Gesund und glücklich im Alter? So klappt’s!

Altern: Denken Sie da gleich an Krankheit und Gebrechlichkeit?
Dann denken Sie um! Dass die vierte Jahreszeit des Lebens voller Chancen steckt, weiß „Naturheilkunde-Papst“ Dr. Ruediger Dahlke. Was jetzt wirklich zählt, verrät der Arzt und Autor im Gespräch mit Andrea Neuen von der Naturheilkunde & Gesundheit.

„Älterwerden ist die Chance unseres Lebens für Wachstum und Reife.“

 

Herr Dr. Dahlke, alt werden möchte jeder, alt sein aber niemand. Warum hat das Altern ein so schlechtes Image?
In unserer westlichen Kultur wird Altern vor allem mit Dingen wie nachlassender Kraft, Vergesslichkeit oder Kontrollverlust in Verbindung gebracht. Die Angst vor der vermeintlich unausweichlichen Gebrechlichkeit und dem geistigen Verfall ist groß. Deshalb scheuen viele jüngere Menschen Besuche im Altenheim wie der Teufel das Weihwasser. Solch einer grauenvollen Zukunft möchte niemand gerne ins Auge sehen. Aber genau das ist wichtig: sich den Alterssymptomen stellen. Denn nur, wer sie verstehend durchschaut, kann ihre Lernaufgaben erkennen und das Elend zum Besseren wenden. Erst dann können persönliche Schattenaspekte, die sich über den Körper bemerkbar machen, durchlichtet werden, um den dort verborgenen Schatz zu heben.

 

Wie gelingt es uns, eine andere, positive Sicht auf das Altern zu entwickeln?
Wir müssen uns bewusst machen, dass das Altern keine Krankheit ist und Alterssymptome kein naturgegebenes Schicksal, dem wir ausgeliefert sind. Im Gegenteil: Wir haben es selbst in der Hand, die letzte Lebensphase zu gestalten. Wenn wir sie nutzen, um uns auf das Wesentliche zu konzentrieren, und der Zeit, die uns bleibt, mehr Qualität geben, können wir voller Würde, Weisheit und Anmut altern. Um ganzheitlich gesund zu bleiben, ist es gerade im Alter eine unserer wichtigsten Aufgaben, unseren Körper fortwährend in Einklang mit Seele und Geist zu bringen. Wir müssen begreifen, dass wir alles, was in unserem Leben augenblicklich geschieht, beeinflussen können, und erkennen, dass die Geschehnisse im Leben – zumindest rückblickend – Sinn ergeben.

 

Welchen wichtigen Herausforderungen müssen wir uns im Alter stellen?
Wir sollten uns zeitlebens mit Dingen beschäftigen, die uns begeistern, die unser Gehirn düngen und unser Leben bereichern. Egal ob wir im Alter unsere Leidenschaft für gute Filme, Literatur, Religion oder Philosophie entdecken oder ob wir ganz in unserer neuen Rolle als Großeltern aufgehen – Begeisterung ist eine Voraussetzung für mentale Gesundheit und Zufriedenheit. Wichtig ist es auch, dass wir neugierig bleiben – so, wie wir es als Kinder waren. Das „innere Kind“ ist Sinnbild der Neugier auf das Leben. Sobald wir erleben, wie es wieder in uns erwacht, kehrt die Lebensfreude der Kindheit zurück. Zu den großen Aufgaben des Alters gehört es auch, die Partnerschaft, Freundschaften und soziale Kontakte zu pflegen. Alleinlebende und vor allem einsame Menschen leiden rascher und deutlicher am Alter und haben ein höheres Risiko, dement zu werden.

 

„Im Alter ist die Zeit viel zu kostbar, um sie zu verschwenden!“

 

Die vielen Aufgaben des Alterns zu meistern, klingt nach einem Kraftakt. Wo können wir Energie einsparen?
Zum Beispiel, indem wir Verantwortung aus der Hand geben – ich spreche hier gerne von Abdankung und Dank. Wir müssen im Alter lernen, loszulassen und uns von vielen bisherigen Lebensinhalten zu verabschieden – vom Berufsleben, der Kindererziehung, dem Hausbau. Das Loslassen und Abdanken fällt uns dann leichter, wenn wir für Geleistetes mit Dank belohnt werden – für unsere Arbeit und unser Lebenswerk.

 

Trotz positiver Lebenseinstellung lassen sich Alterssymptome wie Kräfteschwund, Schwerhörigkeit oder Vergesslichkeit nicht unbedingt verhindern. Wie sollen wir damit umgehen?
Die Grauschleier des Alterns, die viele Organe und Sinne betreffen, können uns richtungsweisende Ratgeber sein. Zum Beispiel die Schwerhörigkeit: Wer weniger Umgebungsgeräusche wahrnimmt, muss mehr auf sein Inneres hören. In spiritueller Hinsicht hat die nachlassende Hörfähigkeit eine noch tiefere Bedeutung, denn in der Stille hören wir Gott am besten. Und wenn Geschmacks- und Geruchsempfinden im Alter schwinden, heißt die Botschaft: Es ist an der Zeit, üppigen Mahlzeiten, aber auch sehr Aufwendigem und Kompliziertem im Leben den Rücken zu kehren, damit wir uns auf den Geschmack der Essenz des Lebens, also auf das Wesentliche, konzentrieren können. Sich das Einfache und Natürliche von ganzem Herzen zu gönnen, ist das höhere Ziel.

 

Sie plädieren im Alter für eine Rückbesinnung auf natürliche Ernährung. Was ist damit gemeint?
Der Gesundheit zuliebe empfehle ich eine vollwertige, pflanzliche Biokost – mit viel frischem Obst und Gemüse, Wildkräutern und hochwertigen Pflanzenölen wie Walnuss-, Lein- und Hanföl, die reich an Omega-3-Fettsäuren sind. Zudem ist es gerade im Alter wichtig, genug gutes Wasser aus reifen Quellen zu trinken. Ich esse seit 50 Jahren vegetarisch, bin seit zehn Jahren überzeugter Veganer und verzichte komplett auf Zucker. Das ist eine wunderbare, naturnahe Ernährung, die schmeckt, körperlich fit und geistig jung hält. Vollwertige Pflanzenkost trägt maßgeblich dazu bei, Zivilisationskrankheiten wie Typ-2-Diabetes und Gefäßverkalkung vorzubeugen.

PS: Denken Sie im Alter und ganz besonders als Veganer daran, einem Vitamin B12-Mangel vorzubeugen.
PSS: In diesem Zusammenhang ein lesenswerter Artikel: Versteckter Zucker, Nährstoffe und der Einfluss der Ernährung auf Vitalität und Gesundheit, besonders im Alter

 

Welche Naturheilmittel empfehlen Sie im Alter außerdem?
Ausgezeichnete Jungbrunnen sind guter, ausreichend langer Schlaf und viel Bewegung. Damit meine ich aber nicht, dass ältere Menschen sich in jungen Trendsportarten versuchen sollten, um mit ihren Kindern oder Enkeln mitzuhalten. Denn dabei riskieren sie nicht nur, albern und ungelenk zu wirken, sondern auch, sich ernsthaft zu verletzen. Gesund und im Einklang mit der Natur bewegen kann man sich zum Beispiel beim Wandern.

 

Sie sind ein Anhänger des Fastens. Tut der temporäre Verzicht auf feste Nahrung auch älteren Menschen gut?
Wer fit ist, kann fasten. Wer chronisch krank ist, sollte vorher mit seinem Arzt sprechen. Naturheilkundliche Ärzte stehen dem Thema meist aufgeschlossen und positiv gegenüber. Zu Recht, denn Fasten ist ein Jungbrunnen für Körper, Geist und Seele: Ob Immunsystem, Haut, Blutgefäße oder Gehirn – so gut wie alle Organe und Zellen profitieren davon. Ratsam ist es, zweimal im Jahr, idealerweise im Frühjahr und Herbst, jeweils eine Woche zu fasten. Es gibt gute Fastenkurse für Einsteiger und Fortgeschrittene. Ein naturnahes, intensives und gesundes Erlebnis ist Fastenwandern. Es kombiniert Bewegung mit geistiger und seelischer Anregung und hilft uns, zu den eigenen Wurzeln zurückzufinden.

 

 

Sprechen Sie auch gern uns bei Fragen an. Wir stehen Ihnen beratend zur Seite.

 

 

Naturheilkunde & Gesundheit
Text mit freundlicher Genehmigung der S & D Verlag GmbH. Das komplette „Naturheilkunde & Gesundheit“ Heft bekommen Sie auch bei uns in der Apotheke.