Leichte Beine im Sommer

Bei hohen Temperaturen haben besonders Frauen mit geschwollenen Knöcheln und Schmerzen in Waden und Co. zu kämpfen. Mit den Tipps von Stephanie Drönner schreiten Sie auf (nahezu) schwerelosen Beinen durch die schönste Jahreszeit.

Klettert das Thermometer über die 25-Grad-Marke, fühlen sich unsere Beine oft gespannt und müde an. Der Grund: Die Hitze sorgt dafür, dass sich unsere Gefäße weiten. Eine Art organismuseigene Klimaanlage setzt sich in Gang, die veranlasst, dass die Haut stärker durchblutet wird und der Körper mehr Wärme abgeben kann. Eine praktische Einrichtung – eigentlich. Doch wo viel Licht, da ist auch Schatten: Durch die erweiterten Venen staut sich das Blut leichter in den Beinen, die Gefäßwände werden durchlässiger, sodass Flüssigkeit ins umliegende Gewebe austreten kann. Auch die Venenklappen, über die das verbrauchte Blut „bergauf“ zurück zum Herzen gepumpt wird, können undicht werden. Schwellungen und Schmerzen sind die Folge.

Ein Hoch aufs Hochlegen

Neben den gesundheitlichen Einschränkungen machen sich schwächelnde Venen häufig zudem optisch bemerkbar, in Form von blauen, sich schlängelnden Linien in der Oberhaut, den sogenannten Besenreisern. Die gute Nachricht: Wir können unsere Gefäße im Sommer schon mit einfachen Maßnahmen effektiv unterstützen – das wirkt nicht nur schweren Beinen entgegen, sondern beugt auch gleichzeitig der Besenreiservarikose vor, wie Fachleute die unschönen erweiterten Hautvenen nennen. Eine wichtige Maßnahme, die zu jeder Jahreszeit gilt, lautet: den Venen zuliebe „lieber liegen und laufen, statt sitzen und stehen“, kurz „LLLSSS“. Bewegung ist das A und O für gesunde Gefäße! Spaziergänge und Nordic Walking trainieren die Venenklappen – sie halten so besser dicht. Auch Gefäßgymnastik stärkt die Klappen und Venenwände. Zur Belohnung dürfen wir die Beine dann ruhig öfter hochlegen, denn das erleichtert den Rückfluss des Blutes zum Herzen.

Präparate mit Pflanzen-Power

Tragen Sie zudem flache Schuhe, oder – noch besser – laufen Sie so oft es geht barfuß. Auf High Heels möglichst verzichten: Schon Absätze von mehr als drei Zentimetern begünstigen Schwellungen in den unteren Extremitäten. Auch das Übereinanderschlagen der Beine erschwert unseren Venen die Arbeit, ebenso enge, einschnürende Kleidung. Empfehlenswert sind hingegen bei fortgeschrittener Venenschwäche Kompressionsstrümpfe aus der Apotheke (vgl. auch Expertenrat unten). Bei beginnender Venenschwäche oder auch zur Prophylaxe erhalten Sie dort alternativ die passenden Stützstrümpfe. Durch ihr feinmaschiges Gewebe fördern sie die Blutzirkulation und wirken vitalisierend auf müde Beine. Optisch unterscheiden sie sich nicht von herkömmlichen Modellen; der frühere „Oma-Look“ ist längst passé.

Ebenfalls in der Apotheke gibt’s Präparate mit Rosskastanienextrakt oder rotem Weinlaub: Sie enthalten Flavonoide wie Quercetin und Rutin. Die sekundären Pflanzenstoffe weisen sich, wissenschaftlichen Untersuchungen zufolge, positiv auf die Venenfunktion aus, indem sie gefäßwandverdichtend und entzündungshemmend wirken. Die Arzneimittel können innerlich, zum Beispiel als Tablette, eingenommen oder äußerlich, etwa als Creme, angewendet werden.

Auch andere natürliche Helfer unterstützen unsere Venen: unter anderem Arnika, das Schwellungen hemmt und antientzündlich wirkt, Steinklee mit seinen ödemprotektiven Effekten, und Buchweizen, der die Spannkraft der Venen stärkt und die Durchblutung fördert.

Fußbad, Flüssigkeit & „Futter“

Durchblutungsanregend wirkt zudem eine Massage; ist gerade kein Profi zugegen, tut’s auch eine Abreibung mit dem „Igelball“ oder einer Naturhaarbürste – herrlich entspannend! Ein heißer Tipp bei geschwollenen Knöcheln und hitzebedingten Beinbeschwerden ist natürlich Kühlung durch ein kurzes, erfrischendes Fußbad (Temperatur 15 bis 17 Grad), beispielsweise mit Pfefferminze oder Salbei. Oder wie wär’s mit kalten Güssen à la Kneipp: Die erweiterten Gefäße ziehen sich wieder zusammen, Schwere und Spannungsgefühle lassen ruckzuck nach. Wasser benötigen unsere Venen aber nicht nur von außen, sondern auch reichlich von innen. Denn mindestens zwei Liter Flüssigkeit am Tag zu trinken unterstützt den Blutfluss und verhindert, dass unser Lebenssaft verdickt und der Körper noch mehr Mühe aufbringen muss, das Blut gegen die Schwerkraft durch die Venenklappen Richtung Herz zu pumpen. Auch das richtige Essen macht unseren Venen Beine: Kaliumreiche Lebensmittel wie Aprikosen, Himbeeren, Spinat und Vollkornprodukte helfen dabei, einen Mangel des Mineralstoffs, der den körpereigenen Wasserhaushalt reguliert, zu verhindern. Vitamin C – zum Beispiel in Form von Paprikaschoten, Kiwis und Sauerkraut – gehört ebenfalls auf Ihren Speiseplan, da es das Blut verflüssigt und so die Zirkulation erleichtert.

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Stütz- oder Kompressionsstrumpf – was ist was?

Ein Expertenrat von Apothekerin Gode Chlond:

„Die Apotheke hält ein reichhaltiges Angebot an Stütz- und Kompressionsstrümpfen bereit, die inzwischen in vielen Farben und Materialien erhältlich sind.

Doch was ist der Unterschied? Kompressionsstrümpfe sind für Patienten mit einem diagnostizierten Venenleiden gedacht und fester Bestandteil einer Venentherapie. Ärzte können abhängig vom Ausmaß der Erkrankung verschiedene Kompressionsklassen verordnen, die sich je nach Intensität des ausgeübten Drucks von 1 (leicht) über 2 (mittel), 3 (kräftig) bis hin zu 4 (sehr kräftig) erstrecken. Stützstrümpfe hingegen üben einen deutlich geringeren Druck als Kompressionsstrümpfe aus, weshalb sie bei einem Venenleiden nicht ausreichend wirksam sind. Mit Stützstrümpfen lässt sich leichten Schwellungen an den Knöcheln und in den Beinen vorbeugen. Sie sind daher vor allem eine präventive Maßnahme für Personen, die lange stehen oder sitzen müssen. Zudem sind sie ideal zur kurzzeitigen Thrombose-Prophylaxe bei Langstreckenflügen.“

Schnelle Gefäß-Gymnastik

Mit diesem kleinen Work-out für die Venen bringen wir unser Blut in Schwung:

ACHTsam malen: Stellen Sie sich gerade hin und strecken Sie das linke Bein vor. Mit der Fußspitze eine Acht in die Luft malen, dann Seite wechseln. Jeweils zehn Achten mit jedem Fuß zeichnen.

ROLLkommando: In geradem Stand auf die Zehenspitzen stellen und langsam bis zur Ferse abrollen, bis die Zehen leicht angehoben sind. Zurückrollen, zehn Wiederholungen.

Der richtige DREH: Den rechten Fuß heben, jeweils fünf Runden nach links und rechts kreisen lassen, dann die Fußseite wechseln.

Guter RADschlag: Im Sitzen oder noch besser in Rückenlage mit den Beinen in der Luft zwei Minuten „Fahrradfahren“, anschließend eine Minute „Rückwärtsradeln“.

BlutflussGRÄTSCHE: Auf dem Stuhl sitzend die Beine gegrätscht hochheben, abwechselnd ausstrecken und Knie anziehen, zehn Wiederholungen.

Bei Fragen helfen wir Ihnen natürlich weiter und beraten Sie gern.

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Text mit freundlicher Genehmigung der S & D Verlag GmbH. Das komplette “Naturheilkunde & Gesundheit” Heft bekommen Sie auch bei uns in der Apotheke.