Grüne Oasen in der Stadt

Immer mehr Menschen in den Metropolen setzen auf einen „Großstadtdschungel“ der etwas anderen Art und begrünen Brachflächen, Balkone und verwaiste Blumenbeete. Ein Gewinn für alle, meint Stephanie Drönner.

Die Zeiten der grauen Beton- und Asphaltwüsten sind vorüber: Unsere Städte werden immer grüner. Das ist kein Zufall, sondern eine unverzichtbare Veränderung, um etwa dem klimawandelbedingten Temperaturanstieg der Innenstädte Einhalt zu gebieten. „Grüne Infrastruktur“ gewinnt daher stetig an Bedeutung: Bepflanzte Flächen verbessern die Luftqualität, indem sie Schadstoffe, Feinstaub und den Klimakiller CO2 binden. Zudem produzieren Bäume und Co. Sauerstoff, spenden Schatten, bieten Lebensraum für bedrohte Tierarten. Auch für unsere physische und psychische Gesundheit sind die grünen Oasen eine wahre Wohltat, wie Studien regelmäßig belegen.
PS: Grüne Auszeit – Rückenfreundliche Gartenarbeit

Soziale Plätze und Nahrungsquellen

Die Grünflächen haben aber noch weitere entscheidende Funktionen: Sie stellen etwa wichtige Treffpunkte dar, ermöglichen das Zusammenkommen von Menschen verschiedenster Bevölkerungsgruppen, verbessern so das soziale Miteinander und wirken der Vereinsamung entgegen. Das gilt nicht nur für Parks und Stadtwälder, sondern auch für private und öffentliche Projekte, die etwa zur lokalen Versorgung mit Obst und Salat dienen. In vielen Gegenden der Welt keineswegs nur ein Hobby: „Urban Farming“ ist in armen Ländern oftmals die einzige Möglichkeit für vor Ort Lebende, an frische bezahlbare Nahrungsmittel zu kommen. So werden etwa mitten in Mexiko-Stadt jährlich 15.000 Tonnen Gemüse angebaut.

Wir steigen der Stadt aufs Dach

Doch auch hierzulande wird die Stadt vielfach zum Gemüsebeet: Kleingartenkolonien boomen, und wer eine solche Scholle pachtet, ist zur „Gewinnung von Gartenbauerzeugnissen für den Eigenbedarf“ sogar verpflichtet. Die meisten Schrebergärtner empfinden diese Pflicht jedoch als Kür, denn Zucchini, Tomaten und Beeren aus eigener Ernte schmecken einfach lecker! Zudem kommen beim Eigenanbau keine Pestizide zum Einsatz. Problematisch kann allerdings, insbesondere bei Gärten nahe großer Straßen, die Schadstoffbelastung durch den Verkehr sein. Eine Alternative hierzu bietet das sogenannte Rooftop Farming: große „Felder“, angelegt auf Hochhausdächern. Paradebeispiel ist die New Yorker Initiative „Brooklyn Grange“: Auf 5,6 Hektar Fläche wachsen hier jährlich 100.000 Pfund verschiedenstes Bio-Grünzeug, das auf lokalen Märkten verkauft wird.

Es geht auch eine Nummer kleiner

Es muss aber natürlich nicht gleich der gesamte Garten, ein ganzes Dach oder unbedingt Nutzbepflanzung sein: Auch auf Balkonen und Terrassen lässt sich in Töpfen, Kübeln und Hochbeeten reichlich Natur heranziehen, die nicht nur den eigenen Sinnen Vergnügen bereitet, sondern auch Vögeln und Bienen attraktive Futterstellen bietet. Oder wie wäre es gar mit eigenen „Majas und Willis“? Was müssen Imkerei-Interessierte beachten?

Guerilla Gardening

Ob Verkehrsinseln, Wegränder, nicht asphaltiertes Brachland: Beim sogenannten „Guerilla Gardening“ wird öffentlicher Raum mithilfe von „Seedbombs“ begrünt. Die mit zahlreichen Samen bestückten Erdkugeln werden dabei, am besten kurz vor einem Regenguss, an ungenutzten Flächen abgelegt. Schon kurze Zeit später grünt und blüht es dort. Wichtig: Außerhalb des eigenen Grundstücks ist nur heimisches Saatgut gestattet. Privatgrundstücke, landwirtschaftlich genutzte Flächen und Naturschutzgebiete sind tabu.

Bienenhaltung in der Stadt

Ein Expertenrat von Diplom-Biologin Dr. Christine Reinecke: „Der New Yorker Trend findet auch hier immer mehr Anhänger. Kein Wunder, denn die Vorteile des ‚Urban Beekeeping‘ liegen auf der Hand: Die Natur wird in die Stadt zurückgeholt, und Bienenhaltung ist ein sinnstiftendes Hobby.

Allgemeine Regeln: Vor dem Honig aus Eigenproduktion, der übrigens durch die ‚Honigverordnung‘ geregelt ist, sind diverse weitere Verordnungen zu befolgen. Bienen sind Wildtiere und müssen auf jeden Fall von Ihrer Vermieterin oder Ihrem Vermieter genehmigt werden. Im Garten ist ein Mindestabstand zum Nachbargrundstück einzuhalten. Zudem müssen Sie Ihre Bienen beim Veterinär- und Lebensmittelüberwachungsamt anmelden. Eine spezielle Haftpflichtversicherung gegen Bienenstiche ist empfehlenswert.

Individuelle Voraussetzungen: Wer sich für die Bienenhaltung entscheidet, sollte bereit sein, langfristig Verantwortung für die Insekten zu übernehmen. Als erste Anlaufstelle eignen sich Imkervereine: Hier gibt es weiterführende Informationen, und es werden Schnupperkurse sowie Bienenschulungen angeboten. Können Sie überall einen Haken setzen, geht es an die Grundausstattung: Dazu gehören Schutzkleidung, Werkzeug, Bienenbeuten und natürlich der Bienenschwarm.“

Sie lieben Bienen, aber das ist Ihnen zu aufwendig? Dann tun Sie den Brummern doch etwas Gutes, indem Sie bienenfreundliches Saatgut auf dem Balkon aussäen, eine Bienenpatenschaft übernehmen oder regionalen Honig kaufen.

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Text mit freundlicher Genehmigung der S & D Verlag GmbH. Das komplette „Naturheilkunde & Gesundheit“ Heft bekommen Sie auch bei uns in der Apotheke.