Druck ablassen – Flatulenz

Es ist immer merkwürdig, wenn ganz normale Körperreaktionen durch gesellschaftliche Zwänge in eine Tabu-Zone gedrängt werden. Dagegen möchten wir etwas tun und – sprichwörtlich – etwas Licht ins Dunkel bringen.

 

Worum geht es? Die Jugend spricht von einem Pups oder Furz (sogar Martin Luther sprach es an), der Österreicher vom Schaas und früher nannte man es Leib- oder Abwind. Sachlich geht es um die Flatulenz (Flatus kommt aus dem lateinischen und steht für Wind oder Blähung).

Bei der Verdauung entstehen insbesondere im Dickdarm Gase (z.B. Methan, Kohlenstoffdioxid, Schwefelwasserstoff und andere Gär- bzw. Faulgase), die in kleinen Mengen über das Blut zur Lunge abtransportiert und in Folge (geruchslos) ausgeatmet werden. Ein kleiner Rest entweicht nebenbei beim Entleerungsprozess/Stuhlgang. Werden größere Mengen produziert, so kann es zum rektalen Entweichen (Flatus) kommen. Das ist vielen Menschen extrem peinlich, insbesondere wenn ein unangenehmer Geruch hinzukommt. Unterdrückt man den Flatus oder sitzen die Darmgase fest (Flatus incarceratus), kann es zu Bauchkrämpfen kommen, die mitunter sehr schmerzhaft sein können.

Unser Darm ist ein Meisterwerk, alles Essen muss im Normalfall durch ihn durch. Bei einem erwachsenen Menschen hat er eine Länge von ca. sieben Metern und, bedingt durch die feinen Darmzotten, eine Oberfläche von 400 bis 500 Quadratmetern. In ihm wird die Nahrung aufgespalten und die verwertbaren Komponenten aufgenommen, er bildet Vitamine, reguliert unseren Wasserhaushalt, unterstützt das Immunsystem etc.

 

Wie kann es zu vermehrter Gasbildung kommen?

Der Darm ist besiedelt mit 10-100 Billionen „guten“ Bakterien, die bei der Nahrungsverwertung helfen, bzw. sie überhaupt ermöglichen. Sobald diese sensible Darmflora im Darm aus dem Gleichgewicht gerät, also gestört wird, haben wir einen Grund. Pathogene, krankmachende Bakterien (Clostridien, E. coli Biovare, Campylobacter etc.) verstoffwechseln die Nahrung anders und erzeugen insbesondere schwefelhaltige Faulgase, die die Normalflora hemmen und entsprechende „Abgase“ darstellen. Ebenso können Pilze wie Candida, besonders bei Zufuhr von zu viel Zucker, Blähungen verursachen und die Besiedlung mit guten Bakterien stören. Beide Fehlbesiedlungen werden auch durch Störungen an der Galle mit ausgelöst oder verstärkt, da diese zum einen keimhemmend wirkt, zum anderen als Emulgator, damit die Nahrung und die Flora gut zusammen durchmischt und somit aufschlüsselbar werden.

Kurzfristige Gründe findet man in gesteigertem Konsum von kohlesäurehaltigen Getränken, hastigem Essen, viel Luft schlucken (z.B. beim Kaugummikauen) etc. Stress reduziert die Peristaltik des Darms (Knetbewegung). Damit können Blähungen entstehen, weil die Nahrung zulange im Darm verbleibt und gären kann.

Darüber hinaus kann durch (anhaltend) falsche Ernährung, bestimmte Medikamente oder gar Drogen ein Grund gegeben sein.

Auch manche Nahrungsmittel können vermehrte Gasbildung/Blähungen bedingen, wenn sie z.B. schlecht verdauliche Kohlenhydrate enthalten oder ballaststoff- bzw. stärkereich sind. Ballaststoffe sind natürlich gesund, aber, der Name sagt es, sie sind Ballast im (Dick-)darm, wo sie den Bakterien als Nahrung dienen, wodurch in Folge Gase entstehen, falls die Flora nicht korrekt zusammengesetzt ist. Interessant ist, dass der Darm trainiert werden kann. Isst man nur selten Ballaststoffe, so ist der Darm diese nicht gewöhnt und man hat i.d.R. mehr mit Flatulenzen zu kämpfen als Menschen, die regelmäßig Ballaststoffe verzehren.

Reagiert der Körper auf einige Lebensmittel immer wieder mit Flatulenzen, so sollten diese gemieden werden. Ganz besonders trifft dies im Fall von Unverträglichkeiten wie z.B. der Laktoseintoleranz oder einer Gluten-Unverträglichkeit/Zöliakie zu. Ein Tagebuch/Ernährungsprotokoll kann hier helfen.

 

Bevor wir nun auf medikamentöse Helferchen schauen, möchten wir Ihnen einige Alltagstipps an die Hand geben, wie sie mit kleinen Veränderungen des Lebens ein Gros der Blähungsprobleme völlig natürlich in den Griff bekommen können:

  • Bei häufigen Problemen eine valide Datengrundlage schaffen: führen Sie ein Ernährungsprotokoll und vermeiden Sie blähungsfördernde Speisen
  • Essen Sie im Sitzen und langsam, kauen Sie gründlich – nehmen Sie sich für das Essen bewusst Zeit und wenn möglich auch noch etwas Verdauungspause danach (20-30 min.) Vermeiden Sie es, nebenbei zu lesen, fern zu schauen oder auf dem Handy herumzuspielen, der Körper sollte sich auf die Verdauung und Nahrungsaufnahme einstellen können.
  • Lieber 3-5 kleine als eine große Mahlzeit
  • Ernährung mit viel Gemüse und nur kleinen Portionen von Ballaststoffen, vor allem bei Umstellung der Ernährung
  • Viel trinken (2-3 Liter – gerechnet ohne Kaffee, Alkohol und Kohlensäure, die ohnehin gemieden werden sollte)
  • Probiotische Keime in die Nahrung aufnehmen
  • Für regelmäßige Bewegung sorgen, die regt die Verdauung an und hilft beim Gas-Abtransport
  • Bei Beschwerden: Sorgen Sie für Entspannungszeiten und nehmen Sie eine Wärmflasche auf den Bauch
  • Als Hausmittel empfiehlt sich eine Mischung aus Kamille, Zitronenmelisse und ggf. Fenchel, 15 min abgedeckt gezogen
  • Rizole (Gamma oder Zeta) sind ozonisierte Öle, die unter Zusatz von ätherischen Ölen stark keimregulativ im Darm wirken (Informationen dazu finden Sie auf unserer Website im Vitamin ABC in der Liste der Fettsäuren unter Ozonide, Rizol)
  • Eine sanfte Bauchmassage kann helfen, festsitzende Gasblasen zu lösen. Ebenso eine Art Rollkur, bei der man sich abwechselnd auf die eine und die andere Seite legt, das kann durch die Schwerkraft rein mechanisch den gleichen Effekt bewirken.

 

Bei akuten Problemen gibt es zudem auch bei uns Hilfe durch Medikamente mit Wirkstoffen, die entschäumend wirken, also die Gase im Darm auflösen und den Abtransport durch Blut und Atem fördern. Basieren die Beschwerden auf einem Mangel an bestimmten Verdauungsenzymen (z.B. bei Laktoseintoleranz), gibt es auch speziell hierauf abgestimmte Mittel. Es ist also schon wichtig, die Ursache auszumachen, damit die richtigen Mittel eingesetzt werden. Deshalb nochmal der Hinweis auf das Ernährungsprotokoll.

 

Aber auch dem bestfunktionierenden Darm entweicht einmal ein Lüftchen, daran ändert auch schamhaftes Verhalten nichts. Also lächeln Sie drüber und freuen Sie sich, dass das Gas abgegangen ist und nicht mehr in Ihnen rumort.

 

Sprechen Sie uns gern vertrauensvoll an, wenn in Ihnen der Druck zu viel wird.

Ebenso stehen wir Ihnen im Rahmen der Planung einer Darmsanierung, z.B. auch nach der Gabe von Antibiotika, gern zur Seite.