Gesunde Darmflora nach Antibiotika

Antibiotika genommen und jetzt das: Bauchschmerzen und Durchfall. Was hilft Magen und Darm auf natürliche Weise?

Antibiotika gelten als Meilensteine in der Medizin. Diese Wirkstoffe lindern ganz bestimmte Erkrankungen schnell und können sogar Leben retten. Früher verlief eine Lungenentzündung meist tödlich – heute gibt es Antibiotika gegen die bakteriellen Erreger. Auch eine Blasenentzündung wird häufig durch Bakterien ausgelöst. Ein Antibiotikum kann helfen, bringt aber leider oft unangenehme Nebenwirkungen mit sich. Vor allem Magen und Darm fühlen sich mit diesem starken Medikament gar nicht mehr wohl. Warum ist das so und was ist bei einer Antibiotika-Therapie zu beachten? Unsere Expertin Silke Megens verrät es Ihnen.

 

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Es gibt Erkrankungen, die machen eine Antibiotika-Einnahme nötig, um schnell wieder gesund zu werden. Aber warum müssen wir mit diesen gravierenden Nebenwirkungen rechnen?

Antibiotika wirken gegen Bakterien. Daher sind sie bei bakteriellen Infektionen so wirkungsvoll. Leider können Antibiotika aber nicht zwischen „gut“ und „böse“ unterscheiden. Sie zerstören auch einen Teil der nützlichen Bakterien, die wir so dringend brauchen – vor allem für die Darmgesundheit. Unsere vielen Milliarden Darmbakterien gewähren nicht bloß eine intakte Verdauung, sondern sind auch für ein funktionierendes Immunsystem zuständig. Heute weiß man: Rund 80 Prozent der Körperzellen, die uns vor Krankheiten schützen, sitzen in der Darmschleimhaut und bekämpfen Eindringlinge. Nur mit einer intakten Darmflora ist diese Abwehr gut möglich. Antibiotika können diese Vorgänge stören. Die Einnahme solch starker Medikamente ist also auch ein Angriff auf unser Immunsystem – obwohl sie uns eigentlich gesund machen soll.

 

Welche Beschwerden können auftreten?

Die häufigsten Nebenwirkungen, die Antibiotika mit sich bringen, sind Magen- und Darmbeschwerden, wie Bauchschmerzen, Durchfall und Übelkeit, manchmal auch Blähungen und ein unangenehmes Völlegefühl. Das liegt daran, dass mit einer gestörten Darmflora die Verdauung nicht mehr optimal funktionieren kann – auch das Immunsystem kann nicht die volle Leistung bringen. Wer eine Antibiotika-Behandlung kürzlich hinter sich hat, sollte also besonders gut auf sich achten. Die Infektanfälligkeit ist dann besonders hoch.

 

Was kann helfen, um die Darmflora auf natürliche Weise wiederaufzubauen?

In der Apotheke gibt es Probiotika, die begleitend zur Antibiotika-Therapie eingenommen werden können. Entweder vorsorglich oder dann, wenn Beschwerden auftreten. Probiotika sind keine Arzneimittel, sondern gelten als Nahrungsergänzungsmittel. Sie bestehen aus nützlichen Bakterien oder Arzneihefen, die sich im Darm ansiedeln, sich dort vermehren und den natürlichen Wiederaufbau einer gesunden Darmflora unterstützen. Gute Bakterien sind zum Beispiel Bifidobakterien oder Lactobazillen.

 

Spielt auch die Ernährung eine Rolle?

Auf jeden Fall. Beim Wiederaufbau der Darmflora können ganz bestimmte Lebensmittel hilfreich sein. Sie wirken probiotisch oder präbiotisch.

Mehr darüber finden Sie auf unserer Website im Vitalstoff ABC: Prebiotika & Probiotika.

Probiotische Nahrungsmittel enthalten lebende Mikroorganismen, die gut für den Darm sind und dabei helfen, Keime abzuwehren. Dazu zählen milchsauer vergorene Produkte wie Sauerkraut und Sauerkrautsaft, aber auch Buttermilch, Kefir, Joghurt und Quark.

Präbiotische Lebensmittel stärken die nützlichen Darmbakterien, sodass diese sich vermehren. Dazu gehören Getreideflocken und Vollkornmehl, aber auch Nüsse und Samen wie Leinsamen und die bekannten Flohsamenschalen aus der Apotheke. Gemüsesorten, die der Darmflora guttun, sind Artischocken, Bittersalate wie Chicorée, Hülsenfrüchte und Zwiebelgewächse. Topinambur ist eine Knolle, die von Natur aus präbiotisch wirkt und den Darm in Schuss hält.

Natürlich gibt es auch Nahrungsmittel, die bei einer geschwächten Darmflora zu meiden sind. Zum Beispiel Weißmehlprodukte und Zucker, Fastfood und Fertiggerichte aller Art.

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Bakterien erholen sich schneller als Pilze

Die DAZ berichtet im November 2020 über eine Studie:

Dass Antibiotika die Bakterien des Darm-Mikrobioms durcheinanderwirbeln, leuchtet ein. Doch auch das Mykobiom, die Pilze unseres Mikrobioms, beeinflusst eine Antibiose: Aus friedlichem Miteinander entwickelt sich Konkurrenz. Außerdem scheint einer Studie des Leibniz-Instituts zufolge der störende Effekt einer Antibiose auf Pilze sogar langfristiger zu sein als auf Bakterien: Die Bakterienflora erholte sich innerhalb von 30 Tagen, Pilzspezies zeigten selbst nach 90 Tagen noch Veränderungen. Zudem fanden die Wissenschaftler, dass bestimmte Stoffwechselprodukte der Bakterien, kurzkettige Fettsäuren wie Propionsäure, sich positiv auf krankmachende Eigenschaften von Hefepilzen auszuwirken scheinen.

Die Studie ist von Größe und Antibiotikaauswahl wohl zu hinterfragen, zeigt aber interessante Aspekte für weitere Forschungen auf. Für interessierte Leser folgt hier der Link zur Studie: Seelbinder, B., Chen, J., Brunke, S. et al. Antibiotics create a shift from mutualism to competition in human gut communities with a longer-lasting impact on fungi than bacteria. Microbiome 8, 133 (2020). https://doi.org/10.1186/s40168-020-00899-6

 

 

Übrigens:

Das Antibiotikum eigenmächtig abzusetzen, ist keine gute Idee, weil sich sonst Resistenzen im Körper bilden können. Das heißt, Antibiotika verlieren dann unter Umständen ihre Wirksamkeit und Infektionen können nicht mehr so gut behandelt werden.

 

Naturheilkunde & Gesundheit
Text mit freundlicher Genehmigung der S & D Verlag GmbH. Das komplette „Naturheilkunde & Gesundheit“ Heft bekommen Sie auch bei uns in der Apotheke.