Kneipps Heilwissen

Gerade heute sind Kneipp-Anwendungen brandaktuell und absolut alltagstauglich.

Vor 125 Jahren entwickelte Pfarrer Sebastian Kneipp als sogenannter Wasserdoktor sein Gesundheitskonzept, das heute eine Renaissance erlebt. Sein einfaches sowie wirksames Konzept, die Menschen zur Übernahme von Eigenverantwortung für ihre Gesundheit zu animieren, hat überdauert und sich stetig weiterentwickelt. So mahnte der Pfarrer zu Lebzeiten an, nie nur das Symptom zu behandeln, sondern den Patienten stets ganzheitlich zu betrachten. Dazu propagierte er eine gesunde Lebensführung. Er entwickelte die „fünf Säulen der Gesundheit“, die, so sehen es auch moderne Mediziner, optimal dazu beitragen können, ein hohes Alter zu erreichen. Denn die fünf Säulen mit Wasser, Bewegung, Heilpflanzen, Ernährung und Lebensordnung unterstützen sich gegenseitig in ihrer Wirkung und ergänzen sich sinnvoll. Eine ganzheitliche Betrachtung des Menschen und ein Mix aus Entspannung, Bewegung und ausgewogener Ernährung liegen aktuell absolut im Trend. Die Gesundheitslehre wurde auch von der Deutschen UNESCO-Kommission gewürdigt, die das Kneippen Ende 2015 als „traditionelles Wissen und Praxis nach der Lehre Sebastian Kneipps“ in das bundesweite Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes aufnahm.

 

Kneipp war ein Visionär

Wer an Kneipp und seine Lehre denkt, hat meist Bilder von Menschen im Kopf, die kalte Umschläge tragen oder barfuß durchs Wasser waten, und das im Sommer wie auch im Winter. Diese Form der Abhärtung, so lehrte Kneipp, wirke zwar keine Wunder, helfe dafür aber umso zuverlässiger gegen mangelnde Motivation und lästige Gemütsschwankungen.

 

  1. Wasser

Die Wasserbehandlung (Hydrotherapie) nach Kneipp ist die Erste der fünf Säulen. Hier bekommt der Körper, z. B. mit Kaltwassergüssen und darauffolgenden warmen Duschen, einen ordentlichen Reiz, der das Immunsystem stärkt, den Stoffwechsel in Schwung bringt und zur Anregung der Selbstheilungskräfte dient. Güsse und Wickel helfen bei zahlreichen Krankheiten und Unpässlichkeiten wie Kopf-, Rücken- und Gelenkschmerzen, Verdauungsund Venenproblemen, Schlafstörungen oder Erschöpfungszuständen. Positive Effekte sind bei verschiedenen Beschwerden von Rheuma bis zu Migräne nachweisbar. Zu den Anwendungsformen des Wassers gehören Waschungen, Wickel, Auflagen und Packungen, Güsse, Bäder und Dämpfe.

 

  1. Ernährung

Die Ernährung hat einen großen Einfluss auf unser Wohlbefinden und unsere Gesundheit und ist ein wichtiger Bestandteil einer ganzheitlichen Prävention und Gesundheitsvorsorge. Mit der zweiten Säule fordert Kneipp, beim Essen Maß zu halten, um schädliches Übergewicht zu vermeiden. Dabei ging es ihm nicht um Diät und Verzicht. Verbote erteilte er keineswegs, riet aber dazu, nach Möglichkeit auf frische und wenig verarbeitete Produkte zu setzen, und leistete damit, ohne es zu ahnen, dem aktuellen Trend zu Biolebensmitteln Vorschub.

 

  1. Heilpflanzen

Dass gegen nahezu jedes Zipperlein ein natürliches Kraut gewachsen ist, besagt die dritte Säule nach Kneipp. So wirken beispielsweise Baldrian oder Hopfen beruhigend, während Rosmarin und Weißdorn zur Anregung des Kreislaufs angewendet werden. Kneipp behandelte seine Patienten mit Kräutern, innerlich in Form von Tees oder Säften, äußerlich in Form von Salben, Ölen, Einreibungen oder Zusätzen zu Wickeln und Bädern. Er war ein bedeutender Vorkämpfer der Pflanzenheilkunde und erst später entstand der Begriff „Phytotherapie“. Kneipps Erfahrungswissen über die Wirksamkeit von Heilkräutern ist heute wissenschaftlich eindeutig belegt.

 

  1. Bewegung

Säule vier empfiehlt tägliche Bewegung. Alles, was dazu dient, den Kreislauf in Schwung zu bringen, ist erlaubt. Körperliche Aktivität steigert die Lebensfreude und kann zur Prävention, Therapie und Rehabilitation eingesetzt werden. Durch regelmäßiges Bewegungstraining werden fast alle Organsysteme, die Muskulatur, das Skelett, das Nervensystem, die Atmungsorgane, das Endokrinium, der Blutkreislauf und das Herz gestärkt. Ein körperliches Training sollte langsam begonnen und regelmäßig ausgeübt werden.

 

  1. Lebensordnung

Bei Säule Nummer fünf, der „Lebensordnung“, geht es um Erholung und ausreichenden Schlaf, um schließlich zur inneren Balance zu finden. Eine Übung, die in unserer heutigen Welt vermutlich besonders schwer umzusetzen ist. Die Ordnungstherapie strebt einen natürlichen Lebensrhythmus mit einem Wechsel von Aktivität und Entspannung im körperlichen und seelischen Bereich an. Wer die innere Balance findet, neue Kraft tankt und den Blick fürs Wesentliche schärft, erhält mehr Gesundheit und Lebensfreude.

 

Kneipp für daheim

Auch zu Hause kann jeder mit dem Kneipp-Konzept die Selbstheilungskräfte anregen, vorbeugen, entspannen, Körper und Geist ins Gleichgewicht bringen und seine Lebensqualität steigern.

 

Grundregeln

Damit die Wasseranwendungen ihre volle Wirkung entfalten, sollten ein paar Grundregeln beachtet werden! „Kaltes Wasser“ ist bei einer Temperatur von acht bis zwölf Grad Celsius ideal. „Warmwasser“ hat eine Temperatur zwischen 34 und 38 Grad, die Raumtemperatur soll bei etwa 20 Grad liegen. Nach einer kalten Anwendung ist es wichtig, den Körper zu wärmen, z. B. durch Bewegung. Generell sollten nur Körperteile entkleidet werden, die auch in den Genuss einer Kneipp-Behandlung kommen. Kneippen direkt vor bzw. nach dem Essen ist tabu, das Gleiche gilt für kalte Güsse vor dem Schlafengehen.

 

Wechselbäder

Als wirkungsvolle Prophylaxe gegen lästige Erkältungskrankheiten haben sich Wechselbäder bewährt. Dazu je einen Eimer mit kaltem und einen mit warmem Wasser füllen, das etwa bis zur Hälfte der Waden reichen sollte. Zunächst werden die Füße für etwa fünf bis zehn Minuten ins warme Wasser gestellt, anschließend kommen sie für maximal 30 Sekunden ins kalte Wasser. Die Prozedur umfasst drei Durchläufe, in deren Anschluss die Füße nicht abgetrocknet, sondern durch Bewegung gewärmt werden.

 

Kalter Guss

Bei Kopfweh, Pochen in den Zähnen oder Migräne vertreibt ein kalter Guss die Schmerzen. Dafür werden ein Schlauch ohne Duschkopf und ein Handtuch, das um den Hals gelegt wird, benötigt. Nun über die Badewanne gebeugt einen kalten Wasserstrahl mit etwa zehn Zentimetern Abstand an die Schläfe bringen. Der Weg des Wassers führt über die Stirn bis zur anderen Schläfe. Nach zwei oder drei kreisenden Runden wird der Strahl vom Nasenflügel bis zum Wangenknochen geführt. Anschließend kommt die andere Seite an die Reihe.

 

Original-Wirkungsstätten Kneipps

Wer möchte, kann die wohltuende Wirkung der Kneipp-Lehre sogar an seinen Originalwirkungsstätten entlang der Schwäbischen Bäderstraße erleben. Viele Kurorte haben die Kneipp-Heilmethode im Programm. Zum Beispiel in Bad Wörishofen, wo Pfarrer Sebastian Kneipp ab 1855 viele seiner Methoden entwickelte und als Heilpraktiker und Autor europaweite Bekanntheit erwarb. In Bad Grönenbach fand Sebastian Kneipp Zugang zur Pflanzenheilkunde. Rund 45 Pflanzen hat er in ihrer Wirkung beschrieben. Bad Waldsee betont ganz im Sinne Kneipps die wohltuende Wirkung körperlicher Betätigung. In den Kurbetrieben von Überlingen am Bodensee ist das Thema Ernährung ein wichtiges Standbein.

Weitere Infos z.B. hier: www.schwaebische-baederstrasse.de

 

Wir beraten Sie gern…
 

Text mit freundlicher Genehmigung der S & D Verlag GmbH. Das komplette Naturheilkunde und Gesundheit Heft bekommen Sie auch bei uns in der Apotheke.
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