Urtikaria – Raus aus den Nesseln

Urtikaria natürlich behandeln
Wer schon einmal in die Brennnesseln gefallen ist, kennt das Gefühl: die wässrigen Quaddeln auf der Haut brennen höllisch. Bei Nesselsucht kehrt dieser Juckreiz immer wieder – auch ohne Hautkontakt mit der haarigen Grünpflanze. Was Patienten auf natürliche Weise helfen kann, ist wirklich erstaunlich.

Steckbrief: Brennnessel (Urtica urens)

Die Brennnessel ist von der Wurzel bis zur Blattspitze mit Brennhaaren überzogen. Bei Hautkontakt gibt sie Nesselgift ab, das zwar unschädlich ist, aber wässrige Quaddeln hinterlässt. Mit ihren Inhaltsstoffen gilt sie als Heilpflanze, die entzündungshemmend und entgiftend, blutbildend und schmerzlindernd wirkt.
Inhaltsstoffe: Aminosäuren, Flavonoide, Mineralien (Eisen)
Anwendungsgebiete: allergische Hautausschläge, rheumatische Schmerzen, Blasen- und Harnwegsinfektionen.

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Jeder Fünfte in Deutschland leidet mindestens einmal im Leben an Nesselsucht. Der Mediziner sagt: Urtikaria. Die Hauterkrankung kann so plötzlich auftreten wie sie verschwindet. Manchmal kehren die juckenden Quaddeln immer wieder zurück – je nach Auslöser. Die Ursachen sind vielfältig, die Behandlungsmethoden auch.

Ein Interview von Stefanie Deckers mit Sonja Schmitz-Harwardt (Heilpraktikerin, Ernährungs- und Sporttherapeutin), sie behandelt Nesselsucht-Patienten auf ihre ganz eigene Weise.

Wie fühlt sich Nesselsucht an?
Patienten berichten von einem Gefühl, als würden sie in den Nesseln sitzen. Die Bläschen auf der Haut können klein wie Stecknadelköpfe sein oder groß wie eine Handfläche. Wenn sich Quaddeln bilden, weiten sich die Blutgefäße und werden durchlässig. Flüssigkeit tritt ins Gewebe über. Die Haut spannt unangenehm. Typisch für die Hauterkrankung ist der furchtbare Juckreiz.
Wir unterscheiden jedoch zwischen akuter und chronischer Nesselsucht. Wenn die Hautausschläge immer wieder zurückkehren, liegen meist noch andere Begleiterkrankungen vor.

Sind in den Begleiterkrankungen auch die Ursachen zu suchen?
Nicht unbedingt. Jeder Arzt und Heilpraktiker sollte bei Nesselsucht-Patienten die gesamte Krankengeschichte erfragen. Manchmal liegen chronische Entzündungen oder Infekte, Allergien oder Unverträglichkeiten vor. Viele Betroffene sind zusätzlich mit dem Magenkeim Helicobakter pylori belastet, der als Auslöser für Urtikaria gilt.
Bei der Nesselsucht wissen wir, dass bestimmte Immunzellen (Mastzellen) entzündungsfördernde Botenstoffe ausschütten. Histamin ist hauptverantwortlich für den typischen Juckreiz, für die Hautrötungen und Schwellungen. Dass die Mastzellen derart überschießen, kann eine Reaktion auf bestimmte Stoffe sein: Nahrungsmittel, Medikamente, Farb-, Zusatz- oder Konservierungsstoffe.
Histaminhaltige Lebensmittel bilden Säuren. Fleisch, Broterzeugnisse aus Weißmehl, Zucker, Alkohol, aber auch vermeintlich Gesundes wie Sauerkraut und andere vergorene Speisen sollten Patienten vorerst meiden, bis die Ursache gefunden ist.
Die Ursachen können nämlich auch Außenreize sein: Kälte genauso wie Wärme. Jede körperliche Anstrengung, die große Erschütterung mit sich bringt, kann einen Urtikariaschub auslösen. Stress – ob körperlich oder seelisch – ist ohnehin der Krankheitsfaktor Nr. 1.
Nesselsucht-Patienten sollten am besten ein Tagebuch führen, um ihren ganz persönlichen Auslöser zu enttarnen. Ziel sollte sein, die Ursache zu finden und nicht ewig an den Symptomen herumzudoktern. Ansonsten führt die Hauterkrankung schnell zum sozialen Rückzug. Viele Betroffene mögen sich draußen nicht mehr zeigen, weil sie sich für ihre Hautausschläge schämen. Das möchten wir vermeiden.

Was raten Sie als Naturheilpraktikerin?
Die Naturheilkunde kennt Therapiestränge, die woanders ansetzen als die Schulmedizin. Schulmediziner geben Nesselsucht-Patienten oft Kortison. Wir versuchen es auf die sanfte Art. An erster Stelle steht eine Säure-Basen-Regulation mit einer gründlichen Darmsanierung. So stärken wir die Leber-Nieren-Funktion. Die Haut ist nämlich ein Ausscheidungsorgan. Sie zeigt uns mit den Bläschen und Quaddeln, dass im Körper etwas im Ungleichgewicht ist. Um die innere Reinigung zu verstärken, gebe ich Schüßler-Salze. Die Nr. 2 (Calcium phosphoricum) ist das Salz bei Ausschlägen und Juckreiz. Nr. 3 (Ferrum phosphoricum) lindert Entzündungen der Haut. Bei wässrigen Bläschen hilft Nr. 8 (Natrium chloratum). Ein Hautmittel aus den Ergänzungssalzen ist Nr. 24 (Arsenum jodatum). Es wirkt auf den gesamten Organismus, am meisten aber auf die Haut.

Auch die Homöopathie hat einen ganzheitlichen Ansatz. Bekanntlich heilt sie Ähnliches mit Ähnlichem. Brennnessel-Extrakte liegen dem homöopathischen Mittel Urtica urens zugrunde. Sie wirken blutreinigend und ausleitend. Aus phytotherapeutischer Sicht ist die Brennnessel das Heilkraut der Wahl. Das mag erstaunlich klingen, weil die Hautausschläge bei Urtikaria den Brennnessel-Quaddeln so sehr ähneln. Die Inhaltsstoffe der Pflanze aber wirken wie ein natürliches Antihistaminikum. Brennnesseltee oder -kapseln aus der Apotheke können den Juckreiz mindern und die Schwellungen nehmen.

Lässt sich bei akuten Schüben auch äußerlich etwas für die Haut tun?
Dann sollten Betroffene ausschließlich basisches Wasser mit einem pH-Wert über 7 zum Waschen benutzen. Basische Salben neutralisieren Säuren in der Haut und schenken Feuchtigkeit. Sie enthalten Mineralstoffe, die es dem Körper leicht machen, Giftstoffe auszuleiten. Zinkhaltige Cremes wirken beruhigend und wundheilend auf die Haut. In der Apotheke gibt es eine große Auswahl.

Stichwort: Stress als Auslöser. Was haben Belastungen mit Hautquaddeln zu tun?
Jede Erkrankung trägt eine Botschaft in sich. Wir kennen viele bildhafte Ausdrücke. Bei Schnupfen haben wir gründlich die Nase voll von Stress und anderen belastenden Dingen. Bei der Nesselsucht geht es um das Thema Abgrenzung. Wenn wir es seelisch nicht mehr schaffen, uns von negativen Einflüssen zu distanzieren, übernimmt es die Haut für uns. Mit den Quaddeln grenzen wir uns von anderen ab. Dann kann es hilfreich sein, die eigene Lebensführung zu hinterfragen. Nesselsucht hat – wie jede andere Hauterkrankung auch – eine starke psychische Komponente, die wir in jeder Behandlung berücksichtigen müssen. Reduzieren Sie Stress, das wirkt sich auch auf das Hautbild aus.

Sprechen Sie uns bei Fragen an, wir beraten Sie gern.

Naturheilkunde & Gesundheit
Text mit freundlicher Genehmigung der S & D Verlag GmbH. Das komplette „Naturheilkunde & Gesundheit“ Heft bekommen Sie auch bei uns in der Apotheke.