Dünndarm – Alles rausholen

Damit die Nährstoffe dorthin kommen, wo sie gebraucht werden, müssen sie aus Apfel, Vollkornbrot und Co. herausgelöst und zerlegt werden. Diese Aufgabe übernimmt vor allem der Dünndarm.

 

Von Claudia Scholtyssek

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Faltkünstler

Wie kann ein etwa vier bis sechs Meter langer Darmschlauch in unseren Bauch passen? Ganz einfach: Er rollt sich zusammen. Der Dünndarm ist der größte Abschnitt unseres Verdauungssystems. Um seine Kontaktfläche zum Darminhalt zu vergrößern, bildet er ringförmige Falten. In jeder Vertiefung und Erhebung dieser Falten befinden sich Millionen von Zotten (s.u.). Durch seine aufwendige Struktur erzielt der Dünndarm eine Oberfläche von bis zu zweihundert Quadratmetern, er kann fast mit jedem Tennisplatz konkurrieren.
PS: Er besteht aus drei Bereichen: Zwölffingerdarm, Leerdarm und Krummdarm.

Mini-Gebirge im Darm
Zotten sind Ausstülpungen im Gewebe, die an viele kleine Finger erinnern. Sie ragen in den Darm hinein und verbessern den Kontakt zwischen Darmzellen und Nahrungsbrei. Sie sind von zahlreichen Nerven- und Blutgefäßen durchzogen und können sich mehrmals pro Minute zusammenziehen. So schieben die Zotten den Darminhalt voran. Zwischen den Darmzotten liegen Drüsen, die Verdauungssäfte produzieren, bis zu drei Liter pro Tag.

 

In Bestandteile zerlegt

Selbst wenn wir gut kauen: Der Körper kann die Nahrung, so wie sie in unserem Darm ankommt, nicht an die Organe verteilen – die Stücke sind noch zu groß. Vergleichbar mit einem feinen Sieb lässt die Darmwand nur kleine Moleküle hindurch. Daher spalten die Zellen im Dünndarm mithilfe von Verdauungssäften die Eiweiße, Fette und Kohlenhydrate sowie Vitamine und Elektrolyte in winzige Bestandteile auf. Auf diese Weise zerkleinert, können die Nährstoffe von den Darmzellen aufgenommen und durch die Darmwand in die Blut- und Lymphbahnen ins Körperinnere geschleust werden. Dieser Vorgang heißt Resorption. Einmal in den feinen Gefäßen von Blut- und Lymphkreislauf angekommen, erreichen die Nährstoffe alle Bereiche des Körpers, wo sie benötigt werden.

 

Vitamine aus Eigenproduktion

Die meisten wichtigen Stoffe erhält der Körper aus Lebensmitteln, manche Vitamine kann der Organismus aber auch selbst herstellen. Dazu wandelt er sogenannte Provitamine, also Vorstufen von Vitaminen, um. Bekanntestes Beispiel ist Beta-Carotin, das im Darm dank eines bestimmten Enzyms zu Vitamin A umgebaut wird. Auch verschiedene B-Vitamine, Biotin sowie etwa die Hälfte des benötigten Vitamin K werden von Darmbakterien selbst produziert.

 

Streicheleinheiten für den Darm

Viele gesundheitliche Einschränkungen wie Bauchschmerzen, Durchfall und Erbrechen, aber auch Unwohlsein und Müdigkeit, lassen sich auf fehlerhafte Prozesse (häufig auch Gärungs- oder Fäulnisprozesse z.B. nach Antibiose) im Dünndarm zurückführen. Wenn es Störungen im Ablauf dieser fleißigen Nährstofffabrik gibt, ist die Untersuchung des Darms ein wichtiger Diagnoseschritt. Mit falscher Nahrungswahl – viel Zucker, viel Fett, wenig Ballaststoffe – machen wir dem Darm das Leben überdies schwer. Eine vollwertige und abwechslungsreiche Kost hingegen hält ihn im wahrsten Sinne des Wortes auf Trab und sorgt für eine gut knetbare Matrix, in der die Nahrung gut aufgeschlüsselt werden kann und sich die aktiven Darmbakterien wohl fühlen. Zu den weiteren Streicheleinheiten, die wir ihm bieten können, gehören stressfreie Zeiten, regelmäßiges Essen mit anschließenden Pausen, wenig Alkohol und viel Bewegung.

 

Immer was Neues

Während wir diesen Artikel veröffentlichen wollten, flatterte uns auch schon die nächste neue Studie auf den Tisch, die nahe legt, „dass der programmierte Zelltod von nahrungsaktivierten Immunzellen das Markenzeichen eines gesunden Darms ist.“ (Alexander Visekruna & al.: Intestinal development and homeostasisrequire activation and apoptosis of diet-reactive T cells, The Journal of Clinical Investigation, DOI: 10.1172/JCI98929) Die Studie schürt Zweifel an vielen gängigen Theorien über den Dünndarm. Die für die Studienthese beobachtete Immunantwort des Darms, dürfte es nach bestehender Meinung gar nicht geben. Die Forschung entdeckt immer wieder Neues.

Dennoch zeigt es, dass z.B. Ausschluss- bzw. Vermeidungsdiäten durchaus Ihren Stellenwert bei der Sanierung eines kranken Darmes haben.

Gerade die Peyer’schen Plaques, in denen das Immunsystem quasi sein Vorgehen „abstimmt“, haben einen massiven Einfluss auf das Immunsystem und es sollte höchste Aufmerksamkeit darauf gelegt werden, bei Störungen des Gesamtsystems, z.B. bei Allergien, MS oder anderen Autoimmunerkrankungen, hier eine Normalisierung herbeizuführen. Unserer Erfahrung nach haben sich hier auch milleustabilisierende Medikation der Firma Sanum, die das Gleichgewicht zwischen den körpereigenen Zellen sowie Pilzen und Bakterien wiederherstellen, z.B. in diesem Fall das Präparat Rebas, was ein Extrakt aus diesen Peyer’schen Plaques darstellt. Ebenfalls sollte das Mikrobiom, also die enthaltenen Keime im Darm, auf die jeweilige Problematik abgestimmt, saniert werden.

Aber das kennt man ja schon: Früher war Cholesterin als Böse verrufen, heute wissen wir scheinbar, dass es auf die Art des Cholesterins ankommt (vgl. dazu auch „Herzinfarkt und Schlaganfälle“). Auch Fett galt als böse, heute wird auch dies differenzierter betrachtet (vgl. dazu auch „HS-Omega-3 Index“). Scheinbar sicheres Wissen kann im Rahmen des naturwissenschaftlichen Erkenntnisweges zu einer nicht ganz richtigen Theorie degradiert werden.

Hinterfragen Sie also ab und an Ihr Ernährungsverhalten und bleiben Sie auf dem Laufenden, aber noch wichtiger: beobachten Sie die Reaktionen Ihres Körpers, denn jeder Organismus kann anders reagieren und passen Sie Ihre Strategie an Ihre persönliche Biochemie an.

Genau bei diesen individuellen Fragen helfen wir Ihnen gern weiter und beraten Sie. Sprechen Sie uns an.

 

Titelblatt natürlich Frau
Text mit freundlicher Genehmigung der S&D Verlag GmbH. Die komplette „natürlich Frau“ bekommen Sie auch bei uns in der Apotheke als monatliches Special in der „Naturheilkunde & Gesundheit“.