Fieber sanft senken

Erkältung, Grippe, Darminfektion – Fieber ist auch bei Erwachsenen oft mit von der Partie. Wie die Großen die erhöhte Körpertemperatur natürlich senken und das Wohlbefinden steigern können? Im Interview die Expertin Silke Megens, PTA in Goch.

PS: Husten, Schnupfen, Heiserkeit und Grippe sowie der Unterschied zwischen Viren und Bakterien – Erkältungsgeister genau durchleuchtet

Frau Megens, ist es überhaupt erforderlich, Fieber sofort zu bekämpfen?

Wenn die Körpertemperatur steigt, fühlen sich viele Menschen unwohl und schlapp – und greifen dann rasch zur fiebersenkenden Tablette. Das ist verständlich, aber nicht immer nützlich. Fieber ist nämlich keine Krankheit, sondern eine natürliche Reaktion des Körpers. Mit seiner Hilfe bekämpft der Organismus Krankheitserreger wie Viren und Bakterien. Mit jedem Grad mehr steigt die Aktivität des Stoffwechsels und der Abwehrzellen, das Immunsystem arbeitet auf Hochtouren. Deshalb ist es bei einem mäßigen Anstieg der Körpertemperatur – etwa im Rahmen einer klassischen Erkältung – nicht unbedingt erforderlich, fiebersenkende Maßnahmen zu ergreifen. Wer allerdings chronisch krank ist, muss mit seinem Arzt klären, was bei Fieber zu tun ist.

Welche pflanzlichen Mittel versprechen Linderung?

Gute Helfer aus der Natur sind Linden- und Holunderblütentee. Diese Kräuter wirken schweißtreibend und haben so auch einen Einfluss auf die Körpertemperatur. Ich empfehle meinen Kunden gerne, einen solchen Schwitztee gleich zu Beginn eines grippalen Infektes zu trinken. Entzündungshemmende und fiebersenkende Eigenschaften haben Mädesüß und Weidenrinde. Diese Heilpflanzen enthalten natürliche Salicylate und haben eine ähnliche Wirkung wie klassische fiebersenkende Medizin mit dem Wirkstoff Acetylsalicylsäure.

Und auf welche Fiebersenker setzt die Homöopathie?

Es gibt eine Reihe von homöopathischen Einzelmitteln, die bei Fieber helfen – Aconitum napellus (z.B. mit Hals– oder Kopfschmerz), Belladonna, Bryonia (in Verbindung mit Schwellungen) und Eupatorium perfoliatum (starke Symptome, eher in Richtung Grippe mit Abgeschlagenheit und Gliederschmerzen) gehören dazu. Welches Mittel zum Einsatz kommen sollte, hängt immer auch von den Begleitsymptomen ab. Apothekenkunden, die nicht so viel Homöopathie-Erfahrung haben, empfehle ich bei fieberhaften Erkältungen häufig Komplexmittel. Diese Globuli oder Tropfen enthalten mehrere homöopathische Wirkstoffe, die sich gegenseitig ergänzen. Neben den genannten pflanzlichen Substanzen steckt hierin oft auch Ferrum phosphoricum, eines der bekanntesten Mittel bei Erkältungen und Fieber, auch im Abklingen der Symptome als Einzelmittel.

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Was können Omas Hausmittel leisten?

Eine ganze Menge: die Temperatur verringern, das Wohlbefinden steigern, die Arbeit des Immunsystems unterstützen und dem Erkrankten das gute Gefühl geben, umsorgt zu werden. Klassiker sind Wadenwickel, die Fieber um etwa ein Grad senken können. Und so wird’s gemacht: Tücher in handwarmem Wasser tränken, gut auswringen, um die Waden wickeln und mit einem zweiten Handtuch fixieren. Nach etwa 15 Minuten abnehmen, circa 20 Minuten Pause machen – und die Prozedur noch zwei Mal wiederholen. Wadenwickel dürfen allerdings nicht angelegt werden, solange das Fieber steigt oder der Patient Schüttelfrost hat.

Was unterstützt die Genesung sonst noch?

Vor allem ist es wichtig, dem Körper Ruhe zu gönnen. Er braucht Zeit, um sich von der Infektion zu erholen. Am besten ist’s, bei Fieber im Bett zu bleiben. Ein kühler, gut gelüfteter Schlafraum ermöglicht erholsamen Schlaf. In jedem Fall müssen Menschen mit Fieber mehr trinken. Denn wer schwitzt, verliert viel Flüssigkeit. Neben Wasser sind Kräutertees gute Durstlöscher, zum Beispiel Erkältungstees in Arzneiqualität aus der Apotheke. Auch wenn der Appetit meist eher gering ist, kann man den Kalorienbedarf z.B. mit leicht verdaulichen und salzliefernden Keksen decken.

PS: Weitere Tipps zur schnelleren Rekonvaleszenz.

Wann raten Sie erwachsenen Fieberpatienten zum Arztbesuch?

Sobald Fieber ohne ersichtlichen Grund auftritt, sehr rasch ansteigt oder mit schweren Krankheitszeichen einhergeht und keins der hier genannten Mittel greift. Aber auch im Rahmen eines grippalen Infekts sollten Betroffene den Arztbesuch nicht auf die lange Bank schieben. Klettert die Temperatur auf 39 Grad Celsius oder höher, hält das Fieber länger als zwei Tage an oder tritt es wiederholt auf, sollte der Mediziner zurate gezogen werden.

PS: Auch ein wenig künstliches Fieber kann sehr hilfreich sein, um die Abwehr gegen Infekte im Vorfeld zu intensivieren, wie wäre es mal wieder mit ein bisschen Sauna?

Natürlich stehen wir Ihnen gern beratend zur Seite.

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Text mit freundlicher Genehmigung der S & D Verlag GmbH. Das komplette „Naturheilkunde & Gesundheit“ Heft bekommen Sie auch bei uns in der Apotheke.