maßnahmen typische Beschwerden lindern können, verrät unsere Expertin.

Für Dr. Antonie Danz, Ernährungswissenschaftlerin und TCM-Expertin, ist der Unterschied zwischen der asiatischen und der westlichen Sichtweise auf diese besondere Zeit im Leben einer Frau gar nicht so groß, wie er einmal war. Denn auch in „unserer“ Welt ändert sich allmählich das Image der Wechseljahre von einem nahezu pathologischen Zustand zu einer neuen Lebensphase voller positiver Aspekte.

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Das Qi

In der Traditionellen Chinesischen Medizin ist das Qi eine Art Lebensenergie. Es ist Ursprung aller körperlichen, geistigen und seelischen Vorgänge. Beschwerden, Schmerzen oder Krankheit sind Zeichen für zu wenig vorhandenes Qi und/ oder einen blockierten Fluss dieser Lebensenergie.

Was brauche ich?

Die innere Einstellung zu dieser Zeit ist Dr. Danz zufolge enorm wichtig: „Wer den Wechseljahren im Vorfeld mit Sorgen entgegengeht, erlebt eher eine selbsterfüllende Prophezeiung und damit wohl eher die gefürchteten Beschwerden.“ Wechseljahre sind eine elementare Lebensphase, vergleichbar mit der Pubertät. Dieser Sortierungs- und Reinigungsprozess ist wichtig, um mit Vergangenem, vermeintlichen Fehlern und Versäumnissen ins Reine zu kommen. Erst dann werden neue Kräfte frei und es entsteht ein klares Bewusstsein für das, was jetzt ist. Anstatt die Veränderungen zu unterdrücken, rät die Expertin zur Neuorientierung. „Der Fokus darf nun stärker auf der Selbstfürsorge liegen.“

Die Rolle der Ernährung

Laut TCM besitzen Lebensmittel eine thermische Wirkung. Ein Nahrungsmittel hat also entweder eine kalte, kühle, neutrale, warme oder heiße Wirkung auf unseren Stoffwechsel. „Ingwer beispielsweise wirkt heiß, es wird Ihnen warm“, erläutert Dr. Danz. „Joghurt dagegen wirkt selbst bei Zimmertemperatur kühlend.“ Nach der Traditionellen Chinesischen Medizin gibt es keine „guten“ und „schlechten“ Lebensmittel. Im Vordergrund steht, wie gut etwas verstoffwechselt und in körpereigene Energie umgewandelt werden kann. Die vorrangige Frage ist, ob uns die Speise bekommt, gut verträglich ist, Kraft und Wohlbefinden schenkt – oder ob wir unter Völlegefühl, Müdigkeit, Blähungen oder Aufstoßen nach dem Essen leiden und uns nicht angenehm gewärmt und genährt vom Essen fühlen. Bei Menschen, die zu kalten Händen und Füßen neigen und schnell frieren, ist das Verdauungssystem mit rohen und kalten sowie anderen Lebensmitteln, die viel Verdauungsfeuer benötigen, eher überfordert. Dann sind gekochte, warme Mahlzeiten passender für das allgemeine Wohlbefinden. Milchprodukte, Brot und Backwaren, Süßigkeiten und Schweinefleisch sind aus TCM-Sicht spätestens ab dem mittleren Lebensalter für viele nur schwer zu verdauen und allenfalls morgens und mittags verträglich.

Gute Auswahl, richtiges Timing

Ist eine Speise aus TCM-Sicht ausgewogen und passend für die persönliche Veranlagung, wird ausreichend Qi produziert. Sind wir davon überfordert, was, wie oder wann wir essen, entsteht weniger Qi, möglicherweise fließt es nicht harmonisch. Dann kommt es zu Verdauungsbeschwerden wie Blähungen, Völlegefühl, Übelkeit, Appetitlosigkeit, weichem Stuhlgang oder Verstopfung. Die Traditionelle Chinesische Medizin ist dabei keineswegs so exotisch, wie es scheinen mag. So decken sich TCM-Empfehlungen zur Ernährung mit den neuen Erkenntnissen aus der modernen Ernährungswissenschaft.

„Vor den Wechseljahren muss niemand Angst haben.“

TCM-Ernährung für die Wechseljahre:

  • Pflanzliche Lebensmittel bevorzugen, bei Bedarf kleine Portionen tierische Nahrung gezielt einsetzen.
  • Einfachen Lebensmittelkombinationen ohne viele Zutaten den Vorrang geben.
  • Vielfalt genießen und abwechslungsreich essen.
  • Gemüse und Obst entsprechend der Saison auswählen; frische, vollwertige Lebensmittel aus regionalem Anbau und artgerechter Tierhaltung sowie Vollkorngetreide bevorzugen.
  • Gut frühstücken, abends am besten vor 19 Uhr und nur wenig und leicht Verträgliches essen.
  • Einen regelmäßigen Mahlzeitenrhythmus mit festen Zeiten einhalten.
  • Im Sitzen, in Ruhe und ohne Ablenkung, aber mit Achtsamkeit essen.
  • Während einer Mahlzeit nicht oder nur wenig trinken.
  • Als Getränk Leitungswasser bevorzugen, eventuell gekocht und etwas abgekühlt.
  • PS: Vitalpilze für die Zeit des Wandels

Beschwerden lindern

Hitzewallungen, Schlafstörungen, Unruhe und trockene Haut sind typisch für die Wechseljahre. Dr. Danz empfiehlt zur allgemeinen Linderung leichter Beschwerden aufbauende Lebensmittel wie kräftigende Suppen, Hülsenfrüchte, Soja- und Ziegenmilchprodukte sowie Sesam und Leinsamen. Zusätzlich Hitze entwickelnd oder trocknend wirkend und somit zu vermeiden sind Alkohol und Tabak, Kaffee und Tee, scharfe und stark salzige Speisen sowie Frittiertes, Gegrilltes und scharf Gebratenes. „Es gibt nicht das eine Syndrom Wechseljahre, für das die TCM eine alleinige Lösung bietet“, sagt Dr. Danz. Vielmehr fußt die asiatische Heilkunst auf der Betrachtung individueller Symptome und Diagnosen. Bei starken Beschwerden oder gar Erkrankungen ist eine gezielte einzeltherapeutische Behandlung notwendig. Die Expertin rät dann zur sensiblen Behandlung, also so wenig Arzneimittel wie möglich und nur so lange wie nötig einzunehmen. Sie setzt zudem auf Alternativen zur medikamentösen Behandlung, etwa die Anwendung individuell ausgewählter und gemischter Kräuter, spezielle Lebensmittel- oder Getränkekuren und Akupunktur.

„Frauen spüren, was ihnen ab einem gewissen Alter nicht mehr guttut.“

Die innere Mitte stärken

Sie steht für das energetische Zentrum des Körpers, sorgt für unsere Vitalkräfte, nährt und stärkt Muskeln und Bindegewebe und gibt uns damit Stabilität und Halt. Die innere Mitte lässt sich nicht nur durch die Ernährung stärken. Um bei Kraft und in Balance zu bleiben, ist eine gute Lebenspflege elementar: Ruhe, Schlaf, Entspannung, ein frei fließender Atem und ein offener und ruhiger Geist. Darüber hinaus fördert Sport den freien Fluss von Qi und stärkt die Mitte. Das erklärt, warum körperliche Aktivität kräftigt, entspannt, die Abwehr stärkt, stabilisierend wirkt und sich auf viele andere Funktionen positiv auswirkt. „Genau aus diesem Grund haben Frauen, die regelmäßig Sport treiben, seltener Wechseljahresbeschwerden“, erklärt Dr. Danz. Entspannungsverfahren wie autogenes Training, Yoga oder Meditation sorgen sowohl tagsüber als auch nachts für mehr Ruhe. Auch Tanzen, Singen und kurze Ruhepausen (zehn bis 15 Minuten) am Nachmittag – im Liegen – sind förderlich.

Bei Fragen helfen wir Ihnen natürlich gern weiter und beraten Sie.

Passend zum Thema TCM-Ernährung für die Wechseljahre haben wir hier auch noch ein Rezept von Dr. Antonie Danz.

Indische Linsen-Kokos-Suppe

Nach TCM geben Suppen Kraft und steigern die Lebensenergie. Das Rezept ist auch ideal für die Fastenzeit!

In der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) hat sich dieses Rezept längst bewährt. Mit gutem Grund! Denn mit dieser Suppe können Sie Ihre Abwehrkräfte stärken und Ihre Vitalität steigern. Gleichzeitig hat der warme Genuss eine beruhigende Wirkung. Perfekt, um die innere Mitte wiederzufinden! Das Geheimnis einer perfekten Suppe ist die lange Kochzeit. Erst dann verbinden sich die Zutaten zu einer harmonischen Einheit. Kräftige Gewürze, indische Einflüsse und sättigende Linsen geben hier den Ton an. Ein Gedicht für die Sinne.

ZUTATEN für 4 Personen

  • 200 g Belugalinsen
  • 1 Lorbeerblatt
  • 1 L Wasser
  • 1 EL weißer Balsamicoessig
  • 1/2 TL Paprika edelsüß
  • 200 ml Kokosmilch
  • 1/4 TL Garam Masala, mittelscharf
  • Salz

Zubereitung

  1. Linsen waschen, in einen Topf geben, Lorbeerblatt hinzufügen und Wasser angießen. Alles zum Kochen bringen und 40 Minuten köcheln lassen.
  2. Im Anschluss Salz, Essig, Paprika edelsüß, Kokosmilch und Garam Masala einrühren. Nochmals kurz aufkochen und gut 5 Minuten bei milder Hitze durchziehen lassen.

PS: Garam Masala ist eine indische Gewürzmischung mit scharf-süßlichem Aroma. Alternativ können Sie Pfeffer, Muskat und Zimt verwenden oder mittelscharfes Currypulver.

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Text mit freundlicher Genehmigung der S & D Verlag GmbH. Das komplette “Naturheilkunde & Gesundheit” Heft bekommen Sie auch bei uns in der Apotheke.