Vitamin B12-Mangel

Häufiger als gedacht
Nicht nur Veganer sind Risikokandidaten. Viele Faktoren können eine Unterversorgung mit Vitamin B12 hervorrufen, vor allem bei Senioren.

Cobalamin, so der Fachbegriff für Vitamin B12, ist für den Körper unerlässlich. Es sorgt für den stetigen Nachschub roter Blutkörperchen und ermöglicht die Übertragung von Nervenimpulsen. Vitamin B12 ist außerdem Hauptakteur bei der Zellteilung, also allen Vorgängen rund um Wachstum, Regeneration und Fortpflanzung. Der menschliche Organismus kann die wichtige Substanz nicht selbst bilden, er ist auf die Zufuhr von außen angewiesen. Die Leber als Speicher für Cobalamin kann jahrelang die Versorgung decken. Bleibt der Nachschub aus, sind die Vorräte aber irgendwann erschöpft.

PS, besonders in diesem Kontext lesenswert: Vitamin B-Komplex, die Teamplayer.

 

Ein Artikel von Saskia Fechte.

 

Schleichende Mangelerscheinungen

Ein Vitamin-B12-Mangel kann auf verschiedene Weise entstehen. Entweder ist die Zufuhr von außen zu gering oder die Aufnahme und Verstoffwechselung sind gestört. Zu wenig Vitamin B12 führt nicht sofort zu eindeutigen Gesundheitsstörungen. Eher schleichend können Blutarmut, Muskelschwäche, aber auch unspezifische Symptome wie Müdigkeit sowie Nervenstörungen in Form von Kribbeln oder Taubheit auftreten. Bei langanhaltender Unterversorgung sind Störungen von Nerven und Gehirn möglich, die nicht mehr rückgängig gemacht werden können. Sogar Zusammenhänge mit Demenzerkrankungen und Depressionen werden diskutiert.

 

Senioren oft unterversorgt

Verschiedene Studien zeigen, dass weitaus mehr Menschen einen Vitamin-B12-Mangel aufweisen als allgemein vermutet. Ausschlaggebend ist nämlich ein gesunder Magen-Darm-Trakt. Cobalamin aus der Nahrung wird nur für den Körper nutzbar, wenn es an ein spezielles Protein, den Intrinsic Faktor, gebunden ist. Diese Transportsubstanz wird im Magen gebildet. Viele ältere Menschen weisen einen Mangel trotz ausreichend Vitamin B12 auf dem Teller auf. Denn: Ab einem Alter von 50 Jahren treten häufig chronische Magenschleimhautentzündungen sowie Einschränkungen der Verdauungsfunktionen auf, die die Produktion des Intrinsic Faktors stören.

Werden solche Magenbeschwerden behandelt, verbessert sich oft die Vitamin-B12-Versorgung. Zu wenig Magensäure beziehungsweise der Einsatz von Säureblockern gegen Sodbrennen (PPI) senken ebenfalls die B12-Ausbeute. Ebenso weitere Medikamente wie das Diabetes-Mittel Metformin; typische Patienten sind auch hier Senioren.

 

Prüfen, aber richtig

Veganer, Vegetarier und ältere Menschen sollten ihren Vitamin-B12-Status jährlich prüfen lassen. Achtung: Eine alleinige Cobalamin-Messung im Blutserum ist nicht aussagekräftig, denn sie misst auch inaktive B12-Formen und zeigt einen Mangel oft zu spät. Bessere Auskunft gibt die Bestimmung von Holo-Transcobalamin II (Holo-TC) im Blut. Dieser Wert zeigt, wie funktionstüchtig das Transportsystem für die tatsächlich verwertbare Version des Vitamins ist. Ein Holo-TC von weniger als 35 pmol/l gilt als zu niedrig. Zur sicheren Abklärung können zusätzlich Homocystein und Methylmalonsäure in Blut und Urin bestimmt werden – Substanzen, die sich bei einem Vitamin-B12-Mangel anreichern.

 

Vitamin B12 aus pflanzlichen Quellen?

Da nur tierische Nahrungsmittel wie Fleisch, Fisch, Eier und Milchprodukte Cobalamin in verwertbarer Form liefern, entfallen diese natürlichen Quellen für Vegetarier und Veganer größtenteils. Die Menge an Vitamin B12, die in Pflanzenkost wie fermentiertem Gemüse vorkommt, ist für eine nennenswerte Versorgung zu gering. Entgegen mancher Gerüchte sind Sanddorn und Hefe keine ernst zu nehmenden Lieferanten. Pflanzen, in denen Vitamin B12 gefunden wurde, enthalten entweder biologisch inaktive Versionen oder erlangten ihre Vitaminportion durch Verunreinigungen oder gedüngte Böden. Beispielhaft enthält die Blaualge Spirulina Vitamin B12, allerdings ist es zu 80% ein Vitamin B12-Analogon, das vom Körper nicht verwertet werden kann.

Ob weitere Algen, die auf den ersten Blick viel Cobalamin enthalten, genug aktive, für den Organismus brauchbare Formen und zuverlässige Mengen liefern können, ist bisher nicht ausreichend geklärt.

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Gezielt ergänzen

Bei einem erhöhten Risiko oder entsprechend niedrigen Blutwerten sollte Vitamin B12 ergänzt werden. Bei einer rein pflanzlichen Ernährung können angereicherte Lebensmittel wie Pflanzendrinks, Fruchtsäfte oder Zahncreme mit Vitamin-B12-Zusatz einen gewissen Anteil zur Versorgung leisten. Als Nahrungsergänzung steht synthetisches oder von Bakterien produziertes Cobalamin zur Verfügung. Bei der Auswahl geeigneter Präparate aus der Apotheke sind biologisch aktive Formen (Methylcobalamin, Adenosylcobalamin, Hydroxycobalamin) vorzuziehen, da sie der natürlichen Form im Körper entsprechen und als solche am besten genutzt werden können. Ist die Ursache des Mangels eine Magenerkrankung, sind Tabletten oder Kapseln wenig sinnvoll. Hier kommen hochdosierte Vitamin-B12-Injektionen zum Einsatz, die den Weg über das angeschlagene Verdauungssystem umgehen.

 

Nachtrag Januar 2019: Neuer Referenzwert für die Vitamin-B12-Zufuhr

In einer Pressemeldung vom 22.01.2019 hat die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) (zusammen mit Fachgesellschaften aus Österreich und der Schweiz) die Anhebung des Referenzwertes der Vitamin-B12-Zufuhr für Erwachsene von 3 auf 4 Mikrogramm pro Tag empfohlen. Diesen erreicht man z.B. mit einem kleinen Glas Milch, einem Becher Jogurt, einem Ei und 60 Gramm Camembert.

Erneut weist die DGE darauf hin, dass Veganer dauerhaft Vitamin-B12 supplementieren sollten und dass zudem Vegetarier sowie ältere Menschen für eine Unterversorgung gefährdet sind.

Noch ein ergänzender Hinweis: Auch Menschen mit Magen-Darm-Erkrankungen oder nach Magenresektion sowie Patienten, die Protonenpumpeninhibitoren (PPI) einnehmen, laufen Gefahr eines Vitamin- B12-Mangels, da die Resorption beeinträchtigt ist, bzw. für die Freisetzung der Cobalamine aus der Nahrung Magensäure benötigt wird.

 

Sie finden auch einen Vitamin B12 Steckbrief in unserem Vitamin-ABC auf unserer Website.

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Naturheilkunde & Gesundheit
Text mit freundlicher Genehmigung der S & D Verlag GmbH. Das komplette „Naturheilkunde & Gesundheit“ Heft bekommen Sie auch bei uns in der Apotheke.