Gesunde Gelenke

Von A wie Arnika bis Z wie Zinnkraut. Das Arzneipflanzen-ABC für Knochen und Gelenke.

Rheuma ist eine Volkskrankheit. Rund zehn Millionen Menschen in Deutschland leiden an Beschwerden, die die Gelenke und Knochen betreffen. Mehr Frauen als Männer und eher Ältere als Jüngere. Rheuma hat viele Gesichter. Die Bezeichnung ist nur ein Sammelbegriff für verschiedene Erkrankungen des Bewegungsapparates. Insgesamt zählen rund 400 Krankheitsbilder dazu.
Am 12. Oktober ist übrigens Welt-Rheuma-Tag!

Von Stefanie Happ

 

Die häufigsten Rheumaformen sind:

  • Arthrose: Knorpelabbau mit Gelenkveränderungen
  • Arthritis: knorpelzerstörende Gelenkentzündung
  • Gicht: Harnsäure-Stoffwechselerkrankung, Kristallbildung in den Gelenken
  • Osteoporose: „Knochenschwund“, brüchige Knochen
  • Fibromyalgie: Schmerzerkrankung des Gelenk- und Bewegungsapparates

 

Die richtige Diagnose kann nur ein Arzt stellen. Die Behandlung setzt sich aus vielen Modulen zusammen. Zur Medikation kommt oft eine Physiotherapie hinzu, um die Beweglichkeit zu fördern, Muskelverspannungen zu lösen und Schmerzen zu lindern. Manchmal wird zur Ergotherapie geraten, damit Patienten lernen, sich im Alltag gelenkschonend zu verhalten. Alternative Methoden kommen gut an. Das ist der Grund, warum auch die Pflanzenheilkunde bei Rheuma eine immer größere Rolle spielt.
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Welche Arzneipflanzen können Gelenken auf die Sprünge helfen?

Arnika

Arnika (Arnica montana) ist eine Gebirgspflanze mit orange-gelben Blüten und ist traditionell unter dem Namen „Bergwohlverleih“ bekannt. Sie ist wirksam bei stumpfen Verletzungen, Prellungen und Verstauchungen. Sportler sollten immer eine Tube Arnika- Salbe griffbereit haben. Aber auch Patienten mit rheumatischen Beschwerden ist diese Heilpflanze wärmstens ans Herz zu legen. Mit ihrem Hauptwirkstoff Helenalin hat Arnika eine abschwellende, durchblutungsfördernde und entzündungshemmende Wirkung. Besonders bei Arthrose haben sich Gele, Einreibungen und Umschläge mit den Arnika-Extrakten gut bewährt. Vorsicht bei Allergien: Arnika kann die Haut reizen. Die Arnikapflanze gilt als gefährdete Art und darf nicht gepflückt werden. Hochwertige Arnika-Produkte zur Linderung von Knochen- und Gelenkschmerzen gibt es in der Apotheke.

 

Beinwell


Der Name verrät es bereits: Beinwell (Symphytum officinale) tut gut, wenn die Bewegung schwerfällt. Ganz gleich, ob Knie, Sprunggelenke oder Schultern schmerzen. Der purpurrot blühende Beinwell hat Inhaltsstoffe, die die Durchblutung anregen und somit Schwellungen lindern können. Hautverantwortlich für diese Wirkung ist Cholin. Cholin ist am Aufbau der Zellwände beteiligt und soll die Heilung von Verletzungen, Prellungen und Verstauchungen beschleunigen. Die Wurzeln des Beinwell enthalten Allantoin. Dieser Wirkstoff ist bekannt dafür, dass er Wunden heilt und das Entzündungsgeschehen im Gewebe beruhigen kann. Für Beinwell-Präparate werden hauptsächlich die Blätter und Wurzeln dieser Heilpflanze verwendet. Die Gele und Salben werden einfach auf die schmerzende Körperstelle aufgetragen. Mithilfe von Kompressen und Umschlägen mit Beinwell-Extrakten, die über mehrere Stunden aufgelegt werden, kann sich die Wirkung entfalten, was zu einer deutlichen Verbesserung bei Gelenkbeschwerden führen soll.
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Cayennepfeffer


Die Schärfe stillt den Schmerz. Cayennepfeffer (Capsicum frutescens) kennen wir eigentlich als Gewürz aus der Küche. Der Scharfmacher aus der Chili-Schote dient aber auch zu medizinischen Zwecken. Er heizt dem Körper ein, indem sein Inhaltsstoff Capsaicin die Durchblutung anfeuert. Cremes und Salben mit einem Capsaicin-Anteil werden schnell von der Haut aufgenommen. Der Wirkstoff dringt tief ins Gewebe ein und hilft besonders bei schmerzhaften Muskelverspannungen im Rücken, Nacken- und Schulterbereich. Aber auch bei rheumatischen Beschwerden, Hexenschuss und Nervenschmerzen. Beim Wirkstoff Capsaicin gilt das Prinzip „Schmerz gegen Schmerz“. Indem die Schärfe, die vom Capsaicin ausgeht, im Gewebe einen leichten Schmerzreiz auslöst, werden die Schmerzen im Gewebe gelindert. Diesen leicht betäubenden Effekt nennt man „Gegenirritation“. Kleine Entzündungen können auf diese Weise schnell abklingen. Fertigpräparate mit Capsaicin gibt es in der Apotheke in Form von Cremes und Salben, aber auch als Wärmepflaster und -auflagen. Anfängliche leichte Hautreizungen sollten schnell abklingen. Kontakt mit Augen, Schleimhäuten und offenen Wunden vermeiden.

 

Afrikanische Teufelskralle


Der Name klingt abschreckend, aber die Wirkung ist sanft. Die Afrikanische Teufelskralle (Harpagophytum procumbens) gilt als natürliches Antirheumatikum, das bei verschleißbedingten Gelenkbeschwerden (Arthrose) helfen kann. Verschiedene Inhaltsstoffe aus der Wurzel der Teufelskralle wirken entzündungshemmend und schmerzstillend, weil sie die Enzyme hemmen, die am Entzündungsgeschehen beteiligt sind. Tabletten und Kapseln mit Extrakten aus der Afrikanischen Teufelskralle gibt es in der Apotheke. Bei der Einnahme ist etwas Geduld gefragt. Ihre volle Wirkung zeigen sie erst nach einer gewissen Anlaufzeit. Dann können sie die Abnutzungserscheinungen bei Gelenkverschleiß zwar nicht aufhalten, aber sie können helfen, das Leben beschwerdefrei zu machen.

 

Indischer Weihrauch


In der ayurvedischen Gesundheitslehre ist Indischer Weihrauch (Boswellia serrata) ein traditionelles Heilmittel, wenn Entzündungen im Körper das Leben erschweren. Bei uns sind die Forschungen bislang noch nicht abgeschlossen. Erfahrungswerte zeigen jedoch, dass Extrakte aus dem Indischen Weihrauch bei Arthritis eine große Hilfe sein können. Arthritis ist eine rheumatische Erkrankung, die über die altersbedingten Verschleißerscheinungen hinausgeht. Die Gelenke sind geschwollen, sie fühlen sich heiß an und schmerzen. Der Grund: Der schützende Knorpel nutzt sich im Lauf des Lebens ab und die Nerven liegen frei. Dort können Entzündungen entstehen, die das Krankheitsbild der Arthritis kennzeichnen. Indischer Weihrauch enthält Boswelliasäuren, die diese entzündlichen Prozesse hemmen und die typischen Gelenkschmerzen reduzieren sollen. In der Apotheke sind Extrakte aus dem Indischen Weihrauch in Form von Kapseln und Tabletten erhältlich – auch in hochkonzentrierter Form. Fragen Sie am besten gezielt danach. Salben und Cremes mit Boswelliasäuren pflegen und schützen die Haut bei Neurodermitis und Schuppenflechte.

 

Zinnkraut


Zinnkraut (Equisetum arvense) enthält so viele Mineralien wie kaum eine andere Pflanze. Insbesondere der hohe Anteil an Kieselsäure macht das Zinnkraut zu einem Remineralisierungsmittel für Knochen und Gelenke. Eine Eigenschaft, die der Vorbeugung von Osteoporose (Knochenentkalkung) dienen kann. Kieselsäure (Silizium) ist wichtig zum Aufbau der Knochendichte und zur Knorpelbildung. Weil Zinnkraut entzündungshemmend und wassertreibend wirkt, kann es bei Schwellungen der Gelenke infolge einer rheumatischen Erkrankung helfen. Vielen ist Zinnkraut besser bekannt unter dem Namen Schachtelhalm. Beeindruckend ist die lange Geschichte, die hinter dieser Arzneipflanze steckt. In Nordamerika benutzten die Indianer Zinnkraut bei Knochenbrüchen. Die russische Volksheilkunde empfahl Zinnkraut-Tee bei Gelenkentzündungen. Rezepte für Umschläge und Kompressen mit abgekochtem Zinnkraut gehen u. a. auf die Kräuterkundige Maria Treben (1907–1991) zurück. Sie gab Zinnkraut bei Arthrose, Gicht und Sehnenscheidenentzündungen. In Form von Tee, Tropfen und Kräuterelixier gibt es Zinnkraut in der Apotheke und kann ein ergänzendes Mittel zur konventionellen Rheumatherapie sein.

 

 

PS:

 

Bei Fragen helfen wir Ihnen natürlich gern weiter und beraten Sie.

 

 

 

Cover 10/19 Naturheilkunde und Gesundheit
Text mit freundlicher Genehmigung der S & D Verlag GmbH. Das komplette „Naturheilkunde & Gesundheit“ Heft bekommen Sie auch bei uns in der Apotheke.